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sharjah
Ein Blick in den Spielsaal des Sharjah Chess Clubs
Zahllose Spieler der schwarzen Sei- te lauern inzwischen daurauf, den von Theorielasten durchschimmerten Mar- schall-Komplex anzuwenden, während ihn die Gegenseite nicht weniger häu- fig umschifft.
Zu einer Tabija des vergangenen WM- Kampfes in New York entwickelte sich folglich die bescheiden anmutende Zugfolge 8.h3 Lb7 (8...d6 9.c3 entert die klassischen Hauptsysteme des Spa- niers ein und vermeidet den Marschall- Angriff.) 9.d3. Ohne seinen Vorteil letztlich zu realisieren, überspielte Carlsen seinen Herausforderer in der dritten Partie mit 9...d6 und glich spä- ter mühelos durch 9...d5 10.exd5 Sxd5 aus.
Beim HD Bank Open in Ho-Chi-Minh- Stadt versuchte Wang kürzlich selbst erfolglos, Karjakins Spiel nach dem Randbauernzug zu verbessern und wandte sich nun, nach mehrminüti- gem Nachdenken dem dritten Haupt- zug, 8.a4, zu.
8.a4 Lb7 9.d3 d5
Das flexible 9...Te8 wurde vom Groß- meistergespann Blatny und Adams als Gast in die Turnierpraxis geladen, wäh- rend der unumstrittene Experte der Variante Evgeny Tomashevsky das ge- läufigere 9...d6 10.Sbd2 Sa5 11.La2 c5 mit der zweischneidigen Folge 12.Sf1 bxa4!? bevorzugt.
Auf Sethuramans häuslich vorbereite- ten Marschall-Vorstoß scheint die Stel- lung weniger gut abgestimmt zu sein.
10.exd5 Sxd5
XABCDEFGHY 8r+ wq trk+( 7+lzp vlpzpp' 6p+n+ + +& 5+p+nzp + % 4P+ + + +$ 3+L+P+N+ # 2 zPP+ zPPzP" 1tRNvLQtR mK ! xabcdefghy
11.Sbd2!?
Wang entwirft einen Pfad, der vorbei an den möglichen Klippen einer gegne- rischen Heimananalyse führt, der aber genauso die kritische Annahme des Gambits übergeht.
Als vor allem unbesetzte Tische und kampflose Punktgewinne für Aufsehen sorgten, musste ausgerechnet der nach seinem starken Abschneiden im Grand Prix gefeierte Lokalspieler Saleh Salem eine bittere Niederlage hinnehmen. Über mehrere Stunden suchte er nach Wegen, seinen Mehrbauern zu verwer- ten, nur um mit einer Unachtsamkeit ein Hilfsmatt zu spinnen, das ihn ge- gen seinen nominell klar unterlegenen Opponenten auf der Stelle aufgeben lies. In der Stadt, in der er 2008 seine letzte Großmeisternorm erzielt hatte, schien ihm nun ein desaströses Turnier bevorzustehen. Stattdessen nahm Sa- lem aber die schwere Ausgangslage zur Steilvorlage und schaffte es nach einem Sturmlauf in der zweiten Turnierhälfte noch weit nach vorne.
Die Beschleunigung des Paarungssys- tems ließ den Favoriten kaum Auf- wärmzeit und Atempause. Früh kam es zu offenen Paarungen, besonders inter- essierten dabei die Aufeinandertreffen von Toptalenten und Topgroßmeistern. R Praggnanandhaa, der 11-jährige Hoff- nungsträger Indiens, hielt dem Druck im ersten Turnierdrittel beharrlich stand, als er gleich drei schlechte End- spiele gegen Großmeister der Top 100 halten konnte.Mit der Turniermitte nis- teten sich drei andere Spieler am Wip- fel der Tabelle ein: Der stark aufspielen- de Ukrainer Martin Kravtsiv, der mit 5,5
aus 6 Punkten zunächst unaufhaltsam schien, der immer wieder überraschen- de Adhiban Baskaran, dessen Formkur- ve von Turnier zu Turnier wilde Schlen- ker zieht und nun wieder nach oben zeigte sowie der spätere Sieger, Wang Hao. Neben Siegen gegen schwächere Opposition verschaffte ihm vor allem sein risikoreiches, im Schlussakt der fol- genden Partie glänzend belohntes Spiel ein Polster auf die Konkurrenz ein.
K k
GM H.Wang 2683 GM S. P. Sethuraman 2629
Spanische Partie [C88]
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0–0
XABCDEFGHY 8r+lwq trk+( 7+ zppvlpzpp' 6p+n+ sn +& 5+p+ zp + % 4 + +P+ +$ 3+L+ +N+ # 2PzPPzP zPPzP" 1tRNvLQtR mK ! xabcdefghy
Eine der aus schwarzer Sicht wenigen Eröffnungen, welche den Titel des “An- griffs” trägt, ergibt sich nach 8.c3 d5.
MAI 2017
ROCHADE EUROPA
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