Page 43 - SitzPlatzFuss GESUNDHEIT
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dermatologischen Beschwerden im Vorfeld häufig bereits über einen längeren Zeitraum Kortisonpräparate verabreicht werden. Weiterhin beeinflussen Alter, Körpergröße, Rasse, körperliche Anstrengung sowie Übergewicht und Trächtigkeit gesunder Hunde den Hormonhaushalt der Schilddrüse. Die Auswirkungen des Geschlechts und tageszeitlicher Schwan- kungen werden in der Literatur kontrovers diskutiert.
diagnostiK
Im Rahmen der Schilddrüsendiagnostik ist es unter Berück- sichtigung der klinischen Beschwerden zunächst sinnvoll, alle Erkrankungen, die eine Schilddrüsenunterfunktion vortäu- schen können, durch eine Blutuntersuchung auszuschließen. Zur Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut sollte ein Zeitpunkt gewählt werden, zu dem der Hund keine Medi- kamente erhält, die eine Interpretation verfälschen könnten. Gegebenenfalls ist nach Verabreichung der Präparate eine Wartezeit einzuhalten, bis die Medikamente abgeflutet sind.
Sinnvoll ist die initiale Bestimmung der Hormonkonzent- rationen von Gesamt-T4 und TSH im Blut des Hundes, zwei Parameter, die auch im weiteren Verlauf der Therapie regel- mäßig kontrolliert werden sollten. Ist der Gesamt-T4-Wert bei Hunden mit klinischen Beschwerden erniedrigt und der TSH-Wert erhöht, so kann der Literatur zufolge mit 82- bis 88-prozentiger Genauigkeit eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert werden. Ist das Ergebnis fraglich, kann der Test nach sechs Wochen wiederholt oder ergänzende Tests durch- geführt werden. Bleibt das Testergebnis zweifelhaft, ist ein diagnostischer Therapieversuch anzuraten.
diagnostiscHer tHerapieversucH
Nach Festlegung des Therapieziels und der Therapiedauer wird dem Hund täglich ein Schilddrüsenpräparat in angemes- sener Dosierung verabreicht. Regelmäßige Hormonbestim- mungen im Blut sind sinnvoll, um die Dosierung des Präpa- rats zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.
Beim Vorliegen einer Schilddrüsenunterfunktion bessern sich die Beschwerden, was jedoch in Abhängigkeit von der Symptomatik unterschiedlich lange dauern kann, sodass der Zeitraum des diagnostischen Therapieversuchs entsprechend
großzügig gewählt werden sollte. Lethargische Hunde wer- den unter der Medikation innerhalb weniger Tage wieder agil, bei Hunden mit Fellproblemen kann es hingegen drei Monate dauern, bis das Fell wieder nachwächst, und weitere zwei bis drei Monate, bis eine vollständige Besserung eintritt. Die Besitzer beobachten zu Beginn der Therapie gelegentlich einen vorübergehenden Fellverlust ihres Hundes, was prog- nostisch als positives Zeichen zu werten ist, sodass auf kei- nen Fall ein Therapieabbruch erfolgen darf. Das Ausmaß der Wesensveränderungen, geringgradig ausgeprägte Sym- ptome oder Verhaltensauffälligkeiten des Hundes, sind für den Besitzer häufig erst bei einer Beschwerdebesserung unter der Therapie ersichtlich.
tHerapieresistenz
Bessern sich die Beschwerden unter der Therapie nicht, müs- sen verschiedene Auslöser berücksichtigt und gegebenenfalls beseitigt werden:
Symmetrische oder asymmetrisch ausgeprägte Fellverluste gehören häufig zur Symptomatik der Unterfunktion.
Foto: Tierfotoagentur.de / Richter