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74 | Region KÖLN/BONN
Drei Fragen an ...
Andrea Hankeln
Andrea Hankeln 61 Städte und Kommunen: Was macht den Kulturstandort Regi-
on Köln/Bonn aus und wo liegen seine Besonderheiten?
Leitung Referat Regionale Kultur-
politik Der Kulturstandort Region Köln/Bonn ist eine von zehn so genannten Kul-
Ministerium für Kultur und turregionen in Nordrhein-Westfalen. Alle zehn Regionen sind unterschiedlich.
Wissenschaft des Landes Bei der Kulturregion Köln/Bonn – die im Rahmen der Regionalen Kulturpolitik
Nordrhein-Westfalen (RKP) als Rheinschiene bezeichnet wird – ist das Besondere, dass mit Köln und
Düsseldorf zwei sehr große Städte vertreten sind, ebenso wie weitere Großstäd-
te wie z. B. Bonn und Leverkusen, aber auch kleinere Städte und Gemeinden.
Die Herausforderung ist, bei der Förderung allen Gebietskörperschaften und
Akteuren gerecht zu werden. Dabei ist das wichtigste Kriterium die Vernetzung
und Kooperation von Akteuren. Das können die Städte und Gemeinden sein, es
können aber auch Akteure aus der Freien Szene kooperativ zusammenarbeiten,
um die Kultur in der Region zu stärken und sichtbarer zu machen. Ein sehr gu-
tes Beispiel für eine gelungene Vernetzung und Kooperation in der Rheinschiene
ist das Projekt „Käpt’n Book“. Es vernetzt mehr als 25 Städte und Gemeinden
miteinander, die jedes Jahr ein großes Lesefest für Kinder und Jugendliche auf
den Weg bringen. Die Stadt Bonn übernimmt hier die Antragstellung und orga-
nisiert die zentralen Veranstaltungen, aber das Projekt ist ein Gemeinschaftspro-
jekt von allen Beteiligten. Dies zeigt, dass auch in einer stark städtisch geprägten
Region vernetzte Projekte funktionieren können.
Von Offenbach über Beethoven bis zu Humperdinck: Welchen
Vorteil bieten die Themenjahre für die regionalen Akteure und
ihre Zusammenarbeit?
Die Themenjahre bieten eine optimale Möglichkeit, eine vernetzte Zu-
sammenarbeit auszuprobieren, und sind damit gerade in einer Region wie der
Rheinschiene von besonderer Bedeutung. Gemeinsam werden Strategien und
übergreifende Maßnahmen entwickelt, gleichzeitig kann sich jeder Akteur eine
gewisse Unabhängigkeit bewahren und einige Schwerpunkte setzen. Die The-
menjahre können so zu Piloten für weitere gemeinsame Aktivitäten werden.
www.mkw.nrw Was sind die Zukunftsfragen, die den Kulturstandort Region
Köln/Bonn aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren bewegen?
Aus Sicht des Förderprogramms RKP ist es wünschenswert, dass sich die
Akteure in der Rheinschiene noch stärker miteinander vernetzen – vor allem
die größeren Städte mit ihrem Umland. Käpt’n Book als gelungenes Beispiel für
eine strukturelle Zusammenarbeit vieler verschiedener Partner sollte Nachahmer
finden. Schön wäre, wenn deutlich wird, dass Vernetzung nicht nur einigen, son-
dern allen Beteiligten Vorteile bringt. In dieser Hinsicht kann sich die Kultur-
region Rheinschiene noch weiterentwickeln. Aus Sicht der Landeskulturpolitik
sind grundsätzliche Themen, die alle Regionen betreffen, in den nächsten Jahren
z. B. Teilhabe, Digitalisierung, neuer Zirkus, Urban Art sowie die Fragen des
kulturellen Erbes und der Provenienz. Hier gibt es überall großen Entwicklungs-
bedarf und ein hohes Entwicklungspotenzial.