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Historisches Kalenderblatt 4/2025
Am 16. April 1925 verließ das zum Vermessungsschiff umgebaute Kanonenboot mEtEOR Wilhelmshaven. Damit begann die „Deutsche Atlanti- sche Expedition“, die längste maritime Forschungsreise unter deutscher Flagge nach dem Ersten Weltkrieg.
Die mEtEOR war am 26. Februar 1914 auf der Kaiserlichen Werft Danzig auf Kiel gelegt worden. Sie lief am 18. Januar 1915 vom Stapel, wurde aber erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als unbewaff- netes Vermessungsschiff fertiggestellt. Die 71 m lange und 10 m breite mEtEOR wurde von zwei Dampfmaschinen ange- trieben, die dem Schiff eine Höchst- geschwindigkeit von 11,5 kn (21 km/h) gaben. Bei 10 kn (18,5 km/h) betrug ihre maximale Reichweite 3650 sm (6760 km). Zusätzlich verfügte sie über eine Schoner- brigg-Takelung.
Zum Kommandanten der mEtEOR wurde Fregattenkapitän Fritz Spiess ernannt. Die wissenschaftliche Federführung lag bei der „Notgemeinschaft der deut- schen Wissenschaft“, dem 1920 gegrün- deten Vorläufer der heutigen „Deut- schen Forschungsgemeinschaft“ (DFG), und dem renommierten „Institut für Meereskunde“ in BerIin. Ziel der Reise
Heckansicht des Schiffes mit angetretener Besatzung
war die systematische Erforschung des südlichen Atlantiks und seiner Lufthülle. Wissenschaftlicher Leiter war der Mee- reskundler Dr. Alfred Merz. Nach dessen Tod am 16. August 1925 in Buenos Aires übernahm der Kommandant auch diese Aufgabe. Neben der 124 Mann starken Besatzung befanden sich vier Ozeano- graphen, zwei Meteorologen, ein Bio- loge, ein Geologe und ein Chemiker an
Bord. Die Marineoffiziere erfüllten eben- falls wissenschaftliche Aufgaben, etwa durch das Anfertigen topographischer Aufnahmen oder die Vermessung des Erdmagnetfelds.
Die Reise dauerte über zwei Jahre und wurde nur von kurzen Hafenaufenthalten unterbrochen. In dieser Zeit überquerte die mEtEOR insgesamt 14-mal den Atlan- tik im Bereich zwischen dem 20. Breiten- grad Nord bis zur arktischen Eisgrenze. Die Gesamtfahrstrecke betrug 67 535 sm. Es wurden auf 310 Beobachtungsstatio- nen sowie mit 67 000 Tiefsee-Echolotun- gen und über 1000 Ballon- und Drachen- flügen umfangreiche Daten gesammelt. Zu den wichtigsten Forschungsergeb- nissen zählten die Erkenntnisse über die Lufthülle des Südatlantik und die Was- serzirkulation des Atlantischen Ozeans sowie die Entdeckung der rund 1500 sm (2800 km) südöstlich des Kaps der Guten Hoffnung gelegenen „Meteor-Bank“ und der mit 8265 m tiefsten Stelle des Süd- Atlantiks östlich der Insel Südgeorgien. Nach 776 Tagen lief die mEtEOR am 2. Juni 1927 wieder in Wilhelmshaven ein. Damit endete eine der bedeutendsten Expedi- tionen in der Geschichte der Meeresfor- schung. Die Auswertung der Forschungs- daten dauerte bis in die 1960er-Jahre. Die mEtEOR wurde weiterhin für Vermessungs- und Forschungsaufgaben ebenso wie als Fischereischutzschiff genutzt. Nach 1945 wurde sie an die UdSSR abgegeben und bis in die 1960er-Jahre als EkvatOR wiede- rum als Forschungs- und Vermessungs- schiff eingesetzt. 1976 wurde sie in Kali- ningrad abgewrackt. 7
So sah das Schiff nach dem Umbau von 1924 aus
1941 war die mEtEOr in Aarhus als Tender und Kommandoschiff stationiert
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Fotos: Wikimedia


































































































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