Page 9 - BiLD am Sonntag (+08.01.2017)
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8. Januar 2017 09
 08  Debatte                                                                                              BILD am SONNTAG,

 Wie (un)sicher lebt es sich   als Frau in Deutschland?









 Umfrage: 58 % der Frauen glauben, dass es in der Öf entlichkeit für sie gefährlicher  ten ist keine irrationale Angst.“  14 bis 29 Jahre alten Frauen sind es  dagegen nur bei 0,5 Prozent. Tho-  übt. Aber „die Anzeigebereitschaft   kulturelle Faktoren und eigene Ge-
 geworden ist. Jede zweite meidet bestimmte Gegenden. Liegt das an der Zuwanderung?  b 58 Prozent der Frauen halten   sogar 32 Prozent. Genauso viele den-  mas Bliesener, Direktor des Krimi-  ist viel größer, je fremder der Tä-  walterfahrungen auf die Begehung
                                                                                                      von Sexualverbrechen haben.“
                                                                              ter ist“, so der Kriminologe Chris-
     den öf entlichen Raum heute für öf entlichen Raum heute für öf
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                             ken darüber nach, sich Pfef erspray en darüber nach, sich Pfef erspray en darüber nach, sich Pfef
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                                                      nologischen Forschungsinstitut Nie-
     unsicherer als früher   zuzulegen. In der Altersgruppe von   dersachsens, warnt jedoch vor vor-  tian Pf  b Es gibt noch keine Kriminal-
                                                                              tian Pf
                                                                              tian Pfeif er zu „Spiegel Online“.eif er zu „Spiegel Online“.eif
 Seit Tagen wird in Deutsch-  Eine repräsentative Emnid-Um-  14 bis 39 Jahren will das sogar jede  eiligen Schlussfolgerungen: „Gera-  b Migranten aus islamisch ge-  statistik für 2016
 land heftig darüber diskutiert,   BamS-Mitarbeiterin   frage  für  BamS  unter  516  Frauen   zweite Frau tun. 48 Prozent sagen   de bei den Personen aus Nordafri-  prägten Ländern machen vielen   Kriminologe Bliesener: „In der
 ob es in Ordnung war, dass die   Pamela Spitz   zeigt: Mehr als die Hälfte (58 %)   sogar, dass sie bestimmte Gebiete   ka wissen wir gar nicht so genau,   Frauen Sorge  Polizeilichen Kriminalstatistik wird
     glaubt,
     glaubt, dass öf entliche Orte für sie dass öf entliche Orte für sie dass öf
 Kölner Polizei eine Riesenan-  mit Kapuze am  glaubt,   in ihrem Wohnort meiden, wenn   wie viele sich in Deutschland auf-  Die  Emnid-Umfrage  für  BamS   ein Vorfall erst dann erfasst, wenn
 sammlung von jungen Män-  Kottbusser Tor  heute weniger sicher sind als frü-  es dunkel ist.  halten, deshalb sind relative Zah-  zeigt: 44 Prozent der Frauen glau-  die Polizei den Fall abschließt.“ Man
 in Kreuzberg.
 nern aus Nordafrika in der Sil-  Die Gegend gilt  her. 31 Prozent sehen keine Verän-  b Die größte Gefahr für Frauen   len mit Vorsicht zu genießen.“  ben, dass ihre persönliche Sicher-  wisse aus Dunkelfeldbefragungen,
     derung.
     derung. Nur 10 Prozent sagen, es Nur 10 Prozent sagen, es Nur 10 Prozent sagen, es
 vesternacht als „Nafris“ (Po-  als Problem-  derung.   sind  immer  noch  Männer  aus   Und: Die größte Gefahr für Frau-  heitslage durch die Zuwanderung   dass Sexualverbrechen oft erst spät
     sei
     sei in der Öfin der Öf entlichkeit heute si-in der Öf entlichkeit heute si-in der Öf
     sei
 lizeisprech für nordafrikani-  stadtteil mit hohem  sei   dem persönlichen Umfeld  en sind nach allen Statistiken Män-  von Personen aus islamisch gepräg-  oder gar nicht angezeigt werden.
