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RUBRIK




























                                                                                            Erdölpipeline in Sibirien



          Saudi Arabien vorbei zum zweitgrössten Erdölproduzenten   hat, da diese primär den USA zugutekämen und sowohl
          der Welt aufzusteigen und zugleich seinen geopolitischen   Russland als auch Saudi Arabien dies mit dem Verlust von
          Einfluss in der Golfregion sowie im Mittleren Osten (insbe-  Marktanteilen bezahlt hätten. Doch die strategische Fehlent-
          sondere in Syrien und Irak) massiv auszubauen. Der Kreml   scheidung Setchins und Putins zum Ölpreiskrieg mit Riad
          versicherte offiziell, dass Russland auch geringere Erdölpreise   und die Unterschätzung der Auswirkungen der globalen
          von 25 bis 30 US-Dollar pro Fass für sechs bis zehn Jahre   Pandemie auf die weltweite Ölnachfrage und den Ölpreis-
          wirtschaftlich überleben würde. Der russische Haushalt in   verfall werden im russischen Staatshaushalt bis Ende des
          2020 basiert noch auf einem internationalen Erdölpreis von   Jahres zu offiziellen Verlusten in einer Grössenordnung von
          42 US-Dollar pro Fass. Zudem hat Russland seine Finanz-  75 Milliarden US-Dollar führen – inoffiziell werden noch
          reserven über seinen nationalen Wohlstandsfonds auf mehr   weitaus höhere Verluste beziffert, da derzeit die Auswirkun-
          als 170 Milliarden US-Dollar und Gold- sowie Währungsre-  gen der Pandemie auf Russland und sein schlechtes Gesund-
          serven in einem Umfang von 580 Milliarden US-Dollar aus   heitssystem kaum beziffert werden können.
          seinen Öl- und Gaseinnahmen erweitert. Damit schien Mos-
          kau auf den ersten Blick für den Ölpreiskrieg sowohl gegen   US-SCHIEFERÖLFÖRDERUNG – VOR DEM WIRT-
          Riad als auch gegen Washington gut gerüstet. Saudi-Arabien   SCHAFTLICHEN KOLLAPS?
          bereitete sich allerdings darauf vor, den eigenen Haushalt   Im Zeitraum 2016 bis 2019 konnte die US-Rohölförderung
          auf einem Erdölpreis von lediglich zwölf bis 20 US-Dollar   um weitere 3,4 Millionen Fass pro Tag auf ein Förderniveau
          auszurichten. Doch während Riad seine tägliche Erdölförde-  von 13,1 mb/d bis März 2020 zunehmen und gegenüber
          rung innerhalb kürzester Zeit um 2,5 mb/d erhöhen kann,   jenem vor dem Beginn der Schieferölrevolution in 2010
          sind dies auf russischer Seite lediglich 500.000 b/d auf 11,8   faktisch verdoppeln. Dies hat Präsident Trump – zusammen
          mb/d, was zudem eine längere Zeit der Umsetzung benötigt.  mit dem Ausbau der Schiefergasförderung und zunehmen-
                                                              der Flüssiggasexporte (LNG) – zur Proklamation einer
          RUSSLAND – VERALTETE ÖLFÖRDERANLAGEN                „Energie-unabhängigkeit“ und sogar weltweiten „Energie-
          Das mittelfristige Problem Russlands ist jedoch, dass seine   dominanz“ verleitet. Inzwischen wird ein Rückgang der
          neueren Investitionen und die Förderung in der Arktis   US-Schieferöl-förderung um bis zu 7,5 mb/d bis Ende 2020
          zu den weltweit teuersten gehören. Zudem sind die alten   erwartet. Doch im Gegensatz zum letzten Ölpreiskrieg der
          Erdölfelder schon heute zunehmend erschöpft und konnten   Saudis gegen die US-Schiefergasförderung in 2015 haben
          nur durch aufwendige Investitionen in neuere Technologi-  sich die finanziellen Rahmenbedingungen geändert, auch
          en auf einem höheren Förderniveau gehalten werden. Die   wenn die Fracking-Unternehmen wie zuvor ihre Förderung
          Erschliessung neuer Erdölfelder (einschliesslich unkonven-  im Gegensatz zu traditionellen Ölförderern sehr flexibel
          tionellen Erdöls wie Schieferöl) benötigt jedoch riesige neue   hoch- und herunterfahren können. Anders als in früheren
          Investitionen sowie US-Technologien und Erfahrungen der   Jahren können die kleineren und jüngeren Fracking-Firmen
          amerikanischen Schieferölkonzerne. Dieses ist jedoch seit   nicht länger auf billige Kredite zurückgreifen. Zwischen
          den US-Sanktionen infolge der russischen Krim-Annexion in   2008 und 2018 haben US-Schieferölproduzenten rund 400
          2014 nicht länger möglich. Als Schlüsselfigur beim jüngsten   Milliarden US-Dollar über Kredite investiert, ohne dass
          Ölpreiskrieg mit Saudi Arabien wurde der Chef des Ölkon-  diese bisher grösstenteils zurückgezahlt worden sind. Gleich-
          zerns Rosneft, Igor Setchin ausgemacht, der seit langem die   zeitig war die Geduld der Banken hinsichtlich der weiteren
          Einbindung Russlands in OPEC+-Förderkürzungen kritisiert   zeitlichen Aufschiebung für die Rückzahlung der gewährten



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