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BÜCHERSCHAPP
Dieter H. Kollmer, Neue Schnellboote braucht die Marine! Rüstungsgüterbe- schaffung in den beiden deutschen Staa- ten während der zweiten Hälfte des Kal- ten Krieges. Ch. Links Verlag, ISBN 978-3- 96289-205-0, €40,00
Der Autor untersucht den komplexen Pro- zess der Planung bis Indienststellung von zwei Großaufträgen für die Bundesma- rine und Volksmarine. Er „vergleicht“ die Rüstungsbeschaffung der Projekte: Flug- körperschnellboot, Klasse 143 alBatROs (380 to, L 57,6 m, 38 kn) und Kleines Torpe- doschnellboot (KTS), Projekt 131 liBEllE (26 to, L 18,9 m, 48 kn). Die Studie behan- delt relevante politische, volkswirtschaft- liche, rechtliche und militärische Rahmen- bedingungen, Militär- und Rüstungsstra- tegien inkl. Bündniszugehörigkeit. Ge- genüber gestellt werden die Unterschie- de in der Rüstungsgüterproduktion, das Ausschreibungsverfahren (BRD) und die von Ressourcenmangel geplagte Planwirt- schaft (DDR).
Das exzellente wissenschaftliche Werk un- ter Nutzung von 436 Quellen besteht aus 4 Kapiteln. Im 3. Kapitel vergleicht der Autor detailliert Vorgeschichte, Auftragsverga- be, Projektierung, Herstellung, Erprobung, Indienststellung, Effizienz beider Schnell- boot-Klassen bis zur Außerdienststellung. Ausführlich wird die Entwicklung beider Waffensysteme behandelt. Die Fertigung der 10 Schnellboote Kl. 143 erfolgte auf der Lürssen-Werft Bremen und Kröger-Werft Rendsburg. Der Bau der 30 KTS lief auf der Schiffswerft Rechlin (nur Bootskörper) und Peene-Werft Wolgast.
Der Autor verweist einschränkend, dass die Studie wegen der unterschiedli- chen Aufgaben beider Schnellboote kei- ne Abwägung über das bessere Waffen- system vornimmt. Vielmehr waren Ge- meinsamkeiten, Unterschiede und Leis- tungsfähigkeit beider, im nationalen Rah- men realisierten Schnellboote herauszu- arbeiten. Das ist dem Autor gut gelun- gen. Neben Schnellboot-Fahrern ist dem
Buch eine breite Leserschaft zu wünschen. Für Marine-Insider stellt sich die Frage, weshalb für den schifftypähnlichen und waffentechnischen Vergleich nicht das Ra- ketenschnellboot der Volksmarine Klasse 151 sassnitz (347 to, L 48,9 m, 35 kn) gewählt wurde, auch wenn es nicht zur Lieferung sowjetischer Seezielraketen kam. ip
Cornelia Lohs, Roadtrips Norwegen. Un- vergessliche Traumrouten für den per- fekten Urlaub mit Auto, Camping & Mo- torrad, Bruckmann Verlag, München, ISBN 978-3-7343-3009-4, € 29,99
Das Reisen mit dem Wohnmobil wird immer attraktiver, wenn man die in den letzten Jah- ren rasant gestiegenen Verkaufs- und Miet- zahlen zugrunde legt. Als Zielländer bieten
sich unsere europäischen Nachbarländer an, wobei Norwegen als besonders attrak- tiv gilt: wegen seiner eindrucksvollen Land- schaften mit tiefblauen Fjorden, grünen Wie- sen und Wäldern, steil aufragenden Bergen und vorgelagerten Inseln. Mit seinen über 385 200 km2 ist Norwegen eines der flächen- größten Länder Europas mit nicht einmal fünfeinhalb Millionen Einwohnern. Dazu ein Land der Superlative mit mehr als 1700 Fjor- den, 48 Nationalparks, 57 000 km Küstenlinie, 240 000 Inseln und 450 000 Seen.
Die Autorin empfiehlt elf attraktive Routen zwischen Oslo und Kirkenes. Dies in bewähr- ter Bruckmann-Manier: auf zwei bis vier gut bebilderten Seiten mit Kartenausschnitt sowie speziellen Tipps werden lohnenswerte Strecken vorgestellt. Immer wieder müssen Fjorde, Inseln oder Flüsse per Fähre oder Brücke überquert werden, womit das Rei- sen auch be- und anschaulicher wird. WernachNorwegenfährt,dersolltedasvon der Reisejournalistin Lohs, die auch Skandi- navien-Fan ist, leicht verständlich geschrie- bene Werk vor, während und nach einer Rei- se unbedingt zur Hand nehmen. psw
Johannes Erdmann, wilfried erdmann. von außen nach innen, Delius Klasing Ver- lag, Bielefeld, ISBN 978-3-667-12859-1, € 34,90
Wilfried Erdmann, diesen Namen kennt nicht nur fast jeder Wassersportler. Wer aber war der Ausnahmesegler Wilfried Erdmann wirklich, wie war dieser asketi- sche Mann privat? Dieser Frage ist Johan- nes Erdmann nachgegangen, der mit dem berühmten Weltumsegler eng befreundet aber nicht verwandt war. Er hat sich in die- sem Buch mit 18 Essays von Freunden, Weg- begleitern und Segellegenden dem Men- schen Wilfried Erdmann angenähert Wilfried Erdmann (1940–2023) hat in seinem Leben weit über 200 000 sm rund um den Globus und vor der Haustür ersegelt. Im- mer wieder war er auf seinen Reisen über lange Zeiträume auf sich allein gestellt. Ein- hand auf dem Boot, darin war er geübt, hat das Alleinsein genossen und erduldet, sich aber auch am Familiensegeln erfreut und Gastsegler in sein Metier eingeladen.
1968 war ihm als erster Deutscher eine Ein- hand-Weltumseglung gelungen. Frisch verheiratet folgte 1969 bis 1972 eine drei- jährige Weltumseglung mit seiner Frau. 1976 bis 1979 dann traumhafte dreiein- halb Jahre Südseesegeln mit Frau und Sohn. Es folgten weitere Extremfahrten, mit denen er auf der ganzen Welt für Aufsehen sorgte. 1984/85 nonstop von Kiel nach Kiel in 271 Tagen, 2000/01 dann das Gegenstück von Cuxhaven nach Cuxhaven in 343 Tagen allein gegen den Wind um die Welt.
In diesem Buch erinnern sich Freunde an einen besonderen Gesprächspartner und Mutmacher, der Generationen von Was- sersportlern begeistert und inspiriert hat. Ob Wettfahrt-Segler Boris Herrmann, Mare-Chefredakteur Nikolaus Gelpke, Yacht-Herausgeber Jochen Rieker, Bruder Klaus Erdmann oder Abenteurer wie Arved Fuchs und Burkhard Pieske, sie alle lassen den Leser teilhaben an ihren gemeinsamen Momenten mit Wilfried Erdmann. Das Buch ist eine Annäherung und Hommage an eine Ikone des Segelns. ws
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