Page 15 - KfW Stories 01-22
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 TEXT Lina Isabel
Wenn es eine Stadt gibt, die zum Symbol für die Zeiten- wende in der deutschen Energiepolitik taugt, dann ist es Lubmin. In der mecklenburg-vorpommerschen
Stadt stehen nicht nur die Ruinen eines Atomkraftwerks. Dort enden auch die Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2, die einst für die deutsch-russische Annäherung standen. Und demnächst landet hier auch noch das Seekabel des Übertra- gungsnetzbetreibers 50Hertz, das den Strom aus dem neuen Windpark Arcadis Ost 1 auf das Festland leitet.
Arcadis Ost 1 taugt ebenfalls zum Symbol. Der Offshore- Windpark, der 19 Kilometer nordöstlich von Rügen gebaut wird, soll Anfang 2023 in Betrieb gehen. Er steht für das Versprechen des Bundesministers Robert Habeck, die Energieversorgung zu sichern und von russischem Erdgas unabhängig zu werden. Mit 257 Megawatt Nennleistung ist Arcadis Ost 1 zwar ein eher kleiner Windpark. Aber er ist in der Lage, mit einer Million Megawattstunden jährlich, erzeugt von 27 Windrädern, 300.000 Haushalte mit Energie zu versorgen.
Das Bundeswirtschafts- und Klimaministerium will die Offshore-Windkraft in der Nord- und Ostsee massiv ausbauen. „Die erneuerbaren Energien bilden künftig die zentrale Grundlage der Stromversorgung“, sagt Bundesminister Habeck, „dafür ist
ausreichend Strom aus Offshore-Anlagen unabdingbar. Gerade Windkraft auf See liefert besonders beständig Energie.“
Deshalb ist Arcadis Ost 1 der Startschuss für weitere Offshore- Windkraft-Projekte. Europaweit wurden 2021 vier Gigawatt (GW) Offshore-Windkraft zugebaut – in Deutschland sind bis 2025 derzeit 3,1 GW geplant. Dabei müssen jedes Jahr 2,5 GW neu ans Netz gehen, um die Vorgabe aus dem „Osterpaket“ der Bundesregierung zu erfüllen und die Leistung von derzeit 7,8 auf 30 GW bis 2030 zu steigern.
„Offshore-Wind leistet einen bedeutenden Beitrag zur Erfül- lung der Klimaziele und ist ein wichtiger Wachstumssektor für projektfinanzierende Banken“, sagt Peter Schäfer, Leiter des
Offshore-Wind leistet
einen bedeutenden Beitrag zur
Erfüllung der Klimaziele.
Peter Schäfer, Leiter des Teams Windenergie bei der IPEX-Bank der KfW
Gigantisch: Der Monopile für das Umspannwerk wurde beim Windkraftanlagenbauer Steelwind Nordenham in Niedersachsen gebaut. Er ist 2.100 Tonnen schwer – etwa achtmal so schwer wie ein Airbus A380.
Teams Windenergie bei der IPEX-Bank der KfW, die seit mehr als 15 Jahren eine führende Rolle in diesem Sektor spielt. 31 Projekte hat sie bereits strukturiert, arrangiert und mitfinanziert. „Wir haben uns früh mithilfe interner Ingenieure von der Machbar- keit und den Vorzügen dieser Großkraftwerke auf See überzeugt und als Berater und Arrangeur die ersten Offshore-Windparks in Deutschland maßgeblich vorangebracht.“
Diese Expertise kommt den Projekten zugute. Denn Wind- energie ist ein globales, kompliziertes Geschäft. So wurde das 570-Millionen-Euro-Projekt Arcadis Ost 1 von der belgischen Firma Parkwind entwickelt – gemeinsam mit PMV und der OstseeWindEnergie, die wiederum von den drei Partnern Ober- hessische Versorgungsbetriebe, Stadtwerke Bad Vilbel und WV Energie getragen wird. Parkwind entwickelt, finanziert, errichtet und betreibt seit mehr als zehn Jahren Offshore-Windparks. Arcadis Ost 1 ist aber der erste, der komplett unter Einsatz von schwimmenden Plattformen gebaut wird – eine hochmoderne Technologie, die über unebenem Meeresgrund effizienter ist als die bisher üblichen Installationsschiffe, die für diese Arbeiten Pylone auf den Meeresgrund absenken müssen. Außerdem ist es für Parkwind das erste Projekt außerhalb Belgiens.
Das 30 Meter hohe und 2.400 Tonnen schwere Umspannwerk für Arcadis Ost 1 wird in Deutschland, Dänemark und Norwegen gefertigt. Die gigantischen Windturbinen mit einer Gesamthöhe von fast 200 Metern werden mit spezialisierten Kranschiffen transportiert und aufgestellt. Alleine der XXL-Monopile, auf dem das Umspannwerk sitzt, wiegt knapp 2.100 Tonnen – etwa achtmal so viel wie ein Airbus A380.
Für das IPEX-Team geht es bereits weiter. Peter Schäfer: „Wir sind zuversichtlich, unsere Finanzierungsexpertise bei Offshore- Wind schon bald bei neuen Projekten und in neuen Märkten – etwa in Polen – einbringen zu können.“
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