Page 229 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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Systemische Familientherapie
Die systemische Familientherapie wurde in der zwei-
ten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt und unter-
scheidet sich von anderen psychotherapeutischen Be-
handlungen dadurch, dass sie Probleme und Sorgen in-
nerhalb einer Familie nicht auf Einzelne zurückführt.
Stattdessen rückt die gesamte Familie in das therapeuti-
sche Blickfeld.
Jede Familie entwickelt, so die Vorstellung, ihr ganz
eigenes Verhaltensmuster. Probleme können dann auf-
tauchen, wenn das entwickelte System in irgendeiner
Weise fehlerhaft ist oder wenn ein einzelnes Familien-
mitglied sich nicht anpassen kann. Die Therapie bezieht
die drei Hauptebenen in Betracht, auf denen eine Familie
operiert:
den unmittelbaren Haushalt, wobei die Therapie sich
auf die Bewältigung interner familiärer Beziehungen
konzentriert;
Generationen übergreifendem Verhaltensmuster; wie
diese wiederholt werden und Mythen schaffen;
weiter gefasste Systeme, in denen Familien funktionie-
ren müssen, z. B. Schule, Arbeitsplatz und soziale Ein-
richtungen.
Die Konzentration auf die familiären Beziehungen be-
wirkt meist unmittelbare Problemlösungen. Durch die
Untersuchung Generationen übergreifender Verhaltens-
muster gewinnt eine Familie Selbsterkenntnis (die viel-
leicht langfristige Veränderungen ermöglicht) und die
Auseinandersetzung mit weiter gefassten Systemen, in
denen die Familie operiert, kann dabei helfen, die alltäg-
lichen Lebensumstände einer Familie zu verbessern.
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