Page 21 - Christliche Friedhöfe unter dem Dach des Immateriellen Kulturerbes
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 Andachten bei frühmorgendlichen Oster- feiern, zu Allerheiligen oder am Ewigkeits- sonntag.
Christliche Friedhöfe laden dazu ein, ein- zeln oder in kleinen Gruppen auf ihnen spazieren zu gehen, die Gräber von An- gehörigen, Freunden oder Nachbarinnen zu besuchen, bei einzelnen Grabsteinen zu verweilen und dort die Namen, Verse oder Symbole zu betrachten. Dabei kann ein inneres Gespräch über die Grenzen des Zeitlichen hinweg beginnen.
Die christliche Friedhofskultur erinnert an die, die vor uns waren und ohne die wir nicht wären. Die Zeit hat uns getrennt, aber der Glaube kann eine Brücke zu ih- nen schlagen. Heinrich Böll hat es so ge- sagt: „Wir kommen weit her, liebes Kind, und müssen weit gehen. Keine Angst, alle sind bei Dir, die vor Dir waren. Deine Mutter, Dein Vater und alle, die vor ihnen waren, weit weit zurück. Alle sind bei Dir, keine Angst.“
Christliche Friedhöfe sind Orte, an denen dies erfahren, begangen und gefeiert wird: Gemeinschaft über die Grenzen der Zeiten hinweg. Für die Kirchengemeinden ergibt sich daraus die schöne Aufgabe,
Friedhöfe verantwortungsvoll als Orte der Besinnung und Begegnung zu gestalten und offenzuhalten – und dies nicht allein für die eigenen Gemeindeglieder, sondern für alle Menschen, die trauern und nicht vergessen.
Die christliche Friedhofskultur ist und
war immer auch eine Inspirations- und Kraftquelle für Kulturschaffende. Sie hat Künstler*innen, Musiker*innen oder Dichter*innen über Jahrhunderte hinweg zu vielen großartigen Werken angeregt. Kunstvoll gestaltete Grabseine und wun- derbar ausgeschmückte Kapellen, ergrei- fende Trauermusik oder trostspendende Texte sind dafür eindrucksvoller Beleg. Bei heutigen Beisetzungen wird In zeitgerech- ten Worten und aktueller Musik deutlich, dass sich auch die christliche Friedhofs- kultur beständig weiterentwickelt.
Schöpfung zu bewahren ist eine feste Säule christlichen Selbstverständnisses. Und auch dies wird aktuell auf vielen Friedhöfen sichtbar: In Anbetracht einer immer mehr gefährdeten Natur wandeln sie sich zu Refugien für Flora und Fauna. Viele Gemeindemitglieder übernehmen dabei aus christlicher Überzeugung her- aus Verantwortung für Umwelt und Natur.
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