Page 260 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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privaten Rahmen stattfinden, danach jedoch sind private
Treffen häufiger.
Untersuchungen aus dem Jahr 1981, die sich mit Be-
ziehungen zwischen Mann und Frau beschäftigen, zei-
gen, dass Frauen allgemein langsamer als Männer starke
Zuneigung entwickeln, aber schneller beschließen, dass
eine Freundschaft am Ende ist. Dies nennt man auch das
»Zuletzt-rein-zuerst-raus«-Prinzip.
Diese Diskrepanz ergibt sich daraus, dass Männer
nicht die gleiche Stufe an Intimität in einer Freundschaft
fordern und daher mit weniger Konflikten zu kämpfen
haben, wenn die Regeln gebrochen werden. Frauen hin-
gegen warten länger auf Zeichen dafür dass die Freund-
schaft das erforderliche Maß an Intimität erreicht hat und
sind schneller enttäuscht, wenn diese Intimität nicht auf-
rechterhalten wird.
Diese unterschiedliche Art der Interaktion kann
Freundschaften zwischen Mann und Frau problematisch
machen. Weitere Schwierigkeiten entstehen, wenn einer
der beiden die Beziehung zu einer sexuellen machen
möchte. Es kann aber auch sein, dass beide die Bezie-
hung auf eine romantischere Ebene verlagern wollen. In
der Regel wird sich die sexuelle Anziehungskraft ir-
gendwann als ein Problem erweisen. Reife Freundschaf-
ten können jedoch ebenso wie eine Ehe auch dann weiter
bestehen, wenn auf einer Seite unerfüllte Erwartungen
vorhanden sind — vorausgesetzt, dass sich beide dessen
bewusst sind.
Solche Probleme tauchen seltener auf, wenn sich kei-
ner der beiden vom anderen sexuell angezogen fühlt.
Frauen schließen z. B. häufig enge Freundschaft mit
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