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Deutsche Marine
Erhöhte Wachsamkeit auf der Ostsee Die russische Schattenflotte wird stärker bekämpft
Hans Jürgen Witthöft
Die Bundesregierung hat eine weitere Maßnahme zur Bekämpfung der russischen Schattenflotte auf den Weg
gebracht. Seit Anfang Juli befragen deut- sche Behörden auf der Höhe von Feh- marn ostgehende Tanker nach ihrem Ver- sicherungsschutz gegen Ölverschmut- zungsschäden. Der Versicherungsschutz dieser Schiffe ist häufig unbekannt oder gar nicht vorhanden.
Die Maßnahme reiht sich ein in europäi- sche Bemühungen, die Verkehrssicherheit auf See und den Meeresumweltschutz zu verbessern. Gleichzeitig mit Deutschland starteten auch Schweden und Dänemark die Abfragen. Zur Schattenflotte werden bekanntlich Öltanker gezählt, die zum großen Teil alt sind und ein nicht uner- hebliches Risiko für die Schifffahrt dar- stellen – sowohl mit Blick auf potenzielle Ölaustritte als auch hinsichtlich Kollisio- nen mit anderen Handelsschiffen. Bun- desaußenminister Johannes Wadephul erklärt: „Die neuen Abfragen werden dazu beitragen, die Abstimmung mit unseren Freunden und Partnern in der Region weiter zu intensivieren. Unser Ziel ist ganz klar: Wir erhöhen den Druck auf die russische Schattenflotte und schützen den Lebensraum Ostsee.“
Die von den Verkehrszentralen eingehol- ten Unterlagen werden von der Dienst- stelle Schiffssicherheit geprüft. Auffäl- ligkeiten aus den Rückmeldungen kön- nen zu einer europaweiten Beobachtung, Maßnahmen durch den Flaggenstaat und – bei Vorliegen weiterer Kriterien – einer Sanktionslistung der Schiffe führen.
In dem von der EU und Großbritannien verhängten neuen Sanktionspaket ist inte- ressanterweise auch ein Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emira- ten (VAR) eingeschlossen – die Intership- ping Services mit Sitz in Dubai. Es vertritt das Flaggenregister von Gabun und über ein Büro in Mumbai das der Komoren. Beide spielen eine zentrale Rolle bei der Unterstützung des undurchsichtigen Tan- kernetzes, das sanktioniertes russisches Rohöl transportiert.
Der Tanker PaBlo brennt verlassen vor Malaysia
Seit Russlands Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 ist das Register des afrika- nischen Staates Gabun zum am schnells- ten wachsenden Schiffsregister der Welt geworden, u.a. durch den Zustrom russi- scher Tonnage, vor allem durch Einhei- ten der staatlichen Sovcomflot-Flotte. Sowohl Gabun als auch der im Indi- schen Ozean gelegene föderale Insel- staat Komoren (knapp 900 000 Einwoh- ner) haben seit langem die besondere Aufmerksamkeit von den Hafenstaats-
kontrollbehörden auf sich gezogen. Vor allem die Komoren sind zum Synonym für hochriskantes maritimes Verhalten geworden. Signifikantes Beispiel ist der 1997 gebaute 232 m lange berüchtigte Tanker PaBlo, der 2024 leer von China kommend, vor Malaysia explodierte und verlassen einige Monate auf See trieb, bevor er in Malaysia verschrottet wurde. Die Besitzer des Havaristen waren ver- schwunden und konnten auch später nicht ermittelt werden. 7
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Der unter der Flagge Panamas fahrende, 2005 gebaute Tanker eventin (150 000 tdw) wird der russischen Schattenflotte zugerechnet und steht auf der EU-Sanktionsliste
Foto: Havariekommando Foto: Splash

