Page 2 - Gemeindebrief März- Mai 2016
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        Liebe Gemeinde!




        „das war schon ein erlebnis. die ganze Kirche im dunkel und dann das Licht einer einzigen
        Kerze im Kirchraum. und wie sich dann das Licht ausgebreitet hat auf die vielen Kerzen.
        und dann das hinauskommen und die ersten Sonnenstrahlen. das hat mich sehr berührt“
        es war nach einer Konfirmation. ein Vater sprach mich an und kam auf den Osterfrühgot-
        tesdienst kurz vor der Konfirmation zu sprechen. er war, wie er sagte, schon viele Jahre
        nicht mehr in einem gottesdienst gewesen. und dann dieser Frühgottesdienst. das frühe
        Aufstehen stand ihm so bevor, aber in diesem gottesdienst wurde seine tochter getauft. da
        musste er sich ja zusammenreißen, statt auszuschlafen früh, noch in der nacht, aufstehen
        und mit müden Augen in die Kirche gehen. und dann hat er etwas erlebt, was ihn über-
        wältigt hat. mit Ostern, mit der Auferstehung Jesu vom tod konnte er nie etwas anfangen,
        erzählte er. Aber dann war es auf einmal da, keine Zumutung an den Verstand, sondern als
        erlebnis, als erfahrung, die ihn so tief anrührte.

        mich haben diese Worte natürlich gefreut, aber ich habe auch gespürt: Ja, so geht es mir
        auch jedes mal im Osterfrühgottesdienst. mit allen Sinnen spürbar ist das Licht, dass die
        dunkelheit durchbricht. der Sieg des Lebens über den tod, weil gott, der alles in das dasein
        rief, auch den tod nicht stehen lässt, das wird hier erfahrbar.
        mit den gottesdiensten in der Passionszeit, mit den Passionsandachten, mit dem Osterfrüh-
        gottesdienst und den anderen Ostergottesdiensten laden wir ein, diesen Weg mit zu gehen,
        dieses Jahr wieder und jedes Jahr. Wir laden ein, das Leid Jesu zu betrachten und die Leiden
        in dieser Welt nicht auszublenden. und wir laden ein, davon zu erfahren, dass gott dies
        nicht so stehen lässt.

        Oft wird gefragt, wie die Auferstehung geschehen sein soll, wie man sie sich erklären soll.
        unsere rationale Weltsicht fragt ja oft auf diese Weise und oft ist es auch sinnvoll. Aber
        selbst das neue testament legt sich da nicht fest. Wie heilsam ist es da, ganz sinnlich etwas
        davon zu spüren in einer Welt, in der das unheil und die Zerstörung uns in Zeitungen und
        Fernsehen, in Begegnungen und manchmal im eigenen Leben so im Vordergrund stehen. in
        der Passionszeit und Ostern gehen wir in gedanken, in biblischen Lesungen, in Liedern und
        gebeten den umgekehrten Weg: Wir erfahren von der heilsamen Kraft gottes, die unsere
        erfahrungen durchkreuzt. Lassen sie sich davon verzaubern!
        ihr Pastor ingmar Krüger
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