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 FOKUS | Open Data | 22
Steuern
mit
Daten
Mobilitätsdienstleister Bolt kennt auf Basis datengestützter Analyse-Tools die Nachfrage für seine Angebote, bevor das erste Fahrzeug am Standort rollt
B evor die Geschäftsführung des Mobili- tätsdienstleisters Bolt grünes Licht für einen neuen Standort gibt, analysieren die IT-Experten riesige Mengen an Daten. „Wir
wollen vorab genau wissen, wie stark die Nach- frage für unser Angebot ist“, sagt Dustin Williams, Head of Public Policy für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei der Bolt Technology. Antwor- ten suchen die Analysten auf Fragen wie: Zu wel- chen Uhrzeiten und an welchen Tagen sind wie viele Pendler unterwegs? Wie stark sind Busse und Bahnen ausgelastet? Wie gut wird der ÖPNV in Ferienzeiten genutzt, zum Beispiel auch von Touristen?
„So können wir unseren operativen Betrieb auf der Buchungsplattform optimal planen“, so Williams. Dafür nutzt das Unternehmen in Eigen- regie generierte Daten, aber auch Open Data, also frei zugängliche Regierungs- und Verwaltungs- daten. „Da der Staat plant, baut und täglich rie- sige Mengen an Menschen befördert, sammelt er zahlreiche Daten, die, egal welcher Branche, hel- fen können, ihr Geschäftsmodell zu optimieren oder etwa Abläufe zu beschleunigen.“
Am Anfang stand die Taxifahrt
Bolt wurde 2013 in Estland gegründet und bot anfangs ausschließlich Taxifahrten an. Nach und nach erweiterte das baltische Mobilitätsunterneh- men sein Portfolio um Mietfahrzeuge, E-Scoo- ter- und E-Bike-Verleih, Carsharing und Liefer- dienstleistungen und bietet diese Services über eine App an. Heute bringt Bolt seine Kunden in 45
Ländern in rund 250 Städten ans Ziel. Das Unter- nehmen besitzt keine eigenen Wagen, sondern vermittelt lediglich Fahrzeuge. Dazu arbeitet Bolt zum Beispiel in Berlin mit Taxi-Unternehmen zusammen, bei denen die Fahrer angestellt sind. Die Fahrer können sich auf der Bolt-Plattform registrieren und sich damit einen weiteren Ver- triebsweg erschließen. Der vom Land festgelegte Taxi-Tarif gilt auch für über Bolt bestellte Wagen. Bei den lizensierten Mietwagen hingegen können die Preise abhängig von Angebot und Nachfrage schwanken, werden aber schon vor Abschluss der Buchung in der App angezeigt.
Sein Deutschlandgeschäft steuert Bolt von Berlin aus mit inzwischen 120 Mitarbeitern. In Deutschland arbeiten rund 500 Beschäftigte, weltweit sind es 4.500. In Berlin haben die Esten jüngst zudem einen Engineering Hub aufge- baut, in dem Produktentwickler auch für andere Märkte arbeiten.
Welche Vorteile Open Data für Bolt haben könnten, erklärt Williams am Beispiel von tem- porären Bushaltestellen, die bei Schienenersatz- verkehr eingerichtet werden. „Wenn wir diese Geodaten zum Beispiel über eine Schnittstelle vom Senat bekämen, könnten wir für unsere E-Scooter und E-Bikes an den temporären Hal- testellen Parkverbotszonen einrichten und diese Informationen in unserer App hinterlegen. Unsere Kunden wissen dann, dass sie in diesen Zonen die Miete nicht beenden können.“
Die BVG hatte sich immer wieder beim Senat beschwert, dass unerlaubt geparkte Scooter an Haltestellen den Fahrgästen den Weg versper- ren würden. Neben der Qualität der Daten sei jedoch auch entscheidend, wie diese zur Verfü- gung gestellt würden. „Es hilft uns nichts, wenn uns große Datenmengen in Form von Excel-Ta- bellen oder PDF-Dateien gesendet werden, die noch dazu oft unpräzise sind. Am einfachsten ist es, wenn wir die Daten in Form von Geoda- ten bekommen, die wir dann in unser System importieren können.“
Darüber hinaus könne Bolt an den temporä- ren Bushaltestellen zusätzliche E-Scooter und E-Bikes zur Verfügung stellen, falls U-Bahn-Fah- rer dann lieber auf solche Angebote umsteigen wollen, statt den Bus zu nutzen. Aber auch die Geodaten über die regulären Haltestellen würden Bolts Planung erheblich vereinfachen. Denn 30 bis 40 Prozent aller Fahrten etwa mit dem E-Scooter beginnen oder enden in unmittelbarer Nähe einer ÖPNV-Station, also einer Bushaltestelle, U- oder S-Bahn-Station. ■
Dustin Williams ist Head of Public Policy für die DACH-Region bei Bolt Technology
120
Mitarbeiter
hat das aus Estland stammende Unter- nehmen Bolt in Berlin, deutschland- weit sind es 500.
Am einfachsten ist es, wenn wir Geodaten bekommen, die wir in unser System importieren können.
Dustin Williams
Gut vernetzt
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Berliner Wirtschaft 04 | 2023
    FOTO: CHRISTIAN KIELMANN
 









































































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