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R I T U A L E
Gutenachtgeschichten
geben nicht nur Kindern
Halt und Geborgenheit.
Der verlässliche Ablauf
der Storys hilft auch uns
beim Entspannen
Beim Essen:
Schon das Kerze-Anzünden beim Frühstück kann ein klei-
nes Ritual sein, das die Stimmung hebt – Botschaft: Es ist
finster draußen, aber ich mache es drinnen gemütlich.
Eine Studie der University of Minnesota kam zudem zum
Ergebnis, dass feste symbolische Handlungen vor dem
Essen Nahrungsmittel köstlicher erscheinen lassen. Zer-
teile ich etwa eine Schokolade liebevoll in Stückchen und
lege dann nur ein paar davon auf einen Teller, erlebe ich
das Ganze viel intensiver. Das Gleiche gilt natürlich auch
für Käse, Kuchen etc.
Mit der Familie:
Schulbrote schmieren, zum Sport bringen, zu Hausaufgaben
antreiben: Mit Kindern nimmt die Taktung zu. Verbindli-
che gemeinsame Mahlzeiten zur selben Zeit sind
hier ein Ritual, das mehr Wirgefühl erzeugt. Der
viel zitierte Familientherapeut Jesper Juul
­ (1948–2019) betont in seinem Ratgeber „Essen
kommen“, dass dieses Ritual zum guten emo-
tionalen Klima beitrage, denn selbst wenn
gestritten wird, so ist es der verlässliche Platz, wo
wichtige Themen auf den Tisch kommen. Kinder
lieben Wiederholungen: Sie vermitteln ihnen
Geborgenheit. Neben der klassischen Gute-
nachtgeschichte oder einem Abendlied kann
man sich auch andere Rituale überlegen, die der
Familie guttun: Sind alle zu Hause, erst mal fünf
Minuten „Kuscheln und Wuscheln“ auf dem
Sofa, jeden Mittwoch selbst gemachte Pizza oder
einmal im Monat zusammen einen Plan schreiben, was man
die nächsten vier Wochen gemeinsam erleben will, jede und
jeder darf einen Vorschlag durchsetzen.
Entspannt in den Abend
Zu Hause ankommen:
Rituale sind großartig, um Dinge bewusst zu starten oder zu
beenden. Anselm Grün schreibt in einem Gastbeitrag für
das Magazin „Focus“ so schön: „Rituale schließen eine Tür
und öffnen eine Tür. Viele schließen die Tür der Arbeit nicht
zu. Daher kann die Tür des Feierabends, die Tür zum eige-
nen Haus, zur eigenen Familie nicht aufgehen. Sie stehen
gleichsam immer im Durchzug. Doch das tut weder der
Seele noch dem Leib gut. Sie bringen die Probleme von der
Arbeit mit nach Hause. So sind sie nicht wirklich
präsent.“ Vier ganz einfache Rituale, um wirk-
lich anzukommen: 1. Sich komplett umzie-
hen, sobald man die Schuhe abgestreift hat.
2. Erst einmal ein paar Minuten allein sein,
bevor man sich auf den oder die anderen
daheim bewusst einlässt. 3. Schon vorher
Abstand nehmen, indem man alle Probleme
aus dem Job vor der Tür des Büros in einen
virtuellen Mülleimer wirft und sich von
„Wissenschaftler konnten
zeigen, dass die Durch-
führung von Ritualen
Ängste minimiert.“
ihnen gedanklich verabschiedet. 4. Eben-
so kann helfen, den Schreibtisch –
besonders im Homeoffice – aufzuräu-
men oder ihn schon so vorzubereiten,
Fachärztin für Psychosomatische
Medizin Dr. Aglaja Stirn
dass man am nächsten Morgen einen
guten Start hat.
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FOTOS iStock (2), Stocksy (4), Julia Martin/Abtei Münsterschwarzach, Franzi Molina/BühlerHealthCare AG

























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