 sche  Intensivtäter)  bezeich-  Ausländeranteil  cherer.  Die Polizei sagt: 40 Prozent der   ner aus dem persönlichen Umfeld:   ten Ländern schlechter wird. 43 Pro-  b Die Politik will Frauen besser
 nete.  Holger Münch (56), Präsident des   nach Köln ziehenden Marokkaner,   So werden rund zwei Drittel der   zent sagen, sie bleibe unverändert.   schützen und die Täter hart be-
     Bundeskriminalamts, zu BamS: „Wir   Tunesier und Algerier werden kri-  schweren Sexualstraftaten von Tä-  Kriminologe Bliesener: „Es fehlen   strafen
     alle müssen unser Freizeitverhal-  minell. Unter Syrern liege der Wert  tern aus dem Umfeld der Opfer ver-  S S Studien darüber, welchen Einfl uss tudien darüber, welchen Einfl uss tudien darüber, welchen Einfl  Nach den Vorfällen in Köln 2015
 VO N   SE B A S T IAN   PFE FFE R ,
 K O N R A D  G Ö K E  UND    ten  nicht  ändern,  denn  Deutsch-                                     wurde  das  Sexualstrafrecht  ver-
 MI R I A M   HOL L S T E I N  land ist immer noch eines der si-                                      schärft. Seither gilt der Grundsatz
     chersten Länder der Welt.“ Sexu-  Was kann ich tun, um mich zu schützen?                         „Nein heißt Nein“, auch wurde ein
     elle
     elle Übergrif e aus Menschengrup-Übergrif e aus Menschengrup-Übergrif                         neuer Straftatbestand für sexuelle
     elle
                                                                                                      Übergrif e aus Gruppen heraus ein-grif e aus Gruppen heraus ein-grif
                                                                                                      Über
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 Was dabei fast unterging: Vie-  pen  im  öf entlichen  Raum  seien im  öf entlichen  Raum  seien im  öf  Über
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 le   zwar eine „neue Form der Krimi-  „Die meisten Menschen werden   Sie wie selbstverständlich die   3. Hilfe organisieren. Als Opfer   geführt.  SPD-Familienministerin
 le
 le Frauen trauen sich of enkun-Frauen trauen sich of enkun-Frauen trauen sich of
 dig nicht mehr so wie früher auf   nalität“, so Münch. „Darauf hat sich   niemals in der Öffentlichkeit in   Straßenseite. Vermeiden Sie   und Zeuge: Laut werden, sofort   Manuela Schwesig (42) fordert, mit
 g g große  Partys  im  öf entlichen roße  Partys  im  öf entlichen roße  Partys  im  öf  die Polizei inzwischen überall ein-  eine gewalttätige Situation gera-  beim Passieren Blickkontakt,   umstehende Menschen mit ein-  voller Härte gegen Täter vorzuge-
 Raum – und das nicht nur in Köln:   gestellt, und ein vergleichbares Tat-  ten. Tritt der seltene Fall doch   fi xieren einen Punkt am Horizont   beziehen, direkt ansprechen,   hen. Schwesig zu BamS: „Es kann
 Die  Polizei  berichtet,  dass  die   geschehen  hat  sich  seither  nicht   ein, ist es gut, gedanklich vorbe-  und gehen souverän vorbei.  auffordern, die Polizei zu rufen.  nicht sein, dass Frauen das Gefühl
 Plätze in vielen deutschen Städ-  wiederholt.“  reitet zu sein“, sagt Christian   2. Nicht auf Provokation einge-   4. Nicht den Helden spielen und   haben, nicht mehr aus dem Haus
 t t ten auf allend frauenfrei waren.en auf allend frauenfrei waren.en auf  b Jede zweite Frau meidet be-  Zorn (42) vom Anti-Gewalt-Pro-  hen. Sparen Sie sich, den Täter   versuchen, den Täter festzuset-  gehen zu können, weil sie Angst
 Haben die Vorkommnisse der   stimmte Gegenden  jekt der Berliner Polizei. Seine   zu beleidigen, das führt zur   zen. Ihn fl üchten lassen, dafür   haben. Frauen müssen sich überall
 letzten Monate das Leben von   16  Prozent  der  von  Emnid  für   Tipps:  Eskalation. Nicht „Ey, lass die   Aussehen und Kleidung (Schuhe,   sicher fühlen können. Das muss der
 Frauen in Deutschland verändert   BamS befragten Frauen tragen in-  1. Gefahren ausweichen. Gehen   Frau los, du Schwein!“, sondern   Hose) einprägen.  Staat gewährleisten. Jeder Übergriftaat gewährleisten. Jeder Übergrif  taat gewährleisten. Jeder Übergrif
