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Tod auf See U-Boot San Juan Jann M. Witt
Seefahrt ist gefährlich. Seit sich der erste Mensch auf das Meer wagte, haben Stürme und Stran- dungen, ebenso wie Kriege und Piraten, zahllose Todesopfer gefordert. Trotz GPS oder Radar ereignen sich auch heute noch Unglücke auf See. In dieser Serie erinnern wir an zehn maritime Katastrophen, die der neuen Ausstellung „Tod auf See” im Marine-Ehrenmal zugrunde liegen.
Teil 7
Am 15. November 2017 meldete das U-Boot san Juan der „Armada de la República Argentina“ (ARA), der argentinischen Marine, per Funk, dass ein an Bord ausgebrochener Brand unter Kontrolle sei und das Boot seine Fahrt daher auf Periskoptiefe fortsetzen wolle. Es war das letzte Lebenszeichen der san Juan .
DiesanJuan wareindieselelektrisches U-Boot des Typs TR 1700, einer Ende der 1970er-Jahre von der damals zum Thyssen-Konzern gehörigen Großwerft „Nordseewerke“ in Emden neu entwi- ckelten Klasse von Export-U-Booten. Im Gegensatz zu den U-Booten der damali- gen deutschen Standard-Typen 206 und 209 besitzen diese zwei Decks und am Turm angebrachte Tiefenruder. Einziger Kunde war Argentinien, das 1982 einen Vertrag über die Abnahme von sechs Booten unterzeichnete, von denen zwei in Deutschland und vier in Argentinien gebaut werden sollten.
Tatsächlich fertiggestellt wurden aber nur die beiden in Emden gebauten Einhei- ten santa cruZ und san Juan. Sie gehör- ten zu den größten U-Booten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gebaut wurden, und mit einer Höchst- geschwindigkeit von 25 kn unter Was- ser auch zu den schnellsten dieselelek- trischen U-Booten der Welt. Die Boote der Klasse TR 1700 sind rd. 66 m lang und 7,30 m breit. Die normale Tauchtiefe liegt bei 225 m, wobei die rechnerische Zerstö- rungstiefe rd. 565 m beträgt. Die Besat- zung besteht aus 26 bis 29 Offizieren, Unteroffzieren und Mannschaften, dazu gibt es zusätzliche Kojen für weiteres eingeschifftes Personal. Die Antriebsan- lage besteht aus vier MTU-Dieselmotoren von je 1100 KW zur Stromerzeugung und einem 6600 KW starken Siemens-Elek-
U-Boot San Juan (S 21) im Marinehafen von Buenos Aires im Mai 2017. Im Hintergrund: Puerto arGentino (A 21) und Punta alta (Q 63)
Geschichte
tromotor, der den Propeller antreibt. Der Aktionsradius beträgt rund 15 000 sm, die Seeausdauer bis zu 30 Tagen. Bewaffnet sind die Boote mit sechs Bugtorpedoroh- ren vom Kaliber 53,3 cm. Insgesamt kön- nen sie 22 Torpedos mitführen.
Die san Juan wurde als zweites Boot ihrer Klasse am 14. April 1982 in Emden auf Kiel gelegt und lief am 13. Juni 1983 vom Stapel. Eine Woche später erfolgte
die Taufe. Benannt wurde die san Juan nach der gleichnamigen argentinischen Provinz. Die offizielle Kennung lautete „S-42“. Am 18. November 1985 erfolgte die Indienststellung des Bootes. Kurz darauf verließ die san Juan Emden, um den Atlantik zu überqueren. Ihr Heimat- hafen war der rd. 400 km südlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gelegene Marinestützpunkt Mar del
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Foto: Wikimedia commons/Juan Kulichevsky


































































































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