Page 4 - Trude und Bärbel .....Männerblues!!!
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Friedhelm: „Tod??? Oh mein Gott!!!! Würdest Du ihr    ungewohnt schnell und zielorientiert in Richtung des
          das zutrauen? Sie wird doch wohl nicht…“              Hauses  ihrer  gemeinsamen  Freundin  in  Bewegung
                                                                setzte.
          Bärbel:  „Darauf  lasse  ich  es  nicht  ankommen.  Auf
          keinen  Fall!  Nach  der  Schneckentraub  Geschichte   Es war einer dieser Tage, an dem die für ihre Region
          letztens, überlasse ich nichts mehr dem Zufall.“      unverkennbaren  Felsformationen  von  Wolkenfetzen
                                                                umgeben  waren.  Traumhaft  schön,  aber  unwirtlich.
          Friedhelm: „Ach der Herr, in den Ihr Beide verknallt
                                                                Am Abend zuvor hatte es geregnet, doch nun schien
          wart?  Gibt  es  noch  irgendetwas,  was  ich  wissen
                                                                die  Sonne  so stark,  dass  die  Feuchtigkeit  zu  schnell
          sollte?“
                                                                verdunstete und schwül in den Felsspalten festhing.
          Bärbel: „Nö, nicht so direkt. Sie hatte ihr Handy hier   Seitdem  Trude  hier  lebte,  faszinierte  sie  dieses
          vergessen.  Ich  hab  da  mal  vorsichtshalber  so  ne   Szenario. Allerdings war es nicht ihr Plan, verheult und
          App….“                                                tot unglücklich hier rumzusitzen. Sie hatte das Gefühl,
                                                                sich äußerlich nicht bewegen zu können, sogar völlig
          Friedhelm:  „Spinnst  Du?  Verstehe  ich  richtig?  Du
                                                                erstarrt zu sein, wobei ihr Inneres nicht stillstand und
          kannst sie orten? Worauf wartest Du?“
                                                                zu  explodieren  drohte.  In  ihr  tobte  ein  Krieg.  Man
          Bärbel: „Auf den Gerichtsbeschluß?“ Bärbel grinste…   denkt,  es  sind  Minuten  vergangen,  dabei  sind  es
                                                                Sekunden.  Alles  gerät  aus  dem  Gleichgewicht.  Ein
          Nach langem Hin und Her und klettern auf die Bank,    Gegensatz,  den  sie  schon  so  oft  erlebt  und  immer
          um genügend Empfang zu haben, zeigte sich endlich     wieder  unermesslich  unter  diesem  Zustand  gelitten
          ein   blauer   Punkt   auf   der   Karte.   Kleiner   hatte. Ein Gefühl, als wäre es ihr unmöglich, auch nur
          Wermutstropfen: Am vermeintlichen Auffindeort ging    eine  Sekunde  weiter  zu  existieren.  Nicht  weil  sie  es
          es steil nach unten, was den beiden die Dringlichkeit   nicht  wollte,  sondern  weil  sie  das  Gefühl  hatte,  ihr
          zum Handeln verdeutlichte.                            Körper  würde  jeden  Moment  seine  Funktion
                                                                einstellen. Die einzige Rettung war ihr Wissen, dass
          Friedhelm: „Ich weiß, wo das ist. Eigentlich müsste
          die  Stelle  wegen  Einsturzgefahr  gesperrt  sein.  Ich   dieser  schmerzhafte  Zustand  ausschließlich  auf  der
                                                                Funktionalität biochemischer Prozesse beruhte.
          fahre sofort los. Wenn die Sache gut ausgeht, seid Ihr
          mit  Euren  Männergeschichten  aber  mal  bissel      Trude  hörte  Schritte  hinter  sich.  Im  Bruchteil  einer
          vorsichtiger.  Müsst  Euch  nicht  immer  gleich      Sekunde setzte ihr Überlebensinstinkt ein. Sie rückte
          unsterblich  verlieben.  Und  bitte  etwas  mehr      spontan vom Felsvorsprung weg, auf dem sie saß und
          Realismus in der Auswahl Eurer Probanden. Das Gras    drehte sich um.
          ist in der Ferne auch nicht grüner als vor Eurer Nase.“
                                                                Trude: „Was tust Du denn hier?“
          Bärbel:  „Ich  weiß,  dass  Du  vernarrt  in  sie  bist.  Du
          musst das nicht immer wieder betonen.  Ich glaube     Friedhelm: „Du hast ja tatsächlich ein Motorrad!“
          übrigens,  ich  kenne  den  Übeltäter!  So viele  gibt  es
                                                                Trude: „Und Du bist nur hergekommen, um das zu
          nicht,  die  infrage  kommen  könnten.  Letzte  Woche
                                                                überprüfen?“
          habe  ich  sie  jedenfalls  mit  einem  gut  gebauten
          Exemplar im Kaffee sitzen sehen.“                     Ein  leichtes  Lächeln  zog  sich  über  Trudes  Gesicht.
                                                                Leider brachte das ein paar Tränen zum Kullern, was
          Friedhelm: „Ok, das will ich gar nicht näher wissen.
                                                                Friedhelm keineswegs verborgen blieb.
          Ich  fahre  los.  Bleib  bitte  erreichbar  und  bring  den
          Typen nicht um. Jedenfalls nicht, bevor ich mit ihm   Friedhelm: „Bärbel und ich haben uns unglaubliche
          fertig bin.“                                          Sorgen gemacht. Ich kann noch nicht fassen, dass ich
                                                                von dieser Frau und mir bezogen auf einen gleichen
          Bärbel:  „Ich  sehe,  wir  verstehen  uns.  Ganz  meine
                                                                Gedanken rede.“
          Wellenlänge.“
                                                                Friedhelm  rückte  ein  paar  Schritte  von  Trude  weg,
          Friedhelm  verleierte  die  Augen  und  fuhr  mit
                                                                damit sie nicht mitbekam, was gesprochen wurde, als
          quietschenden  Reifen  Richtung  Elbsandsteingegend.
                                                                sein Telefon klingelte.
          Laut Bärbels schnüffel App, saß Trude irgendwo in der
          Nähe des Pfaffensteins und überlegte hoffentlich noch   Bärbel: „Ich war in Trudes Wohnung. Und ehe Du was
          eine Weile, bevor sie etwas fürchterlich Dummes tat.   sagst, ich weiß, wo der Schlüssel liegt. Die Tür lebt
          Im  Rückspiegel  sah  er  noch,  wie  Bärbel  sich    also noch.“
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