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6 • VP BANK
DER INTERMEDIÄR DER ZUKUNFT
VERSCHWINDET NICHT IM INTERNET
Die Medien zeichnen ein revolutionäres Bild über die Finanzbranche der Zukunft: Eine neue Generation von Investoren soll die klassische Beratung radikal unter Druck setzen. Aber wird es wirklich so kommen? Wie steht es um das Geschäft der Intermediäre und wo liegen die Chancen und Risiken ihrer Partnerbanken?
Autor: Tobias Wehrli, Leiter Intermediaries der VP Bank Gruppe
Digitalisierung, Kostendruck, Generationenwechsel – in den nächsten zehn Jahren soll kein Stein auf dem anderen bleiben. Dafür verantwortlich sei die nächste Generation von Investoren, die Millennials oder Digital Natives. So lesen sich jedenfalls zahlreiche Presse- berichte.
In der Tat  ndet in den kommenden Jahrzehnten der grösste Vermögenstransfer der Geschichte statt. So wer- den laut der Schätzung einer For-
schungsarbeit der Universitäten Lau-
sanne und Zürich schon jetzt jährlich
über 60 Milliarden Franken in der
Schweiz vererbt. Die Bedeutung der
Millennials und Digital Natives wird
entsprechend stark wachsen. Doch
handelt es sich hier um eine Genera-
tion, die wenig an persönlicher dafür
umso mehr an virtueller Beratung interessiert ist? Die kein Vertrauen in die persönliche Beratung durch Intermediäre, deren Berater und Partnerbanken hat? Wir sehen das nicht so. Das künftige Einkommenswachstum, mehr aber noch die Stabsübergabe von einer Generation zur nächsten, wird viel Kapital frei setzen – und damit das Bedürfnis nach professioneller Beratung und Vermögensplanung fördern.
Kosmetische Anpassungen reichen nicht
Natürlich steht man als Intermediär durch den Genera- tionenwechsel neuen Herausforderungen gegenüber. Und diese verlangen nach mehr als nur kosmetische Anpas- sungen am Beratungsprozess. Das Verständnis für die Digital Natives und ihre Erwartungen erfordert es, scharf hinzusehen auf die Art, wie diese nächste Generation von
Kunden kommuniziert, wie sie sich mit ihren Beratern aus- tauschen will und welche Kommunikationskanäle sie nutzt. Selbstverständlich spielt digitale Technologie dabei eine wichtige Rolle – nicht nur in Bezug auf die Kommunikation, sondern auch für die Prozesse der Entscheidungs ndung. Für Digital Natives ist Technologie nicht eine kostenlose Alternative zu Bestehendem, sie ist integrativer Bestandteil der Art und Weise, wie sie mit ihrer Umgebung in Kontakt stehen und sich mit ihr auseinandersetzen. Medien und
Experten sprechen in diesem Zusam- menhang gerne von einer Revolution, vor der es sich zu fürchten gelte. Die Realität hingegen wird deutlich we- niger radikal ausfallen. Entscheidend bleibt nach wie vor, sich auf das zu konzentrieren, was im Mittelpunkt der Beratungstätigkeit steht: der Kunde.
Der Kern bleibt sich gleich
Es steht ausser Frage, dass die Kunden mit dem demogra- phischen Wandel heterogener werden. Unabhängig davon, ob ein Baby Boomer, die Generation X oder ein Digital Nati- ve sich über das Thema Vermögensverwaltung oder Finanz- planung Gedanken machen, am Kern der Beratungsbezie- hung ändert sich aber nur wenig. Ebenso werden bekannte Marken den unbekannten Brands vorgezogen. Hier hat sich nichts geändert – im Gegenteil. Immer wieder erleben wir, dass gerade Millennials stärker auf diese Kernwerte setzen als die Generation vor ihnen. Trotzdem zeichnen sich auch Änderungen ab. Jüngere Kunden setzen bei ihren Beratern nicht nur Professionalität, umfassende Anlagekenntnisse und höchste ethische Standards voraus. Diese «neuen» Kunden wünschen sich eine individuelle Beratung, die ganz
«JÄHRLICH WERDEN IN DER SCHWEIZ ÜBER 60 MILLIARDEN FRANKEN VERERBT.»


































































































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