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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Segelschulschiff dAnMArk Schwimmende Seefahrtsschule mit langer Geschichte Andreas von Klewitz
Mit der georg stAge ist das Dreimast- Vollschiff dAnMArk heute das letzte Segelschulschiff Dänemarks. 1928 auf-
grund des tragischen Verlusts des Fünf- masters københAvn bei der Nakskov Skibs- værft für rund 650 000 Kronen in Auftrag gegeben und 1932/33 fertiggestellt, hat es seither unzählige Ausbildungsfahrten unternommen. Diese führten den schmu- cken Dreimaster nicht nur in die Ost- und Nordsee, sondern auch mehrmals auf den amerikanischen Kontinent und sorgten bereits in den 1930er-Jahren für ein ent- sprechendes Echo. Interessant ist in die- sem Zusammenhang das Buch „Paa Togt med SKOLESKIBET DANMARK“, das 1938 im Verlag von Frederik E. Pedersen in Kopenhagen erschien. In ihm schildert der Autor Poul G. Ernst unter anderem einen
Wintertörn des Dreimasters nach Argenti- nien. Wenngleich eine Jahresangabe fehlt und auch die Teilnehmer erfunden sein sol- len, gibt der Bericht einen realistischen Ein- druck davon, wie solche Auslandsfahrten im Einzelnen vonstatten gingen und was der damalige Schiffskommandant Victor Lorenz Lorck dabei von seinen Schülern erwartete.
Schon kurz nach Verlassen Kopenha- gens wurden die 120 Eleven, zu denen auch Schüler der georg stAge gehörten, je zur Hälfte in Steuerbord- und Back- bordwachen aufgeteilt. Dann begann die Bordroutine mit Reinschiff, Mann-über- Bord-Übungen und Unterricht in Naviga- tion, Seemannschaft, Signal-, Knoten- und Kartenkunde. Eine Entschädigung war das interessante, für die meisten Schüler unbe- kannte Reiseziel. Die Reiseroute führte nach Umrundung von Skagen zunächst in das britische Falmouth. Hier wurden die Jungen mit allen Ehren empfangen und durften obendrein den legendären Clip- per cutty sArk besuchen. Im Golf von Bis- kaya erwartete die Neuen hingegen ein schwerer Sturm, der erst bei der Ankunft
in Madeira durch sonniges Wetter abge- löst wurde. Im Hafen von Funchal stan- den Besuche ausländischer Schiffsoffi- ziere und des dänischen Konsuls auf dem Tagesprogramm. Nach Tausch der Winter- segel gegen Sommersegel hieß es wieder Leinen los, und die dAnMArk nahm Kurs auf den Äquator. Dort angelangt, brachte die traditionelle Linientaufe etwas Abwechs- lung für die Schüler.
Etwa einen Monat später erreichte man schließlich das eigentliche Reiseziel, Buenos Aires. Hier ging das Schulschiff zunächst im Außenkanal vor Anker, bevor man im Festkleid in den von Motorbooten und Yachten gesäumten Hafen einfuhr. Für die Eleven folgten mehrere Tage Landur- laub, den sie mit Stadterkundungen und einem Besuch der dänischen Seemanns- kirche verbrachten, zudem kamen Journa- listen und Vertreter der dänischen Kolo- nie an Bord. Schließlich wurden in Buenos Aires noch die Weihnachtspost und zwei Christbäume aufs Schiff geliefert, bevor es auf die Heimreise ging. Heiligabend verbrachte man auf See, so auch Silvester und Neujahr, bei St. Helena begegnete die dAnMArk dem Schulschiff deutsch- lAnd. Weniger freundlich stimmte die Witterung im Atlantik. Der starke Wind
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