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Geschichte
unter erstmals der komplette Doppelbo- den, und zwar mit Lichtbogentechnik. Ins- gesamt waren es rund 70 km Schweiß- nähte, was zu einer Verringerung des Stahlbaugewichts um rund 600 t geführt hat. Durch die Ersparnis an Stahl erhöhte sich, bei gleichzeitig größerer Festig- keit des geschweißten gegenüber dem genieteten Schiffskörper, die Tragfähig- keit um rund 1000 t. Die Anzahl der mit dem Schweißen ersetzten Nieten betrug etwa 1,2 Mio. Stück.
Dass die PotsDam nicht vollständig geschweißt wurde, war durchaus geplant und hatte mehrere handfeste Gründe: Erstens wäre die Montage der komplett geschweißten Außenhaut des Schiffes teurer gekommen, und zweitens musste
Die ScharnhorSt in ganzer Pracht
Ursula Gräfin von Gneisenau, Enkelin des preußischen Feldmarschalls und Heeres- reformers Neidhardt von Gneisenau, vom Stapel.
Bleiben wir bei der PotsDam. Bei den anderen beiden Schiffen des Trios lief es ähnlich ab. So ist der Stapellauf des Neu- baus nach einem damaligen Bericht der Werft Blohm & Voss, für die es nach langer Zeit wieder ein großer Schnelldampfer war, innerhalb einer Minute glatt verlau- fen. Das Ablaufgewicht betrug 8500 t, der Druck auf den vorderen Teil des Schlit- tens zu Beginn des Aufschwimmens rd. 2000 t. Vor dem Stapellauf hatte sich der schlanke, elegante Schiffsrumpf, der vorn in einem leicht geneigten, geraden Stahl- platten-Vorsteven mit einem Bugwulst
an den Auftraggeber Hapag, sondern an den Norddeutschen Lloyd – die Gründe wurden bereits erwähnt. Die wesentli- chen technischen Daten der PotsDam sind (die anderen Neubauten differieren nur geringfügig): 17 528 BRT Vermessung bei gut 193 m Länge, 22,60 m Breite und 12,42 m Tiefgang. Gut 250 Passagiere konnten etwa je zur Hälfte in der 1. und der Touristenklasse untergebracht wer- den. Die Kabinen und Gesellschafträume seien außergewöhnlich geräumig. Es gebe in beiden Klassen, abgesehen von wenigen Ausnahmen, nur Außenkabi- nen, deren Belüftung und Klimatisierung höchsten Ansprüchen genügten, so die Beschreibung der Werft. Gleiches gelte für die eleganten Gesellschaftsräume beider Klassen, deren „Ausstattung von kaum einem anderen Ostasienschiff über- troffen werden dürfte“.
In einer Broschüre aus dem Jahr 1936 for- mulierte es der NDL so, „auf die Schaf- fung großer Promenaden-, Spiel- und Sportdecks wurde besonderer Wert gelegt. Die außerordentlich gehaltenen Fahrgastzimmer stehen in der 1. Klasse zum weitaus größten Teil mit Privatbä- dern, Brausen usw. in Verbindung. Eine weitverzweigte elektrische Lüftungsan- lage sorgt in allen Teilen des Schiffes für ständige Lufterneuerung.“
Außer an die mit großer Sorgfalt gestalte- ten Passagiereinrichtungen war selbstver- ständlich auch an die Ladung gedacht. Auf jedem Schiff standen sechs große Lade- räume mit einem Fassungsvermögen von 14 000 m3 zur Verfügung, bestückt
ein gewisser „Nieterstamm“ vor allem für den Reparaturbereich erhalten bleiben. Darüber hinaus herrschte noch ein Man- gel an geübten Schweißern und schließ- lich gehörte zu jedem Schweißer auch ein Schweißaggregat, und in dieser Hinsicht gab es auf der Werft einen Fehlbestand. Als erster der neuen Schnelldampfer ging am 14. Dezember 1934 die scHarnHorst (18 184 BRT) bei der AG Weser zu Was- ser. Welche Bedeutung diesem Neu- bau für die prestigeträchtige Ostasien- fahrt beigemessen wurde, zeigt schon die Anwesenheit des neuen Reichskanz- lers Adolf Hitler beim Stapellauf. Noch mehr hochrangige Gäste meldete Blohm & Voss beim Stapellauf der PotsDam (17 528 BRT) am 16. Januar 1935. Ange- führt wurde die illustre Schar von Reichs- statthalter Karl Kaufmann, Kriegsmari- nechef Admiral Erich Raeder und Ham- burgs Regierendem Bürgermeister Carl Vincent Krogmann. Die Taufe vollzog Potsdams Oberbürgermeister General- major a.D. Hans Friedrichs. Die Gneisenau (18 160 BRT) lief als dritter Schnelldamp- fer am 17. Mai 1935 nach der Taufe durch
endete und achtern in einem Kreuzerheck auslief, noch einmal eindrucksvoll präsen- tiert, schwärmte der Bericht.
Nach erfolgreich absolvierten Probefahr- ten wurde die PotsDam abgeliefert, nicht
Der Schnelldampfer PotSDaM bei Blohm & Voss noch für die Hapag im Bau
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Foto: Archiv hjw
Foto: Archiv hjw


































































































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