Page 28 - BilD am Sonntag vom (+21. Juli 2019)
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M
MEINEIN LEBENEBEN Geld S. 7 Auto S. 34 BILD am SONNTAG, 29
Schicksal S. 32
21. Juli 2019
Ratgeber S. 30
Job S. 31
Rätsel S. 38
1989, Zweibrücken (Rheinland-Pfalz): Oma Lilli (54) planscht
1989, Zweibrücken (Rheinland-Pfalz): Oma Lilli (54) planscht
mit den Brüdern Dominik (8), Alexander (6), Bernhard (4).
mit den Brüdern Dominik (8), Alexander (6), Bernhard (4).
Erst machen sie aus Luftballons Wasserbomben, später
Erst machen sie aus Luftballons Wasserbomben, später
dann aus Teig goldene Pfannkuchen
FOTOS: PRIVAT
1961, der letzte Sommer vor dem Mauerbau. Und damit die
1961, der letzte Sommer vor dem Mauerbau. Und damit die
letzten großen Ferien bei Oma Marie (63, l.) in Grünheide
letzten großen Ferien bei Oma Marie (63, l.) in Grünheide
(Brandenburg) für Conny (damals 6, im Badekleidchen),
(Brandenburg) für Conny (damals 6, im Badekleidchen),
Bruder Peter (9), dahinter Schwester Monika (12)
Bruder Peter (9), dahinter Schwester Monika (12)
neben Mama Edith (35). Sie kamen
neben Mama Edith (35). Sie kamen
neben Mama Edith (35). Sie kamen
aus Preußisch Oldendorf
aus Preußisch Oldendorf
aus Preußisch Oldendorf
(NRW)
(NRW)
Ferien bei
Oma in
Oma in
Wittenberg
(Branden-
burg) heißt
für Aniko und
Ande Nutella-
Brot auf der
Terrasse fut-
tern, danach
Fische in Opas
Teich füttern.
Verhungert ist
noch keiner,
Verantwor-
tung nehmen
die zwei ernst.
Abenteuer
aber auch.
Darum geht’s
erst mit den
Rädern in den
Wald, später
kopfüber ins
Schwimm-
becken
Ferien bei füllten Obstbäume, das Schwim-üllten Obstbäume, das Schwim b
be. Schließlich hängt der Erziee. Schließlich hängt der Erzie-
f
hungsauftrag nicht an ihnen, sie
m
können deshalb viel leichter Ja sa-
men im Dorfteich und die frechen en im Dorfteich und die frechen
Streiche damals in Ostpreußen. gen und beide Augen gütig zudrü-treiche damals in Ostpreußen.
S
Omis und Opis Erzählungen wa-mis und Opis Erzählungen wa
O
cken. Aufregen? Bringt eh nichts.
Oma und Opa
Oma und Opama und Opama und Opama und Opama und Opama und Opa
O O O O O r ren für mich besser als Bullerbü en für mich besser als Bullerbü einfach so, wie sie sind, und lassen
Großeltern genießen ihre Enkel
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und spannender als das Ferien-nd spannender als das Ferien
p
programm im TV. Ich habe sie nie rogramm im TV. Ich habe sie nie
ihnen liebevoll Freiraum. Zugege-
vergessen. Danach gab’s meist Eis, ben: Dabei hilft natürlich auch ein ergessen. Danach gab’s meist Eis,
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bisschen die zeitliche Begrenzung
o
oft sogar eine zweite Portion.ft sogar eine zweite Portion.
des Aufenthalts. Aber bei Omi und
B
Bei den Großeltern darf man eben ei den Großeltern darf man eben
s
Opi geht’s nun mal nicht um Re-
so viel, was zu Hause nicht geht – o viel, was zu Hause nicht geht –
n
nicht nur zweimal Nachtisch es-icht nur zweimal Nachtisch es
s
sen: lange aufbleiben und fernse-en: lange aufbleiben und fernse
Liebhaben.
