Page 12 - Weihnachtsausgabe 2018_DEMO
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                                                                 Langes Fädchen- faules Mädchen


                                                                  vernähen  und  dann  ei-   den.  Das  Ergebnis  war
                                                                  nen neuen einfädeln. Wer  bedauernswert  und  wur-
                                                                  glaubte,  dass  ein  langer  de  von  der  Lehrerin  oft
                                                                  Faden  eine  Zeitersparnis  mit einem lauten Seufzer
                                                                  darstellte, weil man sich  wieder  in  Ordnung  ge-
                                                                  das  mehrmalige  Einfä- bracht.  Es  gab  natürlich
                                                                  deln  sparte,  hatte  sich  auch  völlig  unbegabte
                                                                  verrechnet.  Ein  langer  Mädchen,  die  schon  da-
            Das  Spinnen  und  Stricken  musste  gelernt  sein.  Ein   Faden  verwickelte  sich  mals  andere  „Flausen“
            gleichmäßiger  Faden  war  dafür  das  beste  Zeichen.  ständig  und  musste  im- im Kopf hatten, als brav
            Daneben wurde die Wolle gleich verstrickt zu Jacken   mer  und  immer  wieder  das Fädchen zu spinnen.
            und Socken, zum Schutz vor der Kälte im Winter.       auseinandergedreht  wer- Ein  solches  Verhalten
            Das  Handarbeiten  war                                                           stieß auf völliges Unver-
            für  ein  junges  Mädchen                                                        ständnis und wurde nicht
            ein  elementares  Können                                                         toleriert. Die Geduld der
            für  seine  Zukunft.  Das                                                        Hauswirtschaftslehrkräf-
            Nähen, Stricken und auch                                                         te,  war  Gott  sei  Dank
            das  Spinnen  von  Wolle                                                         schier    unerschöpflich
            sollte  die  spätere  Haus-                                                      und  verdient  heute  noch
            frau  begeistern  können.                                                        höchsten Respekt.
            Praktisch  die  gesamte                                                          Heute  dient  die  Handar-
            Tisch.-  und  Bettwäsche,                                                        beit  der  Freizeitbeschäf-
            aber auch viele Teile der                                                        tigung  und  weniger  der
            Garderobe  waren  selbst-                                                        Versorgung. Obwohl,- so
            genäht und gestrickt und  Nähkurs  in  der  Weitau.  Bis  heute  erfreuen  sich  die   etwas  Selbstgemachtes
            somit  Unikate.  Diese  selbstgenähten Kleidungsstücke größter Beliebtheit.      hat schon seinen Reiz....
            Fertigkeiten  wurden  von  und  sie  in  einer  Truhe
            den  Müttern  schon  im  oder einem Schrank auf-
            Kindesalter  weitergege-   zubewahren, um sie nach
            ben  und  in  der  Jugend  der  Hochzeit  und  dem
            mit Hilfe der Arbeitsleh-  Umzug  ins  eigene  Heim
            rerinnen  perfektioniert.  griffbereit zu haben.
            Die Vorbilder waren auch  Das  Motto  der  Lehre-
            hier ausschlaggebend für  rinnen  lautete:  „Langes
            das  Gelingen  der Arbei-  Fädchen-  faules  Mäd-
            ten. Die Mädchen began- chen!“  Denn  man  sollte
            nen ihre Aussteuer in jun-  zum Nähen einen kurzen
            gen  Jahren  anzufertigen  Faden verwenden, sauber




               Advent- u. Weihnachtsausstellung











                    Reitherstr. 33 • Kitzbühel, Tel. 05356/63058

                                                                     Armin Gurschler
                    Montag bis Samstag 8 - 18 Uhr geöffnet           Sterzinger Platz 1 · A-6370 Kitzbühel ·  Tel.: 0 53 56 / 62 571
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