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LUFTVERTEIDIGUNG
Mockup des neuen NGF-Superfighters.
Das „Future Combat Air System“ ist mehr als ein Flugzeug. Vor- im vergangenen Dezember ausgeräumt, als die französische
gesehen ist ein integriertes System, das Drohnen, Kampfflugzeu- Safran Aircraft Engines und die deutsche MTU Aero Engines
ge, Satelliten sowie Kommando- und Kontrollflugzeuge verbin- sich über die Aufteilung des Projekts einigten. Die jetzt bewil-
det. Zentrale Einheit des Systems ist der Next Generation Fighter ligten Gelder von rund 77 Mio. Euro machen den Weg frei
(NGF), das Kampfflugzeug des FCAS. Bis 2026 sollen flugfähi- für die Auftragsvergabe an projektbeteiligte Firmen wie Das-
ge Prototypen des NGF gebaut werden. Als Kampfflugzeug der sault, Airbus und Thales. Allerdings sind an die Mittelfreigabe
sechsten Generation wird es mit Tarnkappentechnik, einem ad- Bedingungen geknüpft. Zeitgleich mit dem FCAS-Programm
aptiven Vielseitigkeitstriebwerk (ADVENT), Netzwerkfähigkeit, soll ein anderes deutsch-französisches Rüstungsvorhaben vo-
mit Cyberkriegsfähigkeiten und auch mit Energiewaffen ausgerüs- ranschreiten: das Kampfpanzerprojekt „Main Ground Com-
tet sein. Im Kampfeinsatz operiert die Maschine als Wirkverbund bat System“ – MGCS. Bei diesem Waffensystem sind näm-
aus Kampfjet und Drohnenschwarm. Die bemannte Maschine lich deutsche Rüstungsfirmen federführend.
befiehlt, die unbemannten Luftvehikel (auch „Remote Carriers“ Einen Ausblick darauf, wie die anderen Komponenten des
genannt) transportieren schwere Waffen, attackieren Kommunika- FCAS-Verbunds aussehen könnten, liefert das LOUT-Projekt
tionseinrichtungen oder lenken die Flugabwehr des Gegners auf von Airbus. LOUT steht für „Low Observable UAV Testbed“:
sich. Der Kampfjet ist also das zentrale Glied dieses Systems. Schwer Detektierbares UAV-Testobjekt. Die Testergebnisse,
Dahinter steht eine Übereinkunft von Deutschland, Frankreich die mit dem LOUT erzielt werden, sollen in die Entwicklung
und Spanien zur Entwicklung des FCAS. Bereits Im Juni 2019 des „Future Combat Air System“ eingehen.
hatten die Länder bei der öffentlichen Vorstellung eines Mockups
des NGF auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget ein
Agreement dazu unterzeichnet. Jetzt haben die einzelnen Staaten
die ersten Tranchen des Entwicklungsbudget gesprochen. Zustän-
dig für die Entwicklung des FCAS ist ein Konsortium aus EU-Fir-
men, geführt von Airbus und Dassault Aviation. Im Jahr 2040 soll
das gesamte Waffensystem die Eurofighter- und Rafale-Jets der
deutschen und französischen Luftstreitkräfte ersetzen.
STREIT UNTER BRÜDERN?
Das FCAS-Programm war bisher von einigen Auseinandersetzun-
gen begleitet: deutsche Firmen fürchten, Frankreich könnte die
Federführung und somit grössere Anteile an dem wichtigen Rüs-
tungsvorhaben übernehmen. Doch nun scheint der Streit ausge-
räumt, denn eine wichtige Hürde für das FCAS-Programm wurde FCAS Tarnkappendrohne .
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