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          „Also zahlt man für die Nepalesen, weil
          sie einfach die besten sind. Und zusätz­
          lich für die chinesischen Sherpas, weil sie
          vorgeschrieben sind. Selbst die Berg­
          führer müssen einen Climbing Sherpa
          dabeihaben, ob sie wollen oder nicht.“

          Um die 55 000 Euro kostet die Bestei-
          gung des Mount Everest pro Person,
 Alix von Melle und Luis Stitzinger: Mehr spannende Informationen über das Bergsteiger­  rund 20 000 Euro mehr als noch vor weni­
 Ehepaar finden Sie auf dessen Website www.goclimbamountain.de.  gen Jahren. Stitzinger sieht in den hor­
          renden Preisen zumindest etwas Gutes
          für die Einheimischen: „Tibet ist ein armes   Bevor die chinesischen Behörden den   Bücher & Filme
 In den 1950er Jahren beginnt   Fünfjahresplan verabschiedet, um die Um­   sind es ein bis eine Handvoll Tage im   Land“, sagt er. „Der Tourismus schafft Ar­  Everest und weitere Achttausender in der
 China unter Mao Zedong ,   welt und das Klima besser zu schützen“,   Mai, an denen der Gipfelgang möglich   beitsplätze und hilft, die Infrastruktur zu   Umgebung für den Rest der Saison
 seinen Einflussbereich auf   erklärt Tian. „Ein Puzzleteil dieses Plans ist   ist. Dann brechen alle auf einmal auf.   verbessern. Die medizinische Versorgung   schlossen, hatten sich Stitzinger und sei­  Feind der Revolution
 der Naturschutz am Mount Everest.“ Mi­  Rund 300 Bergsteiger plus ihre Sherpas   ist viel besser als in der Vergangenheit,   ne Frau bereits für den Abbruch der Be­
 Tibet auszudehnen. Während                                                                           und hat seine Bauern
 chael stört das nicht – auch von hier aus ist    sind es auf der tibetischen Seite, doppelt   und selbst Kinder aus Bergdörfern haben   steigung entschieden, ehe sie eigentlich
 der Kulturrevolution wurden                                                                          immer gut behandelt!
 der Blick auf „die Mutter des Universums“,   so viele auf der Südroute von Nepal aus.   heute die Chance, in die Schule zu gehen.“  begonnen hatte. „Selbst einen Gipfeler­
 Klöster zerstört und etwa                                                                            Der Höllenfürst Yama
 so der tibetische Name des Everest, gran ­   Besonders an den Leitern können sich   folg hätten wir nicht genießen können
 1,2 Millionen Tibeter getötet.   dios. Fahrer Gyatso reicht Michael eine   dramatische Szenen abspielen. „Manch­  Eine Garantie, dass die beträchtliche Inves­  angesichts der menschlichen Tragödie,   gibt ihm eine zweite
 Erst unter der Reformpolitik   Sauerstoffflasche in Haarspraygröße. Für   mal muss man eine Stunde oder länger   tition Bergsteiger zum gewünschten Er­  die sich in Nepal ereignet hat.“ Klar,   Chance und schickt ihn
                                                                                                      zurück in sein Dorf –
 Deng Xiaopings begann eine   den Fall, dass ihm schwindlig oder übel   warten“, schildert Stitzinger. „Erfrierungen   folg führt, gibt es nicht. Das hat Stitzinger     finanziell sei das Ganze ein Desaster ge­  Das Flüstern der  allerdings in Gestalt
 Liberalisierung Tibets. 1985   wird, wirkt ein Zug aus der Flasche Wunder.   an Händen und Füßen können die Folge   am 25. April 2015 am eigenen Leib erfah­  wesen, „aber wir haben Glück gehabt,   Schat ten. Roman von  eines Esels. Unionsver­
 öffnete sich das Land für den   sein oder Probleme mit dem Sauerstoff­  ren. Der heute 50­Jährige und seine Frau   dass wir nicht auf der anderen Seite des   Jan-Philipp Sendker  lag Taschenbuch, 2012.
 Am liebsten ohne Sauerstoff ist Luis   vorrat.“  wollten gerade zusammen mit anderen   Berges waren. Geld kann man ersetzen,
 Tourismus, was zum Wieder­                                                         Seit  dem  tragischen
 Stitzinger unterwegs. Der Allgäuer Ex­  Seilschaften vom Everest­Basislager zum   das Leben nicht.“
 aufbau einiger Klöster und   trembergsteiger hat mittlerweile acht   Viele Gipfelstürmer sind keine erfahre-  nächsthöher gelegenen Camp aufbrechen,   Tod seines Sohnes lebt
 Kulturdenkmäler führte.   Achttausender bestiegen, sieben davon   nen Alpinisten. Das, was sie gemeinsam   da begann der Boden zu schwanken. „Ein   2019 nimmt Luis Stitzinger einen neu-  Paul zurückgezogen
 zusammen mit seiner Frau Alix von Melle.   haben, ist ein gut gefülltes Bankkonto.   Erdbeben?“ Stitzinger blickte beinahe un­  en Anlauf, will im Frühjahr den höch­  auf einer Insel vor
 2015 schließt sich das Ehepaar einer Expe­  „Die Everest­Besteigung ist inzwischen   gläubig zu den anderen Bergsteigern, die   sten Gipfel der Welt erklimmen. Dieses   Hongkong. Dann macht
                                                                                    er die Bekanntschaft
 dition des deutschen Veranstalters Amical   eine elitäre Angelegenheit“, meint Stit­  hastig aus ihren Zelten kletterten. Eine   Mal nicht als privater Teilnehmer, son­
 alpin an, um den Mount Everest über die   zinger. Dort seien auch viele Menschen   Minute lang bebte die Erde, Gerölllawi­  dern als Expeditionsleiter. Der Allgäuer   einer Amerikanerin,
                                                                                    deren Sohn in China
 Nordflanke vom tibetischen Basislager   unterwegs, die keine spezielle Bergerfah­  nen rasten mit Getöse die Bergflanken   grinst: „Sonst könnte ich mir das gar
 aus zu besteigen. „Als Privatperson ohne   rung hätten. „Wer es sich leis ten kann,   hinab. Doch das Basislager auf der tibe­  nicht leisten.“ Klar ist für ihn, dass er die   ermordet wurde. Zuerst
                                                                                    scheut er davor zurück,
 Besteigungserlaubnis darf man nicht auf   heuert einen oder mehrere Sherpas an,   tischen Seite liegt in einer weiten Ebene,   eigenen Wünsche hintenanstellen   Der letzte Kaiser. Mo-
 den Mount Everest“, erklärt Stitzinger.   die beim Tragen des Gepäcks, beim Klet­  „da kann einem nichts auf den Kopf fallen.“   muss: „Eine Besteigung ohne Sauer­  sich an der Aufklärung   numentaler Histo rien-
                                                                                    des Verbrechens zu be­
 „Eine Genehmigung bekommen nur Teil­  tern, einfach bei allem helfen. Einem   stoffmaske – daraus wird leider nichts!   film von Bernardo
 nehmer einer offiziellen Expedition.“   passionierten Bergsteiger wie mir blutet   Allerdings fürchteten sie, dass ihre Kolle­  Als Leiter trage ich große Verantwor­  teiligen... Heyne Ver­  Ber tolucci, der die Le­
                                                                                    lag, 2016.
