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Das „freie Radikal“ im Gefecht
Als Erster Offizier ist Korvettenkapitän Prüß Stellvertreterin des Kommandan- ten. Als solche leitet sie einerseits die Ausbildung für die Besatzung und ande- rerseits den sogenannten Innendienst an Bord der Fregatte. Das heißt: sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Perso- nalangelegenheiten der Besatzung und den administrativen Abläufen des Schif- fes. „In See und an Land bin ich alltags vor allem für den Innendienst zuständig. Es gilt hier, eine gute Balance zwischen
persönlichen Gesprächen und adminis- trativen Vorgängen zu finden“, erläutert sie ihre Sicht auf die Rolle des IO. „Denn mit den Menschen an meiner Seite führe ich gemeinsam das innere Gefecht an Bord. Da hilft mir die Admi- nistration eher weniger“, erläutert sie ihre Prioritätensetzung. Befindet sich das Schiff im Alarm beziehungsweise in einer Kampfsituation, ist der Erste Offi- zier der „Libero“ im „inneren Gefecht“. Das heißt für Prüß, dass sie die verschie- denen Gefechtsstationen innerhalb des Schiffes persönlich abläuft und die
Eines der zahlreichen Bordkomman- dos von Gilda Prüß war der EGV BOnn. Dort hat übrigens am 11.11.2020 ein Kommando- wechsel stattgefunden. Fregattenkapitän Eike Deußen folgte als Kommandant Fregattenkapitän Markus Gansow nach
unterschiedlichen Lagebilder zu einem großen Ganzen zusammenführt. Der Kommandant in der Operationszen- trale kann sich mit dieser Rückendeckung dann ganz auf das „äußere Gefecht“ konzentrieren.
„Als Erster Offizier muss man im Gefecht Kondition haben. Man schwirrt wie ein freies Radikal zwischen allen Stationen. Dabei ist es wichtig, sich schnell viele Informationen merken zu können. Ich muss sicherstellen, dass im Schiff alle auf demselben Stand sind und dadurch so effektiv wie möglich das Gefecht füh- ren können“, erklärt Prüß.
Drills, die sitzen müssen
Erste Bewährungsprobe als IO der mecK- leNBurg-VorpommerN war für Prüß das diesjährige Flugkörperschießen der Marine, die Missile Firing Exercise 2020, vor der Küste Norwegens. Stundenlang war das Schiff fürs nächtliche scharfe Schießen im Gefechtsalarm – und sie konnte die Gelegenheit nutzen, auch mit Teilen der Crew die Brand- und Leckab- wehr zu üben.
So ein Flugkörperschießen war für sie bereits das dritte Manöver dieser Art. „Der Flugkörperunfall auf der sachseN vor zwei Jahren hat mir gezeigt, wie wichtig eine sich wiederholende Ausbildung ist: Drills, die sitzen müssen“, sagt Prüß. Bei dem glimpflich ausgegangenen Vorfall war sie als Schiffsoperationsoffizier vor Ort gewesen.
Das hat sie als wertvolle Lektion auf den neuen Posten mitgenommen. „Wenn es zum Ernstfall kommt, ist Handlungssicher- heit unverzichtbar. Ich weiß, dass auch bei meiner Besatzung die Handgriffe sitzen. Wir haben uns intensiv mit den ‚Lessons learned‘ von damals vorbereitet.“ 7
Deutsche Marine
Der Kommandant der MecklenBurg-VOrpOMMern, Fregattenkapitän Hendrik Wißler, mit seinem Führungsteam auf der Brücke
Innendienst bedeutet in der Regel viel „Papierkram“: Der IO hat auch deshalb eine der größten Kammern an Bord
Leinen los! 1-2/2021 15
Foto: Bundeswehr/Marcus Mohr
Foto: Bundeswehr/Leon Rodewald
Foto: Thomas Nägele


































































































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