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PANDEMIE-DOSSIER
– dort liegen sieben der zehn grössten Containerhäfen der
Erde, und es fehlen Arbeiter für den Transport von Waren,
erste jetzt kommen sie nach und nach wieder zur Arbeit
zurück. Für die Autobranche ist China der wichtigste Absatz-
markt, im Februar brach er nahezu zusammen. Immerhin:
In Wuhan, Ursprung der globalen Krise und Standort vieler
Zulieferer, dürfen wichtige Unternehmen wieder produzie-
ren. Bis die Lieferketten wieder reibungslos laufen, dürfte es
noch Monate dauern.
ERDÖL - SO BILLIG WIE LANG NICHT MEHR
Die Nachfrage nach Erdöl ist stark gesunken. Folge des Aber auch die Aktienhändler freut’s indirekt. Gehen zwar
Produktionsstillstands in vielen Ländern. Und um die Preise Jobs verloren, wegen der Unsicherheiten in den Banken
entstand Streit zwischen Russland und der OPEC. Jeder für und den stark fallenden Aktienkurse der Banken selbst, so
sich in der Krise… Russland weigerte sich, seine Förderung wickeln Broker dennoch viel mehr Transaktionen ab, weil
drastisch zurückzufahren. Saudi-Arabien, Opec-Anführer- die Aktienkurse generell stark schwanken – und das bringt
land, erhöhte die Produktion sogar, um den Russen zu zei- Umsatz.
gen, wer das Sagen hat. Das drückt die Wirtschaftsstimmung Mit kaltem Schauer im Nacken beobachteten weltweit alle
im Reich Putins nach unten, nicht gut für den Herrscher, der Anleger wie die grossen Indizes (Dax Deutschland, SMI
gerade jetzt via Verfassungsreform seine Herrschaft langfristig Schweiz, Dow Jones USA, S&P USA, NASDAQ USA,
sichern will. Auch viele KMU-Ölförderer in den USA, oft S&P/TSX Kanada, FTSE GB, RTS Russland, CAC Frank-
hoch verschuldet, geraten in Existenznot. reich, Nikkei Japan, SCI China, IBEX Spanien, Hang Seng
Hing Kong, ASX Australien, Straits Times Singapur, Bovespa
Brasilien, Senex Indien, Euro STOXX Europa) in den letzten
Wochen Kursverluste bis 36 % (im 3-Monatsvergleich) hin-
nehmen mussten – Flucht aus den Aktien, panikartig, war
die Folge – und nur langsam erholen sich einzelne Märkte
und Firmen vom Schock.
GEFWINNER GIBT ES AUCH
Wer Desinfektionsmittel und Schutzkleidung herstellt, wie
auch Apotheken und Drogerien, Lebensmittelhersteller
und -händler, Online-Lieferdienste, Streamingdienste wie
Netflix, ebenso dazu wie Videokonferenzanbieter, verzeich-
nen boomende Umsätze in nie gekannter Höhe. Ihre Ange-
stellten machen Überstunden und arbeiten am Wochenende.
Lieferengpässe vermerken sie nur, wenn sie ihre Vorprodukte Besonders heftig läuft der Wettbewerb unter den Pharma-
oder Rohstoffe aus China beziehen. und Biotechfirmen. Weltweit arbeiten Wissenschaftler in
Unternehmen und Forschungsinstituten daran. Der Verband
der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) spricht von 16
Projekten und neun Unternehmen, die an einem Impfstoff
forschen.
Mehr als ein Dutzend Projekte sind der Entwicklung von
Medikamenten gegen das Coronavirus gewidmet. So testet
das US-Pharma- und Biotechunternehmen Gilead Scien-
ces den Wirkstoff Remdesivir, der gegen Ebola hilft, und
das japanische Unternehmen Takeda will aus dem Blut
von Menschen, die das Virus überstanden haben, ein neues
Medikament entwickeln. Die Aktien beider Unternehmen
zogen kurz vor dem Börsencrash stark an, jetzt steigen auch
die Werte von Roche wieder an, nach einem desaströsen Ab-
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