Page 9 - SitzPlatzFuss GESUNDHEIT
P. 9

 Auf die Frage: „Was ist Schmerz?“, weiß sicherlich jeder Mensch sofort eine Antwort, denn jeder hat schon einmal eine schmerzliche Erfahrung gemacht oder hatte über eine längere Zeit Schmerzen ertragen müssen. Schmerz ist eine komplexe subjektive Sinneswahrnehmung, und wie jeder einzelne Mensch damit umgeht und was noch als ertragbar empfunden wird, ist individuell sehr verschieden.
Die subjektive Schmerzempfindung des Hundes kann durch den Besitzer leider niemals vollständig nachvollzogen werden. Denn der Schmerz kann nicht genau gemessen wer- den, sondern es müssen aus den auftretenden Folgereaktio- nen des Hundes entsprechende Rückschlüsse auf seine Stärke gezogen werden. Das ist nicht immer einfach. Problematisch wird das Ganze, weil Tiere ihr Empfinden ja nicht mit Worten mitteilen können. Ob ein Tier Schmerzen hat und eine tierärzt- liche Behandlung benötigt, entscheidet letztendlich immer der Mensch.
WAS IST SCHMERZ?
Die internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (International Association for the Study of Pain, IASP) defi- niert den Begriff folgendermaßen: „Schmerz ist ein unange- nehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begrif- fen einer solchen Schädigung beschrieben wird“ (IASP 1979).
Der Schmerzforscher Manfred Zimmermann erweiterte die IASP-Definition 1986 um den folgenden Wortlaut: „Schmerz bei Tieren ist eine aversive Empfindungserfahrung, verursacht durch aktuelle oder potentielle Verletzungen (Schädigung), die ihrerseits schützende motorische und vegetative Reaktio- nen auslöst sowie erlerntes Meideverhalten bewirkt und das spezifische Artverhalten – einschließlich des Sozialver- haltens – modifizieren kann.“
Vergleicht man den anatomischen Aufbau des zentralen Ner- vensystems (Gehirn, Rückenmark) und des peripheren Nerven- systems (Nervensystem außerhalb des Gehirns und Rücken- marks), so lassen sich viele Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier feststellen, und es liegen viele Forschungsergebnisse vor, die eine große Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier bei auftretenden messbaren Reaktionen auf Schmerzreize belegen. Das bedeutet, dass Verletzungen, alle operativen Eingriffe und andere Erkrankungen bei einem Hund gleichermaßen Schmer- zen auslösen wie bei einem Menschen.
Schmerz ist aus biologischer Sicht eine nützliche und lebenserhaltende Reaktion des Körpers auf alle schädigenden Reize. Die können entweder von außen einwirken, beispiels- weise als Folge von Hitze, Kälte, Druck, Gewebeverletzung, oder im Inneren des Körpers entstehen, zum Beispiel als Ent- zündungen, Reizungen, mangelnde Durchblutung, Verschleiß- erscheinungen, Tumoren. Der Schmerz macht Mensch und Tier darauf aufmerksam, dass irgendwo im Körper etwas nicht
Das Nozizeptive System
DAS NOZIZEPTIVE SYSTEM
 Transduktion
Reiz/Schmerz
Transmission
Modulation
Gate ge- schlossen
Gate offen
Projektion
weniger Schmerzen
mehr Schmerzen
Perzeption
Zentrales Nerven- system
Noxe
afferente A-δ-Fasern
afferente C-Fasern
Quelle Buch: „Schmerzen beim Hund – Erkennen – Behandeln – Lindern“ von Renate Albrecht und Michaela Ender
        Rückenmark
   Quelle Buch: „Schmerzen beim Hund – Erkennen – Behandeln – Lindern“ von Renate Albrecht und Michaela
© CADMOS Verlag GmbH, alle Rechte vorbehalten!
47
                                E






































































   7   8   9   10   11