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50HERTZ
Höchstspannung
Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz konnte vor Kurzem einen Mei- lenstein vermelden: die Fertigstellung der Offshore-Umspannplattform für den Windpark Arcadis Ost 1. Die 2.400 Tonnen schwere und rund 30 Meter hohe Platt- form ist notwendig, um den Windpark an der südlichen Ostseeküste an das deutsche Höchstspannungsnetz anzubinden. Die Umspannplattform wurde im dänischen Aalborg fertiggestellt und wird an ihren Einsatzort 19 Kilometer östlich von Rügen verschifft. 50Hertz betreibt das Übertra- gungsnetz im Norden und Osten Deutsch- lands, ein Netzgebiet mit rund 18 Millio- nen Menschen. Das Unternehmen gehört
LEAG
Sonne und Wind – statt Kohle
Der Ukraine-Krieg hat zur extremen Anspannung auf dem europäischen Energiemarkt geführt. In dieser Situa- tion unterstützt die KfW, im Auftrag der Bundesregierung, den ostdeutschen Kohlebergbau- und -kraftwerksbetreiber LEAG mit einem der höchsten Kredite ihrer Geschichte und leistet einen wich- tigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Parallel treibt die LEAG-Gruppe ihre Transformation zum Unternehmen für erneuerbare Energien voran. Bereits in zwei Jahren soll die größte schwimmende Solaranlage Deutschlands auf dem Cottbuser Ostsee entstehen, der im
Zuge der Renaturierung eines stillgeleg- ten Tagebaus der LEAG-Gruppe ange- legt wird. Das Unternehmen sieht laut Vorstandsvorsitzendem Thorsten Kramer
zu 80 Prozent der belgischen Elia Group, zu 20 Prozent der KfW. Es ist führend bei der Integration volatiler Stromerzeugung aus Windrädern und Photovoltaikanla- gen. Im Netzgebiet von 50Hertz sollen bis zum Jahr 2032 übers Jahr gerechnet 100 Prozent erneuerbare Energien sicher in Netz und System integriert werden. Im Rahmen seines Netzanbindungsprojekts Ostwind 2 schließt 50Hertz momentan zwei Windparks, Arcadis Ost 1 und Baltic Eagle, an das deutsche Höchstspannungs- netz an.
Mehr über den Offshore-Windpark Arcadis Ost 1 lesen Sie auf S. 14
das Potenzial, auf unternehmenseigenen Flächen langfristig eine installierte Kapazi- tät an Solar- und Windenergiekraftwerken von 12 Gigawatt (GW) aufzubauen. Mo- mentan betreibt die LEAG Kohlekraftwerke mit einer Leistung von rund 8 GW und liefert rund acht Prozent des deutschen Stroms. Laut dem Strukturstärkungsgesetz von 2020 will Deutschland bis Ende 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen.
Dr. Fritzi Köhler-Geib,
Chefvolkswirtin der KfW
Energiesicherheit und die Transfor- mation zur Klimaneutralität sind zwei Seiten derselben Medaille. Einerseits spürt die deutsche Wirt- schaft die Auswirkungen der stark angestiegenen Energiepreise in der Breite. Eine Ad-hoc-Befragung von KfW Research im Mittelstand zeigt: Vor allem Unternehmen, für die steigende Energiepreise ein hohes Risiko darstellen, sehen in der Ukraine-Krise ein hohes Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung. Ein ähnliches Bild auch bei
den Kommunen: Rund 50 Prozent können die Preissteigerungen
nur schwer oder gar nicht tragen. Gleichzeitig investieren sie mehr in die Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Das bedeutet: Die hohen Energiekosten bewirken einerseits einen Verlust von Kaufkraft und die Notwendigkeit, künftige Geschäfts- tätigkeit zu sichern, andererseits setzen sie starke Anreize, den Aus- bau erneuerbarer Energieerzeugung und damit die Transformation zur Klimaneutralität zu beschleunigen.
Zwei Seiten einer Medaille
Eine Umfrage von KfW Research zeigt: Die hohen Energiekosten setzen starke Anreize, den Umbau zu einer klima- neutralen Gesellschaft zu beschleunigen.
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