Page 5 - Geschichte des Kostüms
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GROSSBRITANNIEN
NACH MITTE DES 16. JAHRHUNDERTS
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Zahllos sind die Bildnisse der Maria Stuart, infolge ihres leichtsinnig-
romantischen und tragischen Ruhmes. In vielen englischen und schottischen Schlössern
legte man nach ihrem Tode (1587) und in den nächsten Jahrhunderten Wert darauf,
ein Bildnis von ihr zu' besitzen, welches in die Familie durch ihr persönliches
Geschenk — angeblich — gekommen sei. Die allermeisten Gemälde und Stiche
sind indessen sehr mittelbare, aus schlechten Vorlagen weiter abgeleitete oder will-
kürlich auf Verschönerung bedachte Darstellungen. Den besten Porträtwert haben
die Zeichnungen und Bildnisse, die von ihr in Frankreich zu der Zeit entstanden,
als sie dort 1558— 1560 die junge Gattin des Königs Franz II. war. Dem damaligen
England und Schottland fehlte es noch an heimischen tüchtigen Malern. — Marias
Schönheit erscheint übrigens auf den authentischen Jugendbildnissen von Clouet
durchaus nicht überwältigend.
Abb. 1. (Links.) Franz II. von Frankreich und Maria. Englischer nachträg-
licher Stich, wenig wertvoll. Das Galakostüm der Königin ist einer
späteren englischen Zeit entnommen.
Abb. 2. (Mitte.) Gutes Bildnis Marias, um 1675. Von dem in England
sich zeitweilig aufhaltenden Italiener Federigo Zuccaro.
Abb. 3. (Rechts.) Bildnis zweifelhafter Zuweisung. Es wird auch auf Maria
Stuart's Mutter Maria von Lothringen gedeutet, was aus Kostüm-
gründen aber nur bei nachträglicher Darstellung möglich wäre.
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