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Deutsche Marine
besserte lokale Zusammenarbeit konnten die Zahlen von über 400 pro Jahr (2009 bis 2011) auf jetzt durchschnittlich knapp 100 in den letzten drei Jahren reduziert wer- den. Dennoch zeigen die Daten, dass die Gefahr weiterhin besteht.
Frachter werden von Huthis angegriffen
Seit November 2023 haben die Huthi- Rebellen 111 Angriffe gegen Handels- schiffe verübt. Sechs dieser Angriffe waren Attacken mit schweren Folgen sowie vier getöteten Seeleuten und 42 Angriffe führ- ten zu leichteren Schäden an den Schiffen. Die Rebellen haben die Frachter am häu- figsten mit Raketen, aber auch mit Boo- ten, unbemannten Wasserfahrzeugen und Drohnen angegriffen. Seit der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist es ruhi- ger geworden. Dennoch ist das Risiko im Roten Meer vor allem bei der Meerenge Bab al-Mandab weiterhin hoch.
Marine schützt Handelsschiffe
Um Handelsschiffe zu schützen und „Freedom of Navigation“ durchzusetzen, haben die EU und die USA Militäropera- tionen gegen die Huthi beschlossen. Die
Operation EUNAVFOR Aspides hat am 19. 02. 2024 begonnen. Deutschland betei- ligt sich seit dem 23. Februar 2024 an dieser Operation. Die Fregatte hEssEn begleitete Handelsschiffe zum Schutz durch das Rote Meer. Hinzu kommt Personal im Hauptquar- tier in Griechenland und auf dem Flagg- schiff vor Ort in der „heißen Zone“.
Eine wichtige Rolle spielen die Reservis- ten der Marineschifffahrtleitung. Diese kommen aus der Handelsschifffahrt und haben somit ein besonderes Fachwissen. Dadurch können sie die militärische Füh- rung im Hauptquartier und auf dem Flagg- schiff unterstützen und beraten.
Seit 2008 beschützen europäische Einhei- ten Handelsschiffe vor Somalia bei der Mis- sion EUNAVFOR Atalanta.
Bis zum 30. April 2022 war auch Deutsch- land an diesem Einsatz beteiligt. Der Hauptauftrag ist der Schutz von Schiffen des Welternährungsprogramms. Wäh- rend der deutschen Beteiligung konnten 1800 Schiffe mit 2,5 Mio. t Lebensmitteln geschützt werden.
Was ist Piraterie?
Piraterie und bewaffnete Raubüberfälle werden erneut seit den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts beobachtet. 1992
hat die International Chamber of Commerce das International Maritime Bureau Piracy Reporting Centre (IMB PRC) ins Leben geru- fen. Mit ihm haben betroffene Schiffsbesat- zungen und -eigner einen Ansprechpartner, der schnelle Hilfe organisieren kann. Das IMB PRC hat auf seiner Internetseite eine aktuelle Karte zu Vorfällen und stellt vier- teljährlich Statistiken zu bewaffneten Raub- überfällen und Piraterie zusammen.
Die International Maritime Organization (IMO) unterscheidet strikt zwischen Pira- terie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe. Alle Vorfälle auf hoher See sind Piraterie. Die hohe See beginnt außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone, wel- che maximal 200 sm von der Küste ent- fernt ist. Alles innerhalb dieses Bereichs sind Raubüberfälle. Beide Definitionen beinhalten, dass Piraten und Räuber für pri- vate Zwecke diese Taten begehen. Somit sind staatlich motivierte Angriffe wie die der Huthi-Rebellen nicht Teil dieser Defi- nitionen. Das IMB PRC bezieht diese nicht in seine Statistiken ein.
Zu den Vorfällen im Roten Meer veröf- fentlicht das Joint Maritime Informa- tion Center (JMIC) Informationen. Die Combined Maritime Forces haben das JMIC speziell wegen der Huthi-Attacken gegründet. 7
Ein Boardingteam der Fregatte mEcklEnburg-vOrpOmmErn überprüft eine Dau
Leinen los! 4/2025 15
Foto: Bundeswehr