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Die mEmEl in der Holzfahrt
mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Von März 1945 bis Kriegsende zudem Chef der in den Niederlanden stationierten 4. Kleinkampfmittel-Division.
Aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, musste sich der „gelernte“ Marineoffi- zier eine möglichst passende Beschäf- tigung suchen. Über diese Zeit gibt es unterschiedliche Angaben. Während die einen die Entlassung Bastians auf den 31. Dezember 1945 datieren, nennt die Marine-Offizier-Vereinigung (MOV) den Juni 1945 und bis Ende 1946 eine Tätig- keit als Hotelmanager im Strandhotel KöhleraufBorkum.EsfolgtedieAnstel- lung als Sprengmeister bei der Berli- nerRäum-undSprenggesellschaftP.H. Röhl, Außenstelle Bremen. Die Firma war dort mit der Sprengung von Bunkern und Hafenanlagen beschäftigt.
In anderen Quellen heißt es, dass Bas- tian von der US-amerikanischen Besat- zungsbehörde eine Sprenglizenz und die Genehmigung erhielt, den bei den Sprengarbeiten reichlich anfallenden
Schutt mit dem aus alliierten Beutebe- ständen gecharterten Artillerieträger AF 104 der ehemaligen Kriegsmarine abzutransportieren. Die Geschütze und anderes militärisches Gerät waren selbstverständlich vorher demontiert worden. Rund 200 000 t Schutt wurden mit dem zum Lastkahn PREgEl umgebau- ten Artillerie-Fährprahm weggeschafft, um an anderen Stellen als Füllmaterial verwendet zu werden.
Das war der Anfang der Reederei Hel- mut Bastian. Sie wurde am 1. April 1947 in Haren (Ems) gegründet. Andere Quellen nennen das Jahr 1948 als Gründungsjahr. Auf jeden Fall wurde der Sitz der Reederei kurze Zeit später nach Bremen verlegt. Als Hausflagge und Schornsteinmarke wählte Bastian auf blauem Grund einen gelben Säge- fisch, der in einem Kreis auf einem Tau gefasst war. Dies war an die Darstellung des Bewährungs- und Kampfabzeichen der Kleinkampfmittel der Kriegsmarine angelehnt.
Der Beginn des eigentlichen Reedereibe- triebs markierte den Erwerb eines 1924 in Wilhelmshaven gebauten Kriegsmarine- Prahms. Der wurde von März bis Juni 1948 auf der Burmester Werft in Bremen Burg zu einem Küstenmotorschiff von 120 BRT umgebaut und unter dem Namen mEmEl in Fahrt gebracht. Zunächst war Bastian Korrespondentreeder bis zum Erwerb des Kümos 1954, den er wenige Monate spä- ter verkaufte. 1954 erwarb Bastian einen 1922 gebauten, 1953 zum frachttragen- den umgebauten Dampflogger mit einer Tragfähigkeit von 260 tdw, der wieder den Namen mEmEl erhielt, aber noch im glei- chen Jahr weiterveräußert wurde.
Das waren die behutsamen Anfänge der Reederei, wobei behutsam lediglich den im Umfeld herrschenden Gegebenhei- ten geschuldet war und nicht etwa dem Tatendrang des Reedereigründers. Die nächsten Schiffe waren dann auch bereits Neubauten. Die Werft von Hein- rich Brand in Oldenburg lieferte in den folgenden vier Jahren jährlich einen Neu- bau an die noch junge Reederei. Begon- nen hat es mit der 1953 abgelieferten antWERPEn(700tdw)unddervorläufige Höhepunkt war 1955 die admiRal Bastian mit einer Tragfähigkeit von 2440 tdw. Die admiRal Bastian hatte ein besonderes Antriebssystem. Es basierte wahrschein- lich auf den Erfahrungen, die der Reeder während des Krieges mit schnelllaufenden Motoren gemacht hatte. Wohl deshalb hatte er sich für hochtourige Dieselmoto- ren der damaligen Motoren Fabrik Darm- stadt als Hauptantrieb für das Schiff ent-
Geschichte
Ein typisches „Bastian-Schiff“ war die inga bastian, Tragfähigkeit 2190 tdw
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Fotos: IMMH (3)


































































































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