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  Blinder Fleck in Dienstreisestatistik
Aktion Frühjahrsputz 71
 Die Corona­Pandemie hat den Dienstreisever­ kehr deutlich geschröpft. Das betrifft auch die Bundesverwaltung: Dienstreisen fanden 2020 nur in zwingend nötigen Fällen statt. Weil Flugzeugflotten teils brachlagen und Züge aus Angst vor Ansteckung meist gemieden wurden, muss von einer erhöhten Pkw­Nut­ zung für Dienstreisen ausgegangen werden. Aus diesem Anlass befragte der Bund der Steuerzahler die Bundesregierung nach sta­ tistischem Material, um den Einsatz und die damit verbundenen Kosten, Arbeitszeitverlus­ te und Umweltbelastungen von privaten Pkw, Dienst­ und Mietwagen offenzulegen.
Doch die Enttäuschung war groß: Das Bun­ desinnenministerium und das Bundesver­ waltungsamt, das das Dienstreisemanage­ ment der gesamten Bundesverwaltung zentral betreut, können keine entsprechen­ den Daten liefern. Grund: Solche Daten wer­ den einfach nicht erfasst. Deshalb bleiben wichtige Auswertungen zu Häufigkeit, Ge­ samtstrecke oder Kosten je nach Art des ge­ nutzten Pkw – Privat­, Dienst­ oder Mietwa­ gen – auf der Strecke. Nicht einmal die Frage nach dem Anteil der Kfz­Dienstreisen an
der Gesamtzahl aller Dienstreisen mit Beförderungsmitteln konnte beantwortet werden, weil das Amt diese Daten nicht
ermittelt.
Die Folge ist ein blinder Fleck in der Dienst­ reisestatistik des Bundes, der keine Kosten­ und Einsatzoptimierung im Dienstreise­ bereich Pkw zulässt. Dadurch werden potenzielle Einsparungen verschenkt und ökologische Aspekte vernachlässigt. Denn private Pkw in Deutschland sind im Durch­ schnitt knapp zehn Jahre alt, haben eine entsprechend hohe Umweltbelastung und sind dadurch klimaschädlicher als eigene Behördenflotten oder Mietwagenflotten. Natürlich ist der Bund der Steuerzahler kein Freund von unnötiger Bürokratie. Aber in diesem Fall geht es um viel Geld, weil das Bundesverwaltungsamt allein 2019 rund 460 Mio. Euro für Dienstreisen ausgab. Gerade in Zeiten von Rekordschulden muss jeder Steuer­Euro doppelt umgedreht und nach Einsparmöglichkeiten gesucht werden. Deshalb sollte das Travel­Management des Bundesverwaltungsamts seine Kosten­ strukturen genauer kennen, um sie verbes­ sern zu können.
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