 da schon das Herz.“   gen und Kolleginnen auf der nepale­  tung, muss alle Teilnehmer sicher rauf­   bensgeschichte von
 Bevor die Saison startet, kümmern sich   sischen Seite nicht mit dem Schrecken   und wieder runterbringen. Da kann ich   Pu Yi erzählt, dem letz­
 chinesische Climbing Sherpas um die   In den letzten Jahren sind die Preise regel­  davongekommen sind. Und die Men­  kein Risiko eingehen.“  ten Kaiser von China.
 Präparation der Nordroute: Sie bringen   recht explodiert. Die chinesische Regierung   schen in Kathmandu und Umgebung   Als Zweijähriger be­
 Fixseile und Haken an oder montieren   hat neue Spielregeln festgelegt – und die   auch nicht. „Vor allem unsere nepale­  Auch Michael will wiederkommen. Als   steigt er den Thron,
 Aluleitern. Über eine solche Leiter können   kosten jede Menge Geld. Um die Be­  sische Begleitmannschaft war besorgt,   begeisterter Alpinist hat der Münchner   mit sechs Jahren muss
 Bergsteiger zum Beispiel den berüchtig­  schäftigung von chinesischen Sherpas zu   wollte wissen, wie es ihren Angehörigen   schon den Mont Blanc und den Kili­  er bereits abdanken.
 ten „Second Step“ überwinden, eine fast   fördern, brauchen nicht nur die Berg­  geht und ob ihre Häuser zerstört sind“,   mandscharo bezwungen. „Die Fitness ist,   1924 fliegt er mitsamt
 senkrechte Steilwand in 8610 Metern   touristen eine teure Genehmigung, son­  erzählt Stitzinger. „Dank eines Handyma­  glaube ich, nicht das Problem“, meint der   seinen Frauen aus der
 Das Honorar der Sherpas vari­  Höhe. Was Extrem­Alpinisten als „Enteh­  dern auch die nepalesischen Climbing   stens in 5200 Meter sind wir da oben mit   48­Jährige. „Die hohen Kosten sind es.   Verbotenen Stadt hin­
 iert je nach Tätigkeit. Am    rung des Berges“ empfinden, ermöglicht   Sherpas. So stärkt China den eigenen Ar­  dem Rest der Welt verbunden.“ Schnell   Vielleicht verkaufe ich mein Auto, um mir   Der Überdruss. Roman  aus, um später als Ma ­
 meis ten verdienen die Climbing   den Touristen unter den Bergsteigern die   beitsmarkt und drängt die ausländische   erfuhren sie, dass ihre Befürchtung trau­  den Wunsch der Everest­Besteigung zu   von Literaturnobel-  rionettenkaiser in dem
                                           meinem runden Geburtstag zu erfüllen.“
                                                                                    preisträger Mo Yan.  von Japan kontrollier­
 Bezwingung des Mount Everest – übri­
 Konkurrenz zurück.
          rige Realität geworden war: Eine gewal­
 Sherpas, die einen Bergsteiger   gens immer nur mit Hilfe ihres Sherpas.  tige Lawine verschüttete das Basislager   Bevor er sich zurück nach Tingri fahren   In der Hölle hadert der  ten Staat Manchukuo
 bis zum Gipfel begleiten und      „Die nepalesischen Sherpas sind sehr   auf der Südseite des Everest, es gab Tote   lässt, hängt er eine Gebetsfahne auf. Ein   Großgrundbesitzer Xi­  eingesetzt zu werden.
 das gesamte Gepäck tragen –   Die extreme Witterung sorgt für ein   stark und zuverlässig – auf sie kann keine   und Schwerverletzte. In ganz Nepal star­  bisschen Beistand von oben kann   men Nao mit seinem  DVD, Produktionsjahr
 bis zu 5000 Euro pro Saison.  kleines „Gipfelfenster“. Im schlechtesten Fall   Expedition verzichten“, sagt Stitzinger.   ben ca. 8800 Menschen.  schließlich nicht schaden.   Tod. Nein, er war kein  1987.
                                     Bilder: goclimbamountain.de – Luis Stitzinger & Alix von Melle.
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