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Ein U-Boot auf dem Weg
in Deutschlands Süden
Eine kurze Biografie des zukünftigen Museumsbootes U 17
Matthias Faermann
Viel Aufsehen in den Medien erregt in diesen Wochen ein seit Jahren außer Dienst gestelltes U-Boot der Deut- schen Marine. U 17 war auf der Reise von Kiel in die Technischen Museen Sins- heim/Speyer und sorgte auf dem Weg für spektakuläre Bilder. Es ist nicht nur ein langer Weg, den das Boot von der Küste bis in den Süden zurücklegen musste, es war auch ein langer Weg von der Indienststellung bis zum Museums- boot. In Dienst gestellt wurde U 17 vor 50 Jahren im November 1973, es zählte als eines von 18 Booten der Klasse 206 zum Rückgrat der deutschen U-Bootwaffe und gehörte dem 3. Ubootgeschwa- der (UG) mit Heimathafen Eckernförde an. 2006 wechselte es mit Zusammen- legung der Ubootgeschwader in das 1. UG. In den Jahren 1989 bis 1991 wurde es zur Typklasse 206 A modernisiert. Die herausragenden Unternehmungen, an denen U 17 teilnahm, waren die Atlan- tiküberquerungen im Jahr 1997 mit zahl- reichen hochwertigen Manövern und Hafenbesuchen in der Karibik und den USA sowie der Mittelmeereinsatz im Rah- men der NATO-Operation Active Endea- vour im Jahr 2010. Wenige Monate spä- ter, im Dezember 2010 wurde U 17 – wie kurz darauf auch alle übrigen Boote der Klasse 206 A – aufgrund einer von Fach- leuten nicht nachvollziehbaren kurzfristi- gen Entscheidung des Verteidigungsmi- nisteriums außer Dienst gestellt.
Von 2010 bis 2021 lag U 17 im Marinear- senal in Wilhelmshaven auf. U 17 sowie das Schwesterboot U 15 standen zur Aus- wahl für das Museumsprojekt in Sins- heim. Aufgrund des besseren Gesamtzu- stands und dadurch geringerer Umbau- kosten fiel schließlich die Wahl auf U 17. So wurde das Boot am 30. Juni 2021 nach Kiel überführt. In der Werft von thyssen- krupp Marine Systems (tkMS), übrigens auch die Bauwerft des Bootes, wurden die Batterien ausgebaut und das Waf- fensystem demilitarisiert. Die drei noch
übrigen Boote gleichen Typs (U 15, U 16 und U 18) wurden der Verschrottung zugeführt.
Am 28. April begann nun die letzte Reise, U 17 wurde dafür aus dem Dock geho- ben und auf einen Schwimmponton ver- laden. In den frühen Morgenstunden des 29. April hat ein Schlepper den Ponton durch den Nord-Ostsee-Kanal in Rich- tung Nordsee transportiert. An den Ost- und Westfriesischen Inseln vorbei lief der Schleppzug bei Hoek van Holland in die Nieuve Maas und wurde in Dordrecht bei Rotterdam für die Flussfahrt vorberei- tet. Über die Waal ging es dann auf den Rhein, angelaufen wurden die Etappen Nijmegen, Duisburg, Köln, Lahnstein,
Mainz und Mannheim. Nach der Ankunft im Naturhafen Speyer erfolgte der Wei- tertransport per Schwerlasttransport auf der Straße im Schritttempo in das Tech- nikmuseum Speyer.
Dort wird U 17 zunächst weiter als Muse- umsexponat aufgearbeitet. Auch muss das Boot leichter und drehbar gemacht werden, damit die noch folgenden Stre- ckenabschnitte zum zweiten Museums- standort passiert werden können, so sind z.B. Motor und Maschinenteile zu fixie- ren, um das Boot auf die Seite legen zu können. Im kommenden Jahr führt dann die Reise zum endgültigen Liegeplatz in Sinsheim. Dafür wird wieder der Rhein bis Mannheim befahren, anschließend geht es auf dem Neckar nach Heidelberg. Dort muss U 17 auf dem Ponton auf die Seite gedreht werden, damit eine Brü- cke passiert werden kann. Danach wird Haßmersheim angelaufen, von dort wird wiederum ein Straßentransport erforder- lich, er führt durch den Odenwald in den Kraichgau nach Sinsheim.
Im dortigen Technikmuseum wird das Unterseeboot als Leihgabe der Wehrtech-
Deutsche Marine
U 17 läuft am 16. Januar 2010 zu seinem nimmt Kurs auf das Mittelmeer. U 17 war Endeavour (OAE) der NATO
letzten Einsatz aus Eckernförde aus und rund vier Monate Teil der Operation Active
Leinen los! 6/2023 9
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Foto: Bundeswehr/Ann-Kathrin Fischer


































































































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