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Historisches Kalenderblatt 12/2023
Bei den Deutschen Werken in Kiel wulst sollte den Reibungswiderstand mittlerweile zu 85 % fertiggestellte Schiff
lief vor 95 Jahren – am 8. Dezember 1938 – der erste und einzige deutsche Flugzeugträger vom Stapel. Der Schiffs- körper des auf den Namen graF ZePPe- Lin getauften Schiffes war ein Quer- und Längsspant-Bänder-Stahlbau und hatte 19 wasserdichte Abteilungen. Ein Bug-
Der Flugzeugträger grAF ZePPelIN wird für den Stapellauf vorbereitet
herabsetzen. Das 240 m lange und 27 m breite Flugdeck war zugleich das oberste Verbandsdeck. Es war in die Festigkeits- verbände des Schiffes mit einbezogen, befand sich in einer Höhe von etwa 23 m und war mit einer 20 bis 45 mm starken Panzerung versehen. Ein gesondertes Panzerdeck von 40 bis 60 mm und ein Gürtelpanzer von 80 bis 100 mm waren außerdem vorhanden.
Der Flugzeugträger war als Inseltyp kons- truiert. Das heißt, alle Aufbauten waren zu einer Insel zusammengefasst, die – wie auf fast allen Flugzeugträgern bis heute üblich – an Steuerbord platziert war
Vier Sätze leistungsstarker Getriebeturbi- nen mit zusammen 200 000 PS waren in vier Maschinenräumen aufgestellt und jeweils auf eine Welle geschaltet. Die Dampf- erzeugung sollte in 16 Kesseln erfolgen. Eine Neuheit in jener Zeit war der aus zwei Voith-Schneider Propellern bestehende Hilfsantrieb. In hintereinander liegenden wasserdichten Schächten waren diese 450 PS starken Antriebsanlagen ein- und ausfahrbar im Vorschiff installiert. Wegen der hohen Seitenhöhe und der dadurch resultierenden Windanfälligkeit war dies zum Manövrieren des Schiffes, insbeson- dere in engem Fahrwasser, eine durchaus sinnvolle und hilfreiche Einrichtung. Bleibt noch anzumerken, dass die graF ZePPeLin aber niemals mit eigener Kraft gefahren ist. Die Hauptbewaffnung der graF ZePPe- Lin wären die Flugzeuge gewesen. Insge- samt 42 Maschinen – Jäger, Sturzkampf- bomber und Mehrzweckflugzeuge im Mix – hätten an Bord in zwei Hallendecks unter- gebracht werden können. Das Starten der Flugzeuge sollte durch druckluftbetrie- bene Katapulte geschehen. Für die Lan- dung waren auf dem Flugdeck vier quer- verspannte Bremsseile vorgesehen.
Mit Kriegsausbruch war das Thema Flug- zeugträger zunächst einmal beendet. Am 29. April 1940 wurde ein Baustopp für das
Der Stapellauf des Flugzeugträgers
grAF ZePPelIN
verfügt. Im Juli verholte es im Schlepp nach Gotenhafen. Die Marine nutzte dort die großen Hallen als Lagerräume. Die graF ZePPeLin erhielt den Tarnnamen „Zugvo- gel“. Der Ende 1942 beschlossene Weiter- bau und die hierzu bereits durchgeführte Verlegung nach Kiel wurden schon im Januar 1943 wieder rückgängig gemacht. Das Schiff kam danach in das damals vor Luftangriffen noch relativ sichere Stettin. Dort wurde es bei der Annäherung der Roten Armee am 24. April 1945 auf fla- chem Wasser durch Öffnen der Seeven- tile und anschließender Sprengung selbst versenkt.
Der im Bau gestoppte Flugzeugträger grAF ZePPelIN im Zustand vom Juni 1941 als aufgelegtes Schiff an der Pier
Im März 1947 haben die Sowjets das Wrack gehoben und schleppten es nach Swine- münde. Dort fand eine Auswertung der Schiffskonstruktion durch russische Mari- neexperten statt. Da das Schiff aufgrund der vorhandenen Beschädigungen nicht mehr weiter verwendbar war, wurde die Versenkung als Zielschiff beschlossen, die graF ZePPeLin nach Osten geschleppt und dann nordöstlich der Halbinsel Hela auf hoher See verankert. Dort kam es im Rah- men einer Reihe von Waffenerprobungen am 18. Juni 1947 durch Artilleriebeschuss und durch Torpedos zur Versenkung des Flugzeugträgers. 7
Flugzeugträger grAF ZePPelIN
Einsatzverdrängung (t)
33 550
Länge (m)
262,50
Breite (m)
36,20
Tiefgang (m)
8,50
Flugdecklänge (m)
240,00
Besatzungsstärke
1760 + Flugpersonal
Antriebsleistung (PS)
200 000 + 900
Antriebswellen
4
Geschwindigkeit (kn)
34
Fahrbereich (sm/kn)
8000/19
Artilleriebewaffnung
16 × 15-cm- Geschütz,
62 × Flak-Geschütz
Hallendecks/Aufzüge
2/3
Katapulte
2
Flugzeuge
42
34 Leinen los! 12/2023
Foto: DMB
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