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Er vergaß aber auch nicht zu erwähnen, dass die NATO an der Ostflanke durch die Beitritte Finnlands und Schwedens stärker geworden sei. Es gelte gene- rell: die europäischen NATO-Verbün- deten müssten ohne US-Beistand ver- teidigungsfähig werden. Nur eine starke NATO könne Autokraten abschrecken. Deutschland müsse Prioritäten set- zen und schnellstmöglich u.a. Fabri- kenfürWaffen,MunitionundDrohnen bauen.
Ein weiterer Ratschlag von Marschalls war, sich nicht täglich über die Politik aufzure- gen, sondern zu unterscheiden, was nur eine Schlagzeile für wenige Tage bzw. was wirklich wichtig ist.
Zum Glück gab es am Ende doch noch einen Hoffnungsschimmer: „Deutschland kann Krise – wenn es will“. Mut machen Rüstungsprojekte wie Leopard, Iris T und Taurus, aber auch wie Deutschland die Pandemie bewältigte und sich zügig vom russischen Gas befreite. Nötig, um der Krise wirklich Herr zu werden, sei jedoch eine mentale Zeitenwende. Er schloss mit den Worten „Wir sollten die Welt so sehen, wie sie ist, und nicht, wie wir sie uns wünschen.“ und beklagte eine gewisse strategische Blindheit.
Stürmische Zeiten?
Sicht des VDR
Anschließend zeigten Irina Haesler vom Verband Deutscher Reeder und Lei- terin Vertretung Brüssel/Mitglied der Geschäftsleitung und Kapitän zur See Beck, Kommandeur der Einsatzflottille 2, ihre Sicht der Dinge auf.
Irina Haesler stellte die Frage, ob auch der deutschen Handelsflotte stürmische Zei- ten drohten, und sprach folgende Not- wendigkeiten an:
y Stärkung der Einsatzfähigkeit der Marine
y Handelsflotte muss sich intensiver auf Störungen der Seewege vorbereiten
y Engere Zusammenarbeit von Sicherheits- behörden, Marine und Handelsflotte yFörderungeineroffenenundzukunfts-
orientierten europäischen Handelspo-
litik
Im weiteren Verlauf ging Haesler auf den Handelskonflikt zwischen USA und EU sowie die Bedeutung der Schifffahrt für die Versorgung Deutschlands ein und for- derte, um verteidigungsfähig zu werden, einen Nationalen Sicherheitsrat.
Kurs Kriegstüchtigkeit
und Schutz der Seewege
Nun hatte Kapitän zur See Sven Beck das Wort. Er beschrieb, vor welchen Heraus- forderungen die Flotte seit 2022 steht und was sie bislang gemeinsam mit den NATO-Partnern in der sicherheits- kritischen Ostsee erreicht habe. Doch es gebe noch mehr als genug zu tun – gerade im Hinblick auf das stark expan- sive Russland. Beck: „Wir haben keine Zeit zu verlieren!“ Es gelte, Prioritäten zu set- zen. Es gelte, die Beschaffung von mili- tärischem Gerät und von Munitionsvor- räten zu beschleunigen und auf soge- nannte Goldrandlösungen zu verzichten. Die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht sei kurzfristig nicht machbar und somit der- zeit wenig zielführend.
Mit abschließenden Worten der Vorsit- zenden des VDR, Gaby Bornheim, geht der Vormittag zu Ende
Es folgte ein intensiver Gedankenaus- tausch zwischen Vortragenden und Gästen, moderiert von Dr. habil. Patricia Schneider, politische Ratgeberin des Ins- pekteurs der Marine.
Der erste Teil der Fachkonferenz endete mit einem Schlusswort von Dr. Gaby Born- heim, Vorsitzende des Verbandes Deut- scher Reeder. Sie betonte, dass die Ver- knüpfung staatlicher Wirtschaftsinter- essen mit militärischen Drohgebärden aus wirtschaftlicher Sicht besonders kri- tisch sei. Dies verstärke die Gefahr von Eskalationen entlang maritimer Knoten- punkte. „Hier sehen wir aktuell einige Bei- spiele, wie unter anderem die Diskussio- nen um den Panamakanal und die jüngst beschlossene dortige Stationierung von US-Truppen, der Kampf um die Vorherr- schaft in arktischen Gewässern oder die
Deutscher Marinebund
Blick auf das Plenum (v.l.): Patricia Schneider, Irina Haesler, Sven Beck, Christoph von Marschall
Leinen los! 6/2025 7
Foto: Arndt


































































































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