1951, Altötting: Josef (damals 2) auf dem starken Arm von Opa Obele (80). Kein Mann in Bayern konnte
hen, von morgens bis abends drau-en, von morgens bis abends drau geln, sondern ums gegenseitige
h
nämlich schönere, spannendere und gruseligere Geschichten als dieser Opa erzählen. Von Jägern, Bären und
Für mich riechen Ferien nach
Prinzessinnen. Josef: „Vom Obele lernte ich, dass nur die Fantasie zählt“
Bei den Großeltern Der vollgepackte Opel brummer vollgepackte Opel brumm- dem Beifahrerfenster paffend, wähem Beifahrerfenster paffend, wäh- R haben wir den Sommer im ßen sein und dreckig nach Hause en sein und dreckig nach Hause Kirschkuchen, Kartoffeln mit Bra-
Roadtrips würde oadtrips würde sammen weggefahren sind,
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ß
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te auf dem Weg in den Schwarz-
rend ich gemütlich auf dem Rück-
man heute wohl da-
kommen, Marmeladenbrot mit dau-ommen, Marmeladenbrot mit dau
k
tensoße, nach den Duftwässerchen
gab es Freiheit und wald angestrengt über die Kas- sitz lümmelte. „Du hältst die Kar- zu sagen – von der Rückbank des Schrebergarten verbracht. Und Schrebergarten verbracht. Und haus in einem alten Pflaumenbaum f fen, ins Planschbecken hüpen, ins Planschbecken hüp- m Tosca und Tabac, nach frisch ge-
mendick Butter drauf im Bett früh-endick Butter drauf im Bett früh
te falsch rum, Oma!“, gehörte zu großväterlichen Pkw aus habe ich das war kein Stück weniger schön. das war kein Stück weniger schön.
stücken, sich die Kartoffeln zer-tücken, sich die Kartoffeln zer
mähtem Rasen und Regentonne.
s
seler Berge.
Geborgenheit und den meistgesagten Sätzen. das erste Stückchen Welt gesehen Auf dem weichen Rasen hat mir gebaut. Dazu sang Opi einen alten fen, schaukeln, im Wald rumbut- nen Küche zwischen dem vierecki- quetschen lassen, obwohl man Gerüche konservieren Erinnerun-
Opi das Radfahren beigebracht
und Freiheit geschnuppert.
Ach, mit Omi und Opi in die Fe-
gen, auch über Jahrzehnte hinweg.
schon längst zu groß dafür ist.
Schlager aus seiner Jugend: „Im schern, Blaubeeren pflücken oder gen, orangefarbenen Fleischklop-
Marmeladenbrot VON JESSICA rien zu fahren, das war meine ge- Taschen packen, Stullen schmie- – obwohl das Fahrrad ein biss- Garten sind die Pflaumen reif . . .“ Omi beim Erbsenpulen und Möhr- fer aus Plastik und dem Eierschnei- lauben, ihre Enkel nach Herzens- Kuba, in Spanien und Südafrika.
Großeltern können es sich er-
Inzwischen war ich in Rio, auf
WAGENER
der, mit dem sie schon in den 60er-
Omi hat mit den Augen gerollt und chenziehen helfen – langweilig wa-
samte Kindheit über Abenteuer ren, alle ins Auto und los – so ging chen zu groß war. „Du schaffst
mit daumendick Opi schimpfend am Steuer, Omi und Geborgenheit gleichzeitig! Urlaub früher. Unbeschwert und das“, hat er gesagt und recht be- gekichert und ich habe erst Jahre ren Ferien bei Omi und Opi nie. Jahren Brötchen bestückt hat. lust zu verwöhnen. Sie sind nicht Aber Ferien mit und bei Omi und
Beim gemeinsamen Essen ha-
später verstanden, wieso.
Aus dem frisch geernteten Ge-
die Eltern, sie sehen das Leben ge-
Ganz egal, ob wir drei nach einfach. Flugreisen? Kannten wir halten, wie immer.
Opi, ob im Opel oder in der Gar-
Wir haben zusammen aus Eu-
Barfuß rumlaufen, in der Sand-
Butter drauf mit der Deutschlandkarte auf den Nord- oder Süddeutschland fuh- nicht, brauchten wir nicht. Wenn ro-Paletten und Decken ein Baum- kiste gegen Feuerameisen kämp- müse hat Omi immer zuverlässig be ich gebannt den Geschichten lassener und begegnen kleinen Ka- tenlaube, waren und bleiben die
Knien, gelegentlich eine Lux aus ren, ans Meer oder in die Berge – wir in den Ferien mal nicht zu-
von früher gelauscht. Die prall ge-
tastrophen mit Langmut und Lie-
schönsten meines Lebens.
was Deftiges gekocht. In ihrer klei-
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