                                                                                                      S S
 bzw. ihre Freiheit eingeschränkt?  zwischen Pfef erspray bei sich, wenn Pfef erspray bei sich, wenn Pfef  Sie Menschen, die gefährlich   besser „Hey, was machen Sie   Viele Polizeidienststellen bieten   ist einer zu viel. Deshalb muss auch
     zwischen
     zwischen
 Die Fakten:  sie nach Einbruch der Dunkelheit   wirken, aus dem Weg. Wechseln   denn da?“  Anti-Gewalt-Kurse an.    vw  konsequent gegen die Täter vorge-
 b Es ist weiter unklar, was die   allein unterwegs sind. Unter den                                   gangen werden.“
 vielen  jungen  Männer  aus
 Nordafrika Silvester am Köl-                                                                                            ANZEIGE
 ner Hauptbahnhof wollten
 Dem Kölner Polizeipräsiden-
 ten Jürgen Mathies (56) bereitet
 es Sorge, dass man darauf noch
 keine Antwort habe. Die Grup-
 pen junger Männer seien „mit
 einer gewissen Grundaggressi-
 vität“  aufgetreten,  berichteten
 Polizisten vor Ort. „Für mich ist
 das eine Machtprobe gewesen“,
 sagte  der  CDU-Innenpolitiker
 Armin Schuster (55) im ZDF. Frau-
 enrechtlerin Alice Schwarzer (74)
 zu BamS: „Diese Männer wollen
 öf
 öf
 öf entlich  demonstrieren,  dass  entlich  demonstrieren,  dass
 wir Frauen nichts auf der Stra-
 ße zu suchen haben.“ Die meis-
 ten der dort kontrollierten Män-
 ner  seien  von  der  Sorte,  „die
 schon in ihren Herkunftsländern
 die Frauen erfolgreich ins Haus
 getrieben  haben.  Wir  müssen
 endlich erkennen, dass diese Art
 von Gruppenattacken keine in-  Momentaufnahmen aus
 dividuellen  Ausrutscher  sind,
 sondern gezielte Aktionen.“
 b Angstforscher: „Es hat nicht   Berlin – Reporter erzählen
 an Tätern gemangelt, sondern
 an Opfern“
 Der Angstforscher Borwin Ban-
 delow (65), Professor für Psych-  Es ist Donnerstag, 16.30 Uhr, und   schreit die Couragierten an. Die Frau
 iatrie und Psychotherapie in Göt-  auf der Schloßstraße in Berlin-  nutzt ihre Chance, verschwindet in
 tingen, kann gut verstehen, dass   Steglitz herrscht schon Aufruhr.   den Schacht und wohl auch in die
 viele Frauen in diesem Jahr an   Ein  Mann  schreit  auf  Arabisch   U-Bahn. Er jagt ihr nach. Die Poli-
 S S Silvester  öf entliche  Plätze  ge-ilvester  öf entliche  Plätze  ge-ilvester  öf  hinter einer Frau mit Kopftuch   z z zei, die kurz darauf eintrif t, kann ei, die kurz darauf eintrif t, kann ei, die kurz darauf eintrif
 mieden haben: „Das war gesun-  her. Sie läuft weg, er hinterher, reißt   weder ihn noch sein Opfer fi nden.eder ihn noch sein Opfer fi nden.eder ihn noch sein Opfer fi
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 de Vorsicht. Es hat nicht an Tä-  mehrfach an ihrer Schulter. Mehre-  Ich denke: Na, das geht ja gut los.
 tern gemangelt, sondern an Op-  re Passanten mischen sich ein: „Lass   Denn ich bin einer von elf BamS-
 fern.“  Dies  könne  sich  aber   die Frau in Ruhe.“ Der Mann drückt   Kollegen, die an diesem Nachmit-
 schnell ändern, so Bandelow: „Die   sie im nahen U-Bahnhof an die Wand,   tag und Abend überall in Berlin un-
 of enbar organisierte Gruppe, die  enbar organisierte Gruppe, die
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 of  eine Hand an ihrem Hals.  terwegs sind, um herauszufi nden, erwegs sind, um herauszufi nden, erwegs sind, um herauszufi
 dieses Jahr wieder in Köln war,   Es wirkt, als ob Täter und Opfer   ob es stimmt. Ob Frauen heute mehr
 kann prinzipiell überall und je-  sich  kennen,  aber  wer  weiß  das   Angst haben müssen als noch vor   FOTO: TOBIAS KRUSE/OSTKREUZ
 derzeit  auftauchen.  Und  dann   schon. Immer mehr Bürger mischen
 sind wahrscheinlich keine Hun-  sich ein. Der Mann dreht sich um,   BITTE BLÄTTERN SIE UM
 dertschaften da, um die Frauen
 zu schützen. Sich davor zu fürch-
 © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung    BILD am Sonntag-2017-01-08-ab-75 7caf727deafae0bd0ad995d5236aa3d4
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