Page 12 - STUD.jur 1/2021
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  Kämpft für die Verteidigung der Grundrechte: Ulf Buermeyer, Vorsitzender der „Gesellschaft für Freiheitsrechte“
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Nomos STUD.Jur. 1 | 2021
STUD.Jur.-Gespräch
„Es geht darum, den Staat zu kontrollieren“
Ulf Buermeyer ist nicht nur Host des Podcasts „Lage der Nation“, sondern setzt sich in seinem Beruf als Vorsitzender der „Gesellschaft für Freiheitsrechte“ (GFF) auch gegen Grundrechtsverletzungen ein. Ein Interview über Jura für die breite Masse, die nötige Kontrolle staatlichen Handelns und Sicherheit im Netz.
 STUD.Jur.: Herr Buermeyer, Sie sind vor allem durch Ihren erfolgreichen Podcast „Lage der Nation“ zusammen mit dem Journalisten Philip Banse bekannt geworden, der unter Jura-Studierenden populär ist. Wie sind Sie auf die Idee für den Podcast gekommen?
Buermeyer: Philip und ich kennen uns schon sehr lange und waren auch schon lange vor der „Lage“ befreundet. Wir hatten beide den Eindruck, dass insbesondere im Fernsehen oft nicht wirklich tiefgehend über Politik gesprochen wird. Vor allem in den Talkformaten war uns die Diskussion oft zu kleinteilig: Hier werden Gedanken häufig nicht zu Ende ge- dacht und ausdiskutiert. Wir wollten versuchen, ob es nicht möglich ist, ein gutes Gespräch über Politik zu führen. Es gibt ja im Radio durchaus schon ähnliche Formate, aber im Podcast-Bereich gab es das 2016 in Deutschland noch nicht.
STUD.Jur.: Neben aktuellen politischen Themen sprechen Sie in Ihrem Podcast unter anderem auch über die Struktur des deutschen Gerichtswesens und den EU-Rechtstaats- mechanismus. Wie können juristische Themen für die breite Masse zugänglich gemacht werden?
Buermeyer: Juristische Themen gelten ja immer als trocken und unzugänglich. Das müssen sie aber nicht sein: Es geht darum, sich in die Position eines Menschen hineinzuver- setzen, der nicht Jura studiert hat. Man muss überlegen, was dieser Mensch schon weiß und was man ihm sagen muss, damit er den Fall verstehen kann.
STUD.Jur.: In dieser STUD.Jur.-Ausgabe geht es vor allem um das Thema „IT-Sicherheit und Recht“ – Welchen Stel- lenwert hat dieses Themenspektrum für Sie persönlich, aber auch für Ihren Podcast?
Buermeyer: Weil Philip und auch ich einen großen Bezug zu Technik haben, berichten wir ja häufig schon mit einem kleinen Nerd-Einschlag. Ich habe viele Jahre als Program- mierer und als Systemadministrator gearbeitet, betreue bis heute die gesamte IT der „Gesellschaft für Freiheitsrechte“ und programmiere auch hobbymäßig. Das sind also Themen, die uns persönlich am Herzen liegen. Und deshalb spielen die auch immer in der „Lage“ eine Rolle – jedenfalls dann, wenn wir das Gefühl haben, dass die Themen für die All- gemeinheit interessant sind.
STUD.Jur.: Denken Sie, dass das Interesse an IT-rechtlichen Themen in den letzten Jahren gestiegen ist?
Buermeyer: Ich denke, dass sich die Menschen schon dafür interessieren, ob ein Android-Handy oder ein iPhone sicherer ist oder ob Windows oder MacOS in dieser Hinsicht überlegen ist. Also für die Frage: Was ist ein sicheres Betriebssystem? Und ich denke auch, den wenigsten Menschen ist es egal, ob sie gehackt werden oder nicht. Insofern ist IT-Sicherheit auf einer abstrakten Ebene schon für viele Menschen rele- vant. Aber auf der anderen Seite wird es dann natürlich schon sehr schnell sehr technisch und komplex.
© Daniel Moßbrucker
Gespräch



















































































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