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ten Weltkrieg. Dementsprechend dien- ten die Farben Schwarz-Weiß-Rot und die kaiserliche Reichskriegsflagge auch bereits in der Weimarer Republik ultra- rechten Republikgegnern als Sinnbild für ihre grundsätzliche Ablehnung von Demokratie und Parlamentarismus. In gleicher Weise wurden die schwarz-weiß- rote Flagge und die kaiserliche Reichs- kriegsflagge auch später in der Bundes- republik von rechtsextremen Kreisen ver- wendet, vor allem auch als Ersatz für als verfassungsfeindlich verbotene Symbole des Nationalsozialismus.
So bedauerlich es ist, dass die kaiserli- che Reichskriegsflagge als Zeichen der deutschen Marinegeschichte und -tradi- tion bis heute von demokratiefeindlichen Gruppen für ihre Zwecke missbraucht wird, so wenig können wir als DMB lei- der dagegen tun.
Dementsprechend ist es auch sehr schwer, gerade bei öffentlichen Auf- tritten, der meist (marine-)historisch ungebildeten Bevölkerung deutlich zu machen, dass das Zeigen der kaiserli- chen Reichskriegsflagge durch DMB- Mitgliedsvereine keinesfalls Ausdruck einer rechtsextremen Gesinnung, son- dern als das Symbol einer gewachse- nen maritimen Tradition zu verstehen ist. Besonders in Zeiten einer aufgela- denen politischen Stimmung, wie wir sie momentan wieder erleben, ist eine solch differenzierte Argumentation kaum möglich, da sich die öffentliche Debatte zumeist nur auf Schwarz-Weiß-Kate-
gorien beschränkt. Mit anderen Wor- ten: Wer die Farben Schwarz-Weiß-Rot oder die kaiserliche Reichskriegsflagge in der Öffentlichkeit zeigt, läuft automa- tisch Gefahr, als Rechtsextremist wahrge- nommen und entsprechend diffamiert zu werden. Um Schaden für das Ansehen des eigenen Mitgliedsvereins und des DMB insgesamt in der Bevölkerung abzu- wenden und möglichen Missverständnis- sen vorzubeugen, ist es daher ratsam, die kaiserliche Reichskriegsflagge oder die Farben Schwarz-Weiß-Rot nicht mehr bei öffentlichen Auftritten zu zeigen. Nichts ist schädlicher für das eigene Image und die Mitgliederwerbung als eine falsch wahrgenommene Präsentation in der Öffentlichkeit!
Das heißt aber nicht, dass vollkommen mit alten Traditionen gebrochen werden muss: Als Alternative kann bei öffentli- chen Auftritten der Mitgliedsvereine bei- spielsweise die offizielle DMB-Flagge mitgeführt werden, die ebenfalls für die über 125-jährige Tradition des DMB und seine Verbundenheit mit der deutschen Marinegeschichte steht.
Es spricht auch nichts dagegen, Traditi- onsfahnen oder die kaiserliche Reichs- kriegsflagge im Clubheim aufzubewah- ren und dort auch auszustellen. Sollte dieses nicht nur den Angehörigen der Mitgliedsvereine und ihre Gästen vor- behalten, sondern öffentlich zugänglich sein, sollte allerdings mit einem kleinen Schild darauf hingewiesen werden, dass die Reichskriegsflagge ausschließlich
Ausdruck einer langen Marinetradition und keinesfalls als Symbol einer rechts- extremen politischen Gesinnung zu betrachten ist, auch wenn diese Flagge von Demokratiegegnern missbräuchlich als solches verwendet wird.
Kurz gesagt, man muss im Fall der Flagge Schwarz-Weiß-Rot und der kaiserlichen Reichskriegsflagge klar unterscheiden zwischen der rechtlichen Situation und der öffentlichen Wahrnehmung, die diese Flaggen heute als Ausdruck einer demo- kratiefeindlichen, rechtsextremen Gesin- nung interpretiert. Das heißt nicht, dass diese Flaggen aus den Mitgliedsvereinen verbannt werden müssen, doch ein pro- blembewusster Umgang ist unabding- bar, um (vermeidbaren) Missverständ- nissen und Diffamierungen vorzubeugen und Schaden für das Ansehen des DMB und des eigenen Mitgliedsvereins in der Öffentlichkeit abzuwenden. 7
Unspektakuläres Saisonende für die MK Lahnstein
In einer „Nacht-und-Nebel- Aktion“ wurden Anfang De- zember die Flaggen am Mast der MK Lahnstein am Ober- lahnsteiner Rheinufer einge- holt. Wo es sonst neben einer kurzen Ansprache des MK- Vorsitzenden einen Auftritt des Shantychors, prominente Flaggenpaten aus Politik und Gesellschaft sowie zahlreiche Zuschauer am Flaggenmast gibt, fand die traditionelle Zeremonie zum Saisonende unter Beachtung der gelten-
den Abstands- und Hygie- neregelungen nun „in aller Stille“ statt. Aber nicht nur die üblichen Veranstaltungen im Dezember wie der Advents- kaffee, das Weihnachtskon- zert des Shantychors und der Jahresabschluss fielen Corona-bedingt aus, auch die konkreten Planungen für die ersten Monate des neuen Jahres sind vorerst „auf Eis gelegt“. Es bleibt die Hoff- nung auf bessere Zeiten.
Wolfgang Jäger/mfa
Falls Sie noch Fragen haben, zögern Sie bitte nicht, sich mit Dr. Jann M. Witt in Verbindung zu setzen. Er steht gern mit
seinem Rat zur Verfügung.
Dr. Witt ist über die Bundesge- schäftsstelle des DMB in Laboe: Tel.: 04343 494849-42
oder unter seiner E-Mail-Adresse dr.witt@deutscher-marinebund.de zu erreichen.
Leinen los! 1-2/2021 57
Foto: Wolfgang Jäger


































































































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