Page 42 - SitzPlatzFuss GESUNDHEIT
P. 42

[70Hund & Gesundheit schilddrüsenfunktionsstörungen
  Die Diagnostik von Schilddrüsenfunktions- störungen wird dadurch erschwert, dass zahlreiche Erkrankungen, die nicht in der Schilddrüse lokalisiert sind, Einfluss auf die Konzentration der Schilddrüsenhor- mone haben können.
  funktion Auswirkungen auf multiple Organe haben. Bei über 70 Prozent der Hunde manifestiert sich die Erkrankung in Form metabolischer und dermatologischer Veränderungen. Verhaltensauffälligkeiten, Beschwerden des Magen-Darm- Trakts, Herz-Kreislauf- oder Nervensystems, der Augen oder Fortpflanzungsorgane können ebenfalls beobachtet werden.
Erkrankte Hunde sind häufig lethargisch, träge oder geschwächt. Sie zeigen eine reduzierte Bewegungsfreude, Gewichtszunahmen und seltener eine Kälteintoleranz. Der- matologisch lassen sich häufig Entzündungen der Haut, sym- metrisch oder asymmetrisch ausgeprägte Fellverluste oder der sogenannte „Rattenschwanz“ erkennen, der durch Fellver- luste der Rute gekennzeichnet ist. Weniger häufig neigen die Hunde zu trockenem, brüchigen Fell, einer gesteigerten Pig- mentierung der Haut oder Entzündungen des äußeren Gehör- gangs. Auch Schwäche, Im-Kreis-Drehen, Krampfanfälle, Koordinationsschwierigkeiten, Durchfall oder Verstopfung sind mögliche Symptome. Das extrem variable Erscheinungs- bild, das aus einzelnen Symptomen oder einem Symptom- komplex bestehen kann, erschwert die klinische Diagnostik.
Hürden der diagnostiK
Die Diagnostik der Schilddrüsenunterfunktion des Hun- des ist besonders anspruchsvoll. Jedes Testverfahren birgt das Risiko falsch positiver oder falsch negativer Ergebnisse, sodass gesunde Hunde als krank, kranke Hunde aber auch als gesund eingestuft werden können. Die Testergebnisse dürfen daher nie isoliert interpretiert werden, sondern müssen immer unter Berücksichtigung der klinischen Symptomatik beurteilt werden. Liegen keine Beschwerden vor, ist eine Bestimmung der Schilddrüsenparameter daher nicht sinnvoll.
Die Diagnostik wird dadurch erschwert, dass zahlreiche Erkrankungen, die nicht in der Schilddrüse lokalisiert sind, Einfluss auf die Konzentration der Schilddrüsenhormone haben können. Dazu zählen zum Beispiel Morbus Cushing, Diabetes mellitus, Tumoren, Herz-, Leber- und Nierener- krankungen. Sie alle beeinflussen die Hormonkonzentration und können eine Unterfunktion der Schilddrüse vortäuschen.
Bestimmte Medikamente wie kortisonhaltige Präparate, Schmerzmittel, Diuretika, Betablocker und Sulfonamide kön- nen die Hormonkonzentration im Blut ebenfalls beeinflus- sen. Dies ist diagnostisch besonders wichtig, da Hunden mit
 bei 95 Prozent der erkrankten Hunde auftritt, ist eine erwor- bene Erkrankung, die durch eine Entzündung oder Atro- phie (Rückbildung) der Schilddrüse ausgelöst wird. Seltenere Ursachen sind eine tumoröse Erkrankung der Schilddrüse, eine Metastasierung des umliegenden Gewebes oder der Ein- fluss bestimmter Medikamente. Bei der Hälfte der Hunde, die an einer primären Schilddrüsenunterfunktion erkrankt sind, liegt eine entzündliche Reaktion der Schilddrüse vor, die infolge einer Autoimmunreaktion des Körpers entsteht. Sym- ptome treten erst in Erscheinung, wenn mehr als 75 Prozent des Schilddrüsengewebes zerstört sind. Aufgrund der langsam fortschreitenden Entzündungsreaktion kann es daher Jahre dauern, bis die Hunde klinisch auffällig werden. Besonders häufig sind Australian Shepherds, Beagles, Boxer, Cocker Spa- niels, Dalmatiner, Deutsch Drahthaar, Dobermänner, English Setter, Golden Retriever, Malteser, Pointer, Riesenschnau- zer, Rhodesian Ridgebacks und Shetland Speedogs betroffen.
Bei der Atrophie, deren Ursache bisher unbekannt ist, wird das Schilddrüsengewebe durch die Einlagerung von Fettge- webe ersetzt. Ob es sich dabei um das Endstadium einer Ent- zündung oder um eine eigenständige Schilddrüsenerkrankung handelt, ist bisher umstritten.
Deutlich seltener ist die sekundäre Schilddrüsenunterfunk- tion des Hundes, die an dieser Stelle nur kurz erwähnt sei. Sie wird durch Traumata, Tumoren oder Missbildungen der Hirnanhangsdrüse, Morbus Cushing, Strahlentherapie oder den Einfluss von Kortisonpräparaten ausgelöst.
symptomatiK
Da die Rezeptoren der Schilddrüsenhormone nahezu in allen Organsystemen lokalisiert sind, kann eine Schilddrüsenunter-
 © CADMOS Verlag GmbH, alle Rechte vorbehalten!





















































































   40   41   42   43   44