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GM WANG HAO GEWINNT SHARJAH MASTERS 2017
Text: IM Dmitrij Kollars
Fotos: Maria Emelianova
„Erwachen eines Wunderkinds“: Diese Schlagzeilen durchwehten die Schach- welt, als ein weitgehend unbekannter, titelloser Jugendlicher namens Wang Hao das Dubai Open 2005 vor 53 star- ken Großmeistern mit 7/9 Punkten ge- wann. Der Chinese stieg bald darauf als eines ihrer jüngsten Mitglieder in die Weltelite auf, wurde Landesmeister Chinas und triumphierte in Supertur- nieren wie dem Biel Masters. Nach ei- ner Zeit der Stagnation gewann er nun das bereits in seiner ersten Ausrichtung hochkarätige Sharjah Masters und gab seiner Karriere an ihrem Startpunkt, in den Arabischen Emiraten, einen neuen Schub. Reichten 7 Punkte damals für den Sieg, kamen beim Sharjah Masters 2017 in einem turbulenten Schluss- spurt 6 Spieler auf die selbe Punktzahl.
Erlebte das Sharjah Masters als neu- estes Superopen mit Starspielern wie Wojtaszek, Kryvoruchko und Naiditsch in diesem Jahr seine Premiere, ist das Schachleben mit Turnierevents aller Art schon lange in der Millonenstadt Scharjah verwurzelt. Erst im Febru- ar dieses Jahres nahm hier die FIDE- Grand-Prix-Serie 2017, der Eintritt in den mehrstufigen WM-Zyklus, seinen Anfang.
Das mit 60000$ dotierte Sharjah Mas- ters bildet in diesem Jahr das Mittel- stück eines Trikolons hochrangiger Veranstaltungen, denn neben dem vor- hergehenden Grand-Prix am selben Ort findet im Anschluss das 19. Dubai-Open in der benachbarten Küstenmetropole statt. Herberge des Sharjah Masters war eines der Schaustücke der Stadt: Der örtliche Schachklub. In steinerne Gemäuer gehüllt, reiht ein prunkender Palastbau an seiner Vorderseite sechs
hochragende Türme in Form und Farbe der Eckfigur aneinander. Landesflag- gen, verschlungene Ornamente und Wandbemalungen führen von dort aus in die Marmor gepflasterten Säle des größten Klubhauses der Schachwelt. Am Austragungsort herrschten damit beste Spielbedingungen, so fasst allei- ne der Hauptraum des Vereins mehr als 500 Spieler.
Die Veranstalter entschieden sich für einen temporeichen Modus: Nicht nur beschleunigten sie das herkömmliche Schweizer System, auch verkürzten sie die gebräuchliche Fischer-Bedenk- zeit um eine Zeitkontrolle, den Spielern standen also nur 100 Minuten + 30 Se- kunden Inkrement pro Partie zu. Recht beschwerlich verlief der Auftakt des Opens, dem schlicht ein erheblicher Teil der fast 300 angekündigten Teilnehmer fernblieb, darunter die Topgesetzten Mamedyarov und Bacrot.
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R O C H A D E E U R O PA MAI 2017