Page 59 - Strategie Sonderheft 2021
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Es
lohnt hinter den Vorhang zu schauen!
auf dem städtischen Recyclinghof. Bis heute wird der Schrott eher weniger aufbereitet sondern exportiert oder verbrannt. Al- lerdings sind aktuell einige ‘Aufbereiter‘ tätig. Beispiel: Aurubis. Alle Metalle und Elektronikbauteile werden gesammelt, sortiert und aufbereitet und als ‘Wertstoff‘ zur Weiterverarbeitung dem Markt wieder zugeführt. Dieses Geschäftsmodell kann man als ‘Kreislauf‘ interpretieren.
Refurbed macht es ähnlich, arbeitet allerdings in einer ande- ren Liga: Kunde kauft und bringt das Gerät zurück, es wird überholt und weiter verwendet (Second Life Concept). Über die so bezeichneten ‘Refurbisher‘ sorgt dieses Unternehmen für eine zweite Lebenszeit eines gebrauchten Elektronikgerätes.
In Jahren ausgedrückt: Die Teile sind 3 bis 5 Jahre länger in Ge- brauch. Das ist nicht unbedingt ein ‘Kreislauf‘ - aber es kommt der Idee schon recht nahe.
Damit stellt sich die gesellschaftliche Frage: Was wollen wir, was brauchen wir? Wettbewerb bringt Fortschritt. Sicher. Was sind aber die Kosten dieses Fortschritts? Kann durch bes- sere Bepreisung eine ehrlichere Kostenverteilung erfolgen? Die Probleme sind erforscht und somit bekannt, sie werden aber ausgeblendet. Was ist also der Engpass? Ist es einfach eine bessere Organisation der Prozesse oder ist es unsere Art
zu Denken? Ist die Vorstellung, dass Wachstum das allein seelig machende Konzept ist, noch zeitgemäß? ExO Organi- sationen und Konzepte, die genau auf diese exponentiellen Mechanismen abheben, unterstützen Denkmuster denen wir in Zukunft eher nicht folgen sollten...?
• Die Rolle der Politik. Die Gesetzgeber haben durchaus Einfluss auf die Verhaltensweisen der Hersteller. Durch Re- geln und entsprechende Gesetzesdurchsetzungsmechanis- men könnte viel Unfug vermieden werden. In Singapur wird jeder Verstoß gegen das Abfallgesetzt mit hohen Strafen belegt. Bei uns liegen die Zigarettenkippen und sonsti-
ger Müll überall herum. In anderen Ländern ist das noch schlimmer. Wir haben das Problem der Bestrafung und der Zwangsbeglückung angesprochen und diskutiert!
Anmerkung: Als Moderator stelle ich die Frage, wie wir als Bürger „Wirkung‘ erzeugen können. Schritt eins ist sicher, dass das Problem ‘sichtbar‘ gemacht werden muss. Im zweiten Schritt schreiben Menschen z.B. Journalisten Texte. Und dann?
• Die Rolle der Konsumenten. Die Konsumenten könn- ten viele Entwicklungen beeinflussen, wenn sie nicht
so unglaublich bequem wären. Wie gerade auch in den Pandemietagen erkennbar, sind viele Menschen extrem rücksichtslos. Das Problem der Lenkung lässt sich ein gutes Stück über Gesetze und den Preis regeln. Das setzt aber
das Einverständnis voraus, dass wir alle das auch so wollen. Das wir die Bereitschaft einbringen, die gesellschaftlichen Standards anzuerkennen und weiterzuentwickeln. Und gerade daran scheint mir ein begrenzender Faktor zu liegen. Haltung und Werte haben sich stark verändert! Ein Problem des Systems? Der Bildung? Oder geht es uns allen zu gut? Ist es Zufall, dass mich diese Sätze an den Zerfall des alten römischen Reiches erinnern?
nehmen produzieren nutzen wegwerfen
Wir denken weitverbreitet sehr linear
nehmen
sammeln aufbereiten weiterverwenden wiederverwenden
produzieren
nutzen
Von Linear nach Circular
neues Produkt
Die einfache Idee: Endpunkte der Linie nehmen und einen Kreis denken!