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Historisches Kalenderblatt 5/2025
A m 29. Mai 1950 übergab eine Kom- meister Egon Wirth (Obermaschinist), vom 18. und 19. Juli 1950 und Nr. 11/50
mission des Ministeriums der See- kriegsflotte der UdSSR unter Kapitän 1. Ranges (KptzS) M.F. Krochin sechs Räumboote (R-Boote) des Typs R 43 der Kriegsmarine (ex 3. Räumboot-Flottille) an eine Regierungskommission der DDR unter Vorsitz des stellvertretenden Minis- terpräsidenten Heinrich Rau. Der DDR- Kommission gehörten an: Volkspolizei- Inspekteur Felix Scheffler und Volkspoli- zei-Kommandeur Wilhelm Friedrichs. Die Sowjetische Kontrollkommission vertrat
Seepolizei-Meister Kurt Hollatz sowie die Seepolizei-Anwärter Gerhard Döring und Erfried Zielinski. R-3 wurde wegen des guten Ausbildungstandes für den ersten Besuch von SED-Generalsekretär Walter Ulbricht bei der Seepolizei am 20. August 1950 ausgewählt. Die Fahrt bis Höhe Dorn- busch auf Hiddensee verlief in ruhiger See ohne technische Probleme. Dage- gen offenbarte die See-Ausbildung des Räumverbandes unter Seepolizei-Oberrat Alfred Schneider erhebliche Mängel. Z.B.
vom 27. Juli 1950. Der Befehl Nr. 15/50 vom 9. August 1950 enthielt 13 Ernennungen (VP- Kommissar, VP-Meister, VP-Hauptwacht- meister, VP-Oberwachtmeister) vom Boot R-3 und 4 Mann vom Boot R-4. Hierbei han- delte es sich überwiegend um ehemalige Angehörige der Kriegsmarine.
Im Oktober 1950 verlegten vier R-Boote zur Werftreparatur in die Hansewerft Wis- mar, zwei in die Rostocker Neptunwerft. Die Besatzungen bezogen in Baracken und Zelten Quartier. Ende November 1950 verlegten die R-Boote nach Wol- gast. Im Juli 1951 erfolgte die Bestückung mit Bordgeschützen 20-mm-Flak 38 Zwil- lingslafette (Vorschiff) und 20-mm-Flak Ein- zellafette (hinter Deckshaus). Einige Boote hatten auf dem Vorschiff die 20-mm-Flak 29 Einzellafette Oerlikon.
Im April 1951 begann die 17-monatige Aus- bildung für das Minenräumen. Die Besat- zungen übten auf der Kurpromenade von Zinnowitz das Aus- und Einbringen der Räumgeräte. Sie erhielten so eine Vorstel- lung über den Aufbau eines ausgebrach- ten Räumgeschirrs in See. Anstelle der Fahrt in See zogen die Männer an Tauen befestigte Bojen und Scherdrachen auf dem Strand in die Räumposition. Diese Demonstration erregte auch das Interesse der Urlauber. Der erste Minenräumeinsatz eines Verbandes der Seestreitkräfte fand vom 6. September 1952 bis 15. Januar 1953 in der Pommerschen Bucht statt. Gefah- ren wurde mit Scherdrachenräumgerät (SDG/R) und Kabelfernräumgerät (KFRG). Innerhalb von 4 Monaten wurde in 24 Über- läufen ein Seegebiet von 15 sm Länge und 0,54 sm Breite geräumt. Einige R-Boote kamen dann als Schulboote mit der Bord- Nr. 811 bis 816 zur Unterführer-und Mann- schaftsschule Parow. Sie gingen 1956 außer Dienst. 7
Skizze eines Räumbootes des Typs 218
Kapitän 3. Ranges (KKpt) E. I. Leleko. Die R-Boote der Kriegsmarine waren gemäß Teilungsvorschlag der drei Siegermächte über die deutsche Flotte der UdSSR am 15. Oktober 1945 in Swinemünde überlas- sen worden. Die Übergabe fand im Hafen Parow statt. Die R-Boote mit der Typbe- zeichnung 218 bildeten den Grundstock von Minenräumkräften in der Aufbau- phase der Marine. Alle R-Boote erreich- ten mit eigener Maschinenkraft Parow. Sie befanden sich in einem äußerst desola- ten technischen, optischen und hygieni- schen Zustand. Eine Werftinstandsetzung war dringend notwendig. Seepolizei-Oberrat Wolfram Zuch war ers- ter Chef der Räumflottille. Die Besatzun- gen der Boote R-1 bis R-6 mit der Bord- Nr. 511 bis 516 bereiteten sich in Schu- lungen und Rollentraining auf die See- ausbildung vor. R-3 mit Kommandant, Seepolizei-Rat Heinz Kühne, durfte als ers- tes Boot Anfang August 1950 den Strela- sund verlassen und die Nase in die Ost- see stecken. Zur ersten Besatzung gehör- ten: die Seepolizei-Kommissare Hans Wild (1. Wachoffizier) und Ernst Schulz (Leiten- der Ingenieur), Seepolizei-Oberwacht-
verursachte R-6 beim An- und Ablegen des in See vor Anker liegenden Bootes R-3 eine Havarie. Verschuldet durch den Wachoffizier von R-6, Seepolizei-Kommis- sar Schmidt. Er gab in seinem Personalbo- gen an, bei der Kriegsmarine als Steuer- mann gefahren zu sein. Tatsächlich trug er dort die Uniform als Musiker, er blies Trompete.
Zuversetzungen und Ernennungen der R-Boot-Besatzungen in der Aufstellungs- phase dokumentieren Personal-Befehle der HV Seepolizei, u.a. Nr. 5/50 und 6/50
Räumboot Typ 218 mit Tarnanstrich
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