Page 18 - KfW Stories 01-22
P. 18

                     ENERGIESICHERHEIT | NordLink
die den gewonnenen Wechselstrom für den Transport durchs Kabel in verlustar- men Gleichstrom umwandeln, um ihn am Ende wieder in Wechselstrom zu ändern, sind die Herzstücke der beiden Umspann- werke, die zu den leistungsfähigsten der Welt gehören. Wie kostbare Heiligtümer schweben die an Stahlseilen aufgehäng- ten silbernen Ventile rund drei Meter über dem Boden der Umrichterhallen. In ihnen steckt die neueste Generation einer Tech- nologie, die Experten mit VSC-HVDC ab- kürzen: Hochspannungsgleichstromüber- tragung in selbstgeführten Stromrichtern.
Das Stromnetz auf deutscher Seite be- treut der niederländisch-deutsche Strom- netzbetreiber TenneT. „NordLink verbindet zwei sich optimal ergänzende erneuerbare Energiequellen“, sagt Gunnar Spengel, der damals das Projekt leitete. „Je nach Markt- lage können Überschüsse an Windenergie nach Norwegen exportiert sowie bei Flaute in Deutschland Wasserkraft aus Norwegen importiert werden. NordLink trägt somit zur gegenseitigen Versorgungssicherheit bei.“ Der bisherige Betrieb zeigt, dass der Strom im Jahresdurchschnitt zu etwa ei- nem Viertel von Deutschland nach Nor- wegen transportiert wurde und zu drei Vierteln in die umgekehrte Richtung.
In welche Richtung gerade wie viel Strom fließt, können die Leute von TenneT
in der Leitwarte in Lehrte bei Hannover ablesen. Von dort wird das gesamte deut- sche TenneT-Stromnetz gesteuert, wo- bei die Energieflüsse im Normalbetrieb weitgehend automatisiert ablaufen. Ob nun norwegischer Strom, der durch das NordLink-Kabel nach Deutschland gekom- men ist, am Ende in Hamburg, Frankfurt oder Dresden genutzt wird, lässt sich selbst von Lehrte aus nicht identifizie- ren. Kurz nach der sekundenschnellen Ankunft in Nortorf verliert sich die aus dem herabstürzenden Wasser Norwe- gens gewonnene Energie in den Weiten des deutschen Stromnetzes. Genauso gilt umgekehrt: Welche der rund 30.000 deut- schen Windkraftanlagen nun genau Strom für Norwegen produziert hat, lässt sich nicht spezifizieren.
Technisch möglich wird der Austausch durch ein Kabel der besonderen Art. Das
13 Zentimeter dicke und pro Meter 50 Ki- logramm schwere Verbindungsstück be- steht aus maßgeschneiderten Komponen- ten, die es besonders robust und leitfähig machen. Der Strom fließt durch einen massiven Kupferkern. Dieser wird isoliert und geschützt von einer breiten Schicht aus ölgetränktem Papier, dazu kommen Mäntel aus Stahldrähten und diversen Kunststoffen. Das Kabel stammt aus den Hallen zweier Unternehmen. Das franzö-
Das Kabel
leistet einen
wichtigen Beitrag
für die Energie­
wende in Europa.
Stein Håvard Auno (rechts), zum Zeitpunkt des Baus Projektleiter bei Statnett
        Umspann- werk
Konverter- Tonstad station
Kabelübergangs- anlage
623 Kilometer NordLink–Gesamtlänge
516 Kilometer  durch die Nordsee
               Übertragungsnetz
Norwegen
Norwegische Gewässer
Seekabel
134 km       228 km
  Dänische Gewässer
  Wird in Deutschland ein Überschuss an Windenergie erzeugt, kann dieser über NordLink nach Norwegen übertragen werden. Die dortigen Wasserreservoirs dienen dann als „natürliche Speicher“ für die Windenergie, indem das Wasser in ihnen verbleibt.
Wechselstrom
Freileitung 53 km
Seekabel
      18 | KfW Stories 01. 2022
 





































































   16   17   18   19   20