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WIE LÄUFT EINE AKUPUNKTUR AB?
Vor einer jeden Behandlung mit Akupunktur stehen eine ausführliche Erhebung des Gesundheitszustands und die Stellung einer Diagnose, die bei Tieren sowohl eine westlich schulmedizinische, als auch eine chinesische umfassen sollte. Der Weg zu einer Diagnose ist in der chinesischen Medizin grundverschieden von dem Vorge- hen in der heutigen westlichen Medizin.
Der Tierarzt wird mithilfe von Bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT, MRT, Ultraschall), Laboruntersuchungen (Blut, Urin, Kot) und der körperlichen Untersuchung des Patienten zu einer Diagnose gelangen.
Der TCM-Therapeut benutzt seine Sinne, um anhand der Symptome, den gestörten Funktionen von Organen,
der äußeren Erscheinung des Patienten und der äußeren Untersuchung zur Diagnose von Störungsmustern der Lebensenergie Qi in den einzelnen Meridianen und Organen zu gelangen. Elementare Bestandteile sind etwa die Zungen- oder Pulsdiagnose, die Gesichtsdiagnose oder die Frage nach Kälte- oder Wärmeempfindungen beim Menschen, und hier sieht man schon die Probleme in der Übertragung der chinesischen Diagnostik auf den Hund, da sich der Hund ja nicht verbal mitteilen kann.
Die Befunde bzw. die Symptomatik einer Funktionsstörung oder einer Erkrankung werden nach 8 klassischen diagnosti- schen Kategorien Hitze – Kälte, Fülle – Schwäche, außen – innen und Yang – Yin analysiert. So entsteht eine Diagnose im chinesischen Sinn.
Diese sollte mit der schulmedizinischen Diagnose zusammengeführt werden, wonach dann der Therapieplan erstellt wird.
Früher wurde mit Gold- oder Silbernadeln akupunktiert. Aus hygienischen Gründen wird heute mit dünnen Einweg-Stahlna- deln gearbeitet, deren Einstich kaum spürbar ist. Die Nadeln werden gerade oder schräg eingestochen, geklopft und gedreht, um den Reiz zu verstärken.
Wie intensiv ein Punkt ist, hängt von der Genauigkeit,
mit der der Punkt getroffen wurde, ab und wie stark die Nadel bewegt wird. Wenn sehr heftige Schmerzen bestehen, werden mehr sogenannte Fernpunkte behandelt,
die auf dem entsprechenden Meridian weit entfernt vom eigentlichen Schmerzort, meistens an den Pfoten, liegen. Bei chronischen Schmerzen werden eher Nahpunkte genadelt, meist druckschmerzhafte Triggerpunkte um den Schmerzort herum.
Eine Akupunkturtherapie dauert zwischen 20–30 Minuten. Bei akuten Erkrankungen kann schon nach 1–2 Behand- lungen Besserung eintreten, bei chronischen Erkrankun- gen ist mit 10 oder mehr Sitzungen zu rechnen. Auch wenn der Hund nach einer Behandlung plötzlich und unerwartet beschwerdefrei sein sollte, muss er sich unbedingt noch schonen. Während und nach einer Akupunkturbehandlung wird der Hund müde sein und er braucht Zeit zum Regenerieren. Falls ein Hund ängstlich, nervös oder besonders schmerzempfindlich ist, bietet sich an, eine völlig schmerzlose Laserpunktur durchzu- führen.
Für Hunde mit chronischen schmerzhaften Gelenkerkran- kungen kann auch eine dauerhafte Goldakupunktur als Schmerztherapie in Erwägung gezogen werden.
WELCHE ARTEN VON AKUPUNKTUR GIBT ES NOCH?
Die Akupressur, lat. „acus“ (= Nadel) und „premere“ (= drü- cken) oder japanisch Shiatsu (Fingerdruck) ist auch ein wichtiger Teil der 5 Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin und eine sehr alte Therapiemethode.
Durch Drücken, Schieben, Kreisen, Klopfen und Massieren der Akupunkturpunkte mit der Fingerkuppe oder einem Stift wird der Punkt stimuliert und dadurch der Schmerz gelin- dert. Es kann sowohl mit sanftem als auch mit festem Druck behandelt werden.
Die Moxibustion ist das Anwärmen von Akupunkturpunkten durch Abbrennen von glimmenden Beifußzigarren. Die Blätter der Pflanze werden getrocknet, gereinigt und zu einem watteartigen Pulver verarbeitet. Die Hauptanwen- dungsgebiete der Moxibustion sind Erkrankungen von chronischem Charakter, z. B. chronische Bronchitis, chroni- sches Asthma, Depressionen, Schwächezustände nach chronischen Erkrankungen, chronische Diarrhö sowie Erschöpfungsreaktionen. Nach chinesischer Vorstellung kann hiermit das Yang gestärkt werden und Kälte und Leerezustände behandelt werden.
Bei der Ohrakupunktur, eine neuere und moderne Form der Akupunktur, wird über die Reizung bestimmter Punkte im
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