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Über Sprache und Mehrsprachigkeit bei „Modal Verbs“
Katja von der Ropp
Modalverben sind sehr seltsame Wörter. Für sich genommen haben sie wenig Inhalt, entfalten aber im Gebrauch eine sehr tiefgreifende Wirkung. So liegen Welten zwischen den Aussagen „ich muss diesen Text lesen“, „ich darf diesen Text lesen“ und „ich will diesen Text lesen“. Auch wenn wir ihnen wenig Beachtung schenken, definieren die Modalverben das Feld der Möglichkeiten und Grenzen des handelnden Subjekts, bestimmen dessen Grad der Selbstbestimmung und Verantwortung. Für die Performance „Modal Verbs“ untersuchten wir, wie sich die verschiedenen Modalitäten auf unsere Körperlichkeit, Bewegungen und Haltungen auswirken. Ausgangspunkt dafür, dies anhand mehrerer Sprachen zu tun, nämlich Deutsch, Englisch und Kroatisch, war insbesondere Jasnas mehrsprachige Lebensrealität, die sie sehr für Sprache als solches sensibilisiert. Ich begleitete die Produktion als Dramaturgin, und da ich darüber hinaus auch als Übersetzerin tätig bin, teile ich Jasnas Interesse an Mehrsprachigkeit und Wirkungsweisen von Sprache.
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