Page 57 - Strategie Sonderheft 2021
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Wertschöpfung: Circular gedacht
Die Bedeutung zirkularer Wertschöpfung liegt darin, dass die vier wesentlichen Prinzipien
• zirkulares Design (Abfall raus, Tauschwert rein)
• Langes Produktleben (Stoffe besser nutzen)
• Besitz weicht Zugang (Teilen. Leihen. Zurückgeben.)
• Regenerative Nutzung der Stoffe und Pflege der Ressourcen
dazu beitragen sollen, Materialien und Produkte länger im Markt zu halten, um dadurch Rohstoffe einzusparen bzw. durch Wiederaufbereitung eine Art zweiten Lebenszyklus (2nd Life-Concept) möglich zu machen. Das führt zu zir- kularen Lieferketten bzw. Wertschöpfungsnetzwerken. Die längeren Lebenszyklen, Leihplattformen (Sharing Ökonomie) und die stoffliche Aufbereitung der verwendeten Materialien schaffen Arbeitsplätze, sparen aber auch Energie und Roh- stoffe. Andere Abrechnungsformen betreffen die Geldströme und sorgen dafür, dass Verantwortung neu definiert und or- ganisiert werden muss. Konsequent wurde die Fragestellung auf diesen Zusammenhang ausgerichtet:
Welche Hebel können eingesetzt werden damit die (Automotive) Beteiligten mehr Verantwortung für ihre Produkte übernehmen?
Ein wirksamer Hebel ist die Gesetzgebung. Über Quo-
ten kann die Menge festgelegt werden, die pro Auto dem Recyclingprozess über eine entsprechende ‚Rückhollogistik‘ zugeführt werden soll. Ob nun Teile wiederverwendet oder gleich geschreddert und dann dem Rohstoffmarkt zugeführt werden sollen - es wurden jede Menge Argumente dafür und dagegen genannt - hängt sehr vom Einzelfall ab. Das brachte uns zum zweiten Hebel:
Eine Organisation, die für das Einsammeln und Verwerten zuständig ist (Beispiel: Renault die über eine Tochterfirma 325 Leute für das ‚Weiterverwerten‘ einsetzt und damit heu-
te einen Umsatz von über 100 Millionen Euro erwirtschaftet. VW baut in Salzgitter an einem ähnlichen Projekt). Einig waren sich die Teilnehmer, dass letztlich der Hersteller die Verantwortung für seine gelieferten Produkte übernehmen sollte. Das geht dann gut, wenn Produkte nicht einfach ‚nur‘ verkauft werden, sondern als Teil eines Systems gegen Leih- gebühr zur Nutzung geliefert werden. Das kann für das Auto aber auch für dessen Teile beispielsweise ein Motor oder für einen Sensor gelten. Es gibt viele Beteiligte in dieser Bran- che und das erfordert eine gute Kommunikation (Stichwort: Zugang statt Besitz).
Finanzielle Anreize (Steuer, Prämien, Investitionsgelder)
sind von der EU-Kommission im Rahmen des Aktionsplanes bereits angedacht. Desweiteren ist das Verbraucherverhalten für eine sinnvolle Entwicklung wichtig. Wo nötiges Wissen über die Zusammenhänge fehlt (zu diesem Gedanken liegen einige Kommentare in der Chat-Funktion vor) muss im Rah- men der (Schul) Ausbildung nachjustiert werden. Auch ein weites Feld. Der Punkt, dass der Autohandel eine zukunfts- weisende Funktion als Anbieter von Mobilität übernehmen kann, wurde von einigen Teilnehmer arg bezweifelt. Wobei zu dieser Frage sicher zwischen einem Mercedes Händler und ’Sonstigen’ zu differenzieren ist.
Am Ende dieses interessanten Abends stellten wir uns dann gemeinsam noch einmal die Frage: Was machen wir jetzt mit den Erkenntnissen? Die berufliche Verwertung scheint in einigen Fällen gegeben. Zusätzlich können wir das Wissen über die Wirkungen der Kreisläufe vertiefen. Dazu sei die Lektüre vom VDI (siehe Anhang) empfohlen.
Die Teilnehmer sind der Meinung, Themen dieser Art zu vertiefen. Zu viele Menschen sind sich der Zusammenhänge nicht wirklich bewußt. Also werden wir weitere Veranstal- tungen zu den Schwerpunkten beispielsweise Bau, Food, Textil vorbereiten. Siehe auch Infos im aktuellen Buch „Let´s Go Round - 33 Circler Ideen“ ( https://l2c.gr8.com/ ).