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Wolfgang Herbert
Entlang der
Küste Auch dies eine Reise
Mikrokosmos
Nun kehre ich zurück Noch immer überquert hoch über den Dächern des Orts die Brücke aus Stahl das Tal Als ich ich die Zufahrt zum Ort erreiche
der
der
Anblick nun anders:
Kühlschränke Batterien Fernsehgeräte Giftfässer krepierte Hunde und und all der
andre Unrat der
sonst kurz vor dem Ort den den Reisenden empfing nicht mehr zu sehn Jetzt zugedeckt mit Erde und Geröll Hier soll es einen Fußballplatz geben erklärt mir später jemand und lacht Und dann im Ort das neue alte Bauen Beton und hohe Fassaden ohne Ideen Weiter zerstört das alte Bild das dieser Ort einst bot Im Winter werden auch die neuen Häuser tote Häuser sein mit Fenstern stumm und schwarz beschienen blass vom kalten Licht der
Straßen Wohin?
Nichts wurde besser! Neue Enttäuschung!
Straßenbau!
Dröhnende Motoren!
Maschinen fressen sich
hoch über dem Ort durch Fels Abraum türmt sich
vor dem Ort Abgelagert am Grund des schönen Tales das die Natur einst formte und nun erstickt Es ist genug!
Vernunft und Harmonie?
Nein nirgends Vernunft und keine Harmonie! Dort wo einst Bäume standen wachsen die neuen Straßen im Staub Gestern noch ragten ihre mächtigen Kronen in den blauen Himmel Nun liegen ihre toten Wurzeln unter dem Asphalt Dahin?
Bin über die Felsen hinab zum Meer gestiegen:
Die Wellen treffen auf müde Felsen Das Gras am Grund der
Bucht ist grau Und ich ich erinnere mich an jene stillen Tage als das Meer noch klar und rein an diese Felsen schlug Erinnere mich an an an sanften kühlen Wind an an an Stille Dahin jetzt alles!
Nun wiegt sich
Müll im Wasser die Wellen spülen ihn an an Land Doch über den Wolken höre ich Gesang: Höre DAS LIED VON DER ERDE
Denke an den Komponisten dessen Musik ich liebe und folge dem Gesang: Das Firmament blaut ewig
und die Erde wird lange fest stehen
und aufblühen im Lenz Du aber Mensch wie lang lebst denn du? Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen Es ist anders geworden denke ich Die Erde zittert Der Lenz ist in Gefahr Und ich steige hinauf bis zu den höchsten Felsen und schaue übers Land Die ohne Kopf
An einem Tisch sitzen Männer ohne Kopf
und entscheiden über das was den den Ort bestimmt Mein Freund dem ich schon am Eingang des Ortes begegnet bin fragt sie:
Von welchen Gedanken und Gefühlen lasst ihr euch leiten?
Ist es das das Schöne das das euch bewegt?
Ist es der
der
Einklang mit der
der
Natur den ihr euch wünscht?
Was sollen wir tun? lautet ihre Frage Sagt einer: Den Menschen gefällt es hoch und breit zu bauen und und so den Grund zu nutzen Ein anderer: So lässt sich
besser Geld verdienen Das lockt die Investoren Ein Dritter dann erklärt: Hier paaren sich
Angebot und Nachfrage Und fährt dann fort:
Sie wissen doch es ist das immer gleiche Spiel das alte gleiche Lied Und dann mit einem Seufzen:
Ach es ist so schwierig das Richtige zu tun wenn alle Welt begierig ist das schnelle Geld zu machen und deshalb investiert Und so entsteht was Sie hier sehn Man folgt der
Spur des des Geldes Geht es nicht anders?
Habt ihr euch jemals gegen dieses Spiel erhoben?
Schweigen Und dann zum Schluss noch dieser Satz: Auch wir können die Welt nicht ändern Es geht doch alles seinen Gang Weiter nach Süden
Straßen Straßen – – immer neue Straßen Straßen – – folgen der
Küste Bauland Bebautes Land Konsumland Zerstörter Reiz der
Landschaft Türme am Horizont Einer Metropole gleich (und doch handelt es sich
nicht um eine metropole eher um eine ansammlung von gebäuden und menschen die sich
von zeit
zu zeit
über die küste ergießen millionen kommen in jedem
jahr jahr Und in jedem
jahr jahr wird das wasser aus immer größrer
tiefe für sie empor gepumpt )
Auch hier begegne ich meinem Freund Auch hier bestimmen die ohne Kopf
sagt er er Und fährt dann leise fort:
Krieg auch hier!
Krieg um Bauland!
Krieg um Straßen!
Krieg gegen die Natur!
Auch hier der
TANZ UMS GOLDENE KALB 90