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Geschichte
schieden. Es handelte sich um ein neuarti- ges System, bei dem vier einzelne Motoren mit ca. 600 PS Leistung über elektromag- netische Schlupfkupplungen und einem Demag-Untersetzungsgetriebe arbeiten. Jeweils zwei der Motoren befanden sich vor und hinter dem Getriebe.
Die Reederei Helmut Bastian expan- dierte in den Folgejahren rasch mit der Infahrtsetzung weiterer Neubauten. Von der Krögerwerft in Rendsburg kam 1956 z.B. die tRanssylvania (2242 tdw), daran schloss sich ein Jahr später die caRPathia (2780 tdw) an. Die Werft von Abeking & Rasmussen in Lemwerder lieferte 1958 die inga Bastian. Eine Besonderheit ist mit dem Schiff verbunden. Der Besat- zung der inga Bastian gelang mit dem berühmten U-Boot-Fahrer und Ritter- kreuzträger Heinrich Lehmann-Willen- brock als Kapitän im März 1959 vor der brasilianischen Küste die Rettung von 57 Personen des brennenden brasilia- nischen Frachters cOmmandantE lyRa. An der von der Krögerwerft gekommenen tRanssylvania hatte sich Bastian lediglich als Korrespondentreeder beteiligt, domi- nierender Mitbeteiligter war der Lukende- ckelhersteller MacGregor, in dessen Eigen- tum das Schiff letztlich überging. 1960 beteiligte sich Helmut Bastian an der alt- eingesessenen Bremer Firma Rabien &
Nach über zehn Jahren bestellte Helmut Bastian bei der Werft Gebr. Schürenstedt in Bardenfleth an der Unterweser wieder einen Neubau, die kORmORan islE. Der 1450-tdw-Frachter verfügte bereits über Stellplätze von 98 TEU. Und das in einer Zeit, in der der Siegeslauf der genormten Boxen nur die ersten zaghaften Anfänge zeigte. Die kORmORan islE wurde dann auch vor allem als Feederschiff zwischen Bremen und Rotterdam eingesetzt. So gesehen war Bastian einer der Pioniere des in der Folgezeit auch in Europa rasch wachsenden Containerverkehrs.
Das Hauptgeschäft der Reederei Hel- mut Bastian war jedoch die Holzfahrt und so ist es zu erklären, dass die Ree- derei nach dem Verkauf der ersten Schiffsneubauten 1974 zwei für den Transport dieser Ladung optimierten Frachter in den Niederlanden bestellte. Es wurden die cOndOR und tuBinaR mit jeweils 3650 tdw Tragfähigkeit. Offen- sichtlich war Bastian mit der Leistung der Werft zufrieden, denn er orderte für 1971 einen 191-TEU-Containerfrachter, der nach seiner Ablieferung als „Nah- ost-Klipper“ elf Jahre in Zeitcharter für die Deutsche Nah-Ost Linien (DNOL) fuhr. Die darauffolgende PElikan (182 TEU) war ebenfalls für die DNOL als „Nahost-Kurier“ unterwegs.
1976 wurde Helmut Bastian Honorarkon- sul der Republik Ghana für Bremen und Niedersachsen.
Mit dem Erwerb des 122 m langen Mehr- zweckfrachters BEatE (5921 BRT), ein Schiff des DDR-Typs 471 der Rostocker Neptunwerft, das für den Transport für Trockenladung aller Art, von Stückgü- tern, über Container bis hin zu Holz und Papier konzipiert war, und damit eigent- lich in die Bastian-Flotte gepasst hätte, ließ ihn Bastian 1987 auf der Hambur- ger Sietas-Werft zu dem Gastanker OlE- FinE gas mit einer Kapazität von 7100 m3 umbauen. Es war das 26. und letzte Schiff der Reederei. Es überlebte noch ihr Bestehen und wurde erst 2012 im indi- schen Alang abgebrochen.
Infolge der Pleite eines amerikanischen Geschäftskunden wurden an ihn verchar- terte Bastian-Schiffe 1988 in den USA arrestiert und konnten nur gegen hohe Geldsummen ausgelöst werden. Die Ban- ken drehten den Geldhahn zu. Dadurch geriet die Reederei Helmut Bastian in die roten Zahlen und musste am 23. Januar 1989 Konkurs anmelden. Ein Unterneh- men, das durch die Tatkraft eines Einzel- nen praktisch aus Ruinen entstanden war, wenn man die Beseitigung von Schutt ein- mal so bezeichnen darf, hatte aufgehört zu existieren.
Die von der Heinrich Brand Schiffswerft 1955 gebaute admiral bastian hatte ein extravagantes Antriebssystem
Stadtlander und wurde zusätzlich zu den Aufgaben im eigenen Reedereigeschäft deren Geschäftsführender Gesellschaf- ter. Rabien & Stadtlander war hauptsäch- lich im Bereich des Agentur- und Linien- geschäfts tätig und zu ihr gehörte auch die ehemals Königsberger Reederei Ivers & Arlt, die sich auf das Befrachtungsge- schäft der Gruppe konzentrierte.
Und es ging weiter in der schon boomen- den Containerschifffahrt bzw. mit Contai- nerschiffen, allerdings ohne jedoch selbst mit eigenen Linien in die Verkehre einzu- steigen. Der letzte Trockenfrachter, der die Flotte Bastians vergrößerte, war die 1979 von der Elsflether Werft gebaute kORmORan (5983 tdw) mit Stellplätzen für 297 TEU.
Neben seinem Reedereigeschäft war Helmut Bastian ein begeisterter Seg- ler, der mit eigenen Yachten erfolgreich an mehreren internationalen Regat- ten teilgenommen hatte. Am 1. Januar 1980 wurde er zum 1. Vorsitzenden des DHH „Deutscher Hochseesportverband HANSA“ gewählt. Helmut Bastian ver- starb am 7. März 1996 in Bremen. 7
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