Page 17 - Aude Sapere 02.2020
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Beiträge zur klassischen Homöopathie
Kasuistiken mit Krankheiten aus dem HNO-Bereich, die mittels konventioneller Therapie nicht (oder kaum) besserbar sind
Der Ansatz der Klassischen Homöopathie klingt auf den ersten Blick eigenartig und vielversprechend zu- gleich: mit einer einzigen Arznei soll es dem Patien- ten sowohl körperlich als auch psychisch besser ge- hen. Wer so etwas behauptet, wird sofort mit Arg- wohn betrachtet. Denn: Welche Methode kann
das schon? Das muss doch Scharlatanerie sein. An- hand von fünf Kasuistiken aus der Praxis, die Durch- schnittspatienten eines jeden Allgemeinmediziners, HNO-Arztes oder Kinderarztes widerspiegeln, möch- ten wir zeigen, wie ein homöopathischer Arzt arbei- tet, wie hoch er sich die Latte in der Behandlung steckt und natürlich auch, wie befriedigend das Er- gebnis für Arzt und Patient sein kann, wenn diese Latte auch tatsächlich übersprungen wird.
Fall 1: 38-jährige Patientin mit chronischer Sinusitis
Die Patientin konsultierte mich erstmals im Sommer 2010 wegen einer chronischen Sinusitis frontalis, die seit 5 Jahren bestand und die gesamte kalte Jahres- hälfte zu ständigen und mitunter intensiven Proble- men führte. Jede geringste Wind- oder Kälte-Exposi- tion führte sofort zu einer Exazerbation. Unterschied- liche Antibiotika hatten keinerlei Langzeiteffekt. Am schlimmsten waren die Beschwerden prämenstruell
– in dieser Phase war sie auch gereizt, ängstlich und weinerlich. Es wurde Sepia Q9 (1x/Woche) verschrie- ben, das die Sinusitis schon im Jahr darauf deutlich besserte. Mittlerweile ist die Patientin seit vielen Jah- ren unter steigenden Q-Potenzen im Winter beschwer- defrei. Auch das seit Jahren bestehende PMS wurde deutlich besser.
Besonders interessant ist, dass bereits zwei andere
Homöopathen Sep. C200 gegeben hatten, das nicht oder nur kurz gewirkt hatte, was wohl daran lag, dass die Patientin in regelmäßigen Shiatsu-Behandlungen war, die – wie andere energetische Behandlungsme- thoden – meiner Erfahrung nach oft die homöopathi- sche Arznei stören. Durch die regelmäßige Gabe der Q-Potenz kann man diesem Problem aus homöopathi- scher Sicht gut entgegen treten.
(MacRepertory 4.5 mit zahlreichen Ergänzungen von André Saine und Christoph Abermann)
Fall 2: 47-jährige Patientin mit Tinnitus und Finger- gelenksarthrosen
Der Tinnitus bestand als heller Pfeifton beim Erstge- spräch 2005 schon seit über einem Jahr – ohne Aus- löser. Dazu schmerzhafte Schwellungen der Fingerge- lenke v.a. die PIP-Gelenke, links mehr als rechts. Auf ihren Charakter befragt, erzählt die Patientin, sie habe ein Helfersyndrom: als es vor einigen Jahren Hochwas- ser in einem 50 km entfernten Ort gab, meldete sie sich freiwillig und arbeitete dort so lange, bis sie durch die ständige Durchnässung krank wurde. Außerdem sei sie sehr ängstlich um die Familie und beschreibt sich als pingelig. Zu diesem – v.a. psychischen – Sym- ptomenbild passte die Arznei Carcinosinum am besten.
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