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Einblick
Mythos Darknet: von Zwiebeln, Knoten und billigem Amphetamin
Nicht erst seit dem Erfolg der deutschen Netflix-Produktion „How to Sell Drugs Online (Fast)“ ist das Darknet mit einer geheimnisvollen Aura verbunden. HackerInnen mit wenigen FreundInnen und noch weniger Schlaf, übergroße Kapuzen- pullis und Zahlencodes in grüner Schrift sind zwar eindrucksvolle Bilder, bilden jedoch nur selten die Realität im Darknet ab. Dass Anonymität im Internet selbst für normale NutzerInnen mithilfe des Tor-Browsers kostenlos zur Verfügung steht, wissen die wenigsten. Was ist das Darknet? Wie funktioniert der Tor-Browser? Ab wann mache ich mich strafbar?
Bolivianisches Kokain oder Marihuana mit Karamell- Geschmack – beworben mit Produktfotos, Dollarpreisen und versehen mit einem nicht zu übersehenden Button „Buy!“. Drogen werden ganz offen angeboten, als wären es ganz normale Produkte wie Computerspiele oder Bücher. Das ist ein typisches Bild, wenn Daniel Mützel im Darknet unterwegs ist. Der Darknet-Experte recherchiert dort seit mehr als fünf Jahren und hat ein Buch geschrieben: über das Darknet, seine Recherchen und Erfahrungen.
Der Begriff Darknet beschreibt erst einmal nur einen be- stimmten Teil des Internets, genauer gesagt einen Teil des Deep Webs. Dazu gehören all jene Seiten im Netz, die von bekannten Suchmaschinen wie Google oder Bing nicht erfasst werden können. Außerdem brauchen NutzerInnen eine Spezialsoftware, um ins Darknet zu kommen – zum Beispiel den Tor-Browser. Der ist auch häufig gemeint, wenn jemand in Deutschland vom Darknet spricht. Die Webseiten im Tor-Netzwerk enden auf die Domain „.onion“ und können nur mithilfe der Spezialsoftware aufgerufen werden.
Auch Daniel Mützel hat den Tor-Browser installiert, bevor er zum ersten Mal im Darknet gesurft ist. Für ihn war das Darknet zu dem Zeitpunkt vor allem eine No-go-Area. „Ich hatte eigentlich nur Schlechtes gehört. Das Darknet sei der ‚kriminelle Untergrund‘ oder der ‚Hort des Bösen‘. Das ist natürlich Quatsch.“ Aber da sei auch das Klischee der voll- kommenen Anonymität gewesen – und das führte zu einer ganz anderen Erfahrung und Wahrnehmung als Nutzer, sagt Mützel. „Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass ich mich vollkommen sicher und anonym im Internet bewege. Ein trügerisches Gefühl, denn absolute Anonymität gibt es nirgends im Netz, auch nicht im Darknet.“
Trotzdem ist die Anonymität der Kern des Darknet, quasi Ziel und Voraussetzung zugleich. Beim Tor-Browser steckt die Idee der Technologie bereits im Namen. Tor steht für „The Onion Routing Network“. Ein Netzwerk, das wie eine Zwiebel funktioniert – mit mehreren Schichten und Schalen. Die Daten werden dabei durch mehrere Knotenpunkte geleitet, sodass Informationen verwischt werden und NutzerInnen anonym bleiben. „Die Verschlüsselung an den Knoten funktioniert dabei wie ein Vorhängeschloss“, sagt
Der Tor-Browser verschlüsselt Informationen mit mehreren Schalen, genauso wie Zwiebeln mit ihren Schichten
Nomos STUD.Jur. 1 | 2021 5
© Simon Kosse
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