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Deutsche Marine
fung angewiesen. Das Sondervermögen ermöglicht Beschaffungen, die vor zwei Jahren illusorisch erschienen.
Aus der Brille der Soldaten mag diese Zeitenwende in der Zivilgesellschaft noch nicht hinreichend angekommen sein. Vor dem Hintergrund vielfältiger gesellschaftlicher Herausforderungen gilt aber der maßvolle Blick auf unsere Gesellschaft, zu deren Schutz wir unse- ren Eid geleistet haben: Wir haben viel erreicht, und es ist viel in Bewegung gekommen.
Definitiv ist die Zeitenwende bei den Männern und Frauen der Marine in Zivil und in Uniform angekommen: „Not on our watch/Nicht während unserer Wache“ meinen wir ernst! Unsere ver- stärkten Übungs- und Präsenzaktivi- täten, Operation BALTIC GUARD, füh- ren wir unverändert mit multinationaler Unterstützung fort. Ja, unsere Partner in der Ostsee befeuern uns, in diesem Operationsgebiet mehr Verantwortung zu übernehmen. Durch Truppenbesu- che, unter anderem beim diesjährigen Flugkörperschießen in Andoya, konnte ich mich überzeugen: Wir lassen nicht locker, eine kampfbereite Flotte als Teil der konventionellen Abschreckung des Bündnisses vorzuhalten.
Die Marine braucht mehr Maritime- Strike-Fähigkeiten, vor allem gegen die Bedrohung „Anti-Access/Area Denial“. Die bisherige Zahl an landzielgeeigneten Lenkflugkörpern RBS15 auf den Korvet- ten der Braunschweig-Klasse ist begrenzt
Aber: An vielen Stellen kneift und knirscht es weiterhin. Wir müssen den Fokus unserer Anstrengungen noch viel mehr auf unser Personal legen. Rüs- tung ist wichtig – Personal ist essenziell. In Bezug auf Verfügbarkeit und materi- elle Einsatzbereitschaft sind weitere Ver- besserungen notwendig – allerdings bewerte ich den Kauf der Warnowwerft als Wende für die Instandsetzung.
Als Marine fordern wir als Teil der Zei- tenwende allerdings eine spürbare Ent- lastung der Flotte von den weiterhin bestehenden Einsätzen des internatio- nalen Krisenmanagements. Wir verste- hen die politische Relevanz, gleichwohl benötigen wir Freiräume, um die Flotte kampfkräftig zu halten.
Zeitenwende findet in unseren Köp- fen statt. Wir sind aufgefordert, schnel- ler und auf möglichst niedriger Ebene zu entscheiden. Das Sondervermögen schafft die materiellen Voraussetzungen dafür. Es ist eine gewaltige Anschubfi- nanzierung und auch ein Vertrauens- vorschuss der Regierung und des Parla- ments an die Bundeswehr. Viele analy- sieren, welchen Anteil unsere Marine am Sondervermögen einnimmt, wie wir im Vergleich mit anderen aufgestellt sind. Diese Analyse ist sinnvoll und notwen- dig. Sie erfolgt zielgerichtet im Mari- nekommando und führt zu Diskussio- nen und Maßnahmen. Es mag auf den ersten Blick ärgerlich sein, dass für die Marine auch Projekte mit bereits beste-
Leinen los! 6/2023 7
Die 40 m lange sea hunter ist seit 2016 ein Prototyp der US Navy für unbemannte Überwassersysteme. Der Trimaran hat bereits mehrere autonome Fahrten über lange Strecken hinter sich. Hier beim Großmanöver RIMPAC 2022
Foto: Bundeswehr/Marcel Kröncke
Foto: US Navy/Aleksandr Freutel


